Laura Gonzalez Martinez ist Verkäuferin in Zürich und Gewerkschafterin.
Ich war Ende August am Kongress der UNI Global Union in Philadelphia, USA. Die UNI ist ein globaler Gewerkschaftsbund mit Mitgliedern aus 150 Ländern. Ihr Ziel: kollektive Gesamtarbeitsverträge und soziale wie auch wirtschaftliche Gerechtigkeit. Alle vier Jahre treffen sich die Gewerkschaften zu einem Weltkongress. Die UNI hat die Sitzungen in drei Themenblöcke unterteilt: Finanzen, Frauen und Gewerkschaft im Allgemeinen. Die Finanzen habe ich nicht besucht. Mich um meine eigene schwierige Finanzlage zu kümmern reicht mir völlig aus. Ich habe an der Sitzung der Women UNI Global und der Gewerkschaft teilgenommen.
Wir Frauen erheben uns jeden Tag und überall!
HINDERNISSE. Der Frauenkongress mit über 400 Genossinnen hat mich tief berührt. Die Reden der Gewerkschafterinnen aus über 70 Ländern waren beeindruckend und lehrreich. Die Liste der gemeinsamen Schwierigkeiten ist lang. Und doch: Die politische Ausgangslage ist in jedem Land eine andere, und so unterscheiden sich auch die Hindernisse für die Frauen im Alltag und am Arbeitsplatz. Beunruhigend waren die Berichte über die vielerorts erstarkten rechten Regierungen und Parteien, die die Grundrechte der Frauen massiv angreifen. Ermutigend waren aber die Stärke und der Mut der Genossinnen, die Dinge in die Hand zu nehmen und zu ändern.
WÜRDE. «Women rising together» war das Motto, Frauen erheben sich gemeinsam. Und wir haben uns erhoben. Wir Frauen erheben uns jeden Tag überall auf der Welt: für Gleichstellung, Respekt und für unsere physische und psychische Gesundheit, im Privatleben und auch am Arbeitsplatz. Dafür, dass wir uns entfalten können, so, wie wir sind. Dass wir in Sicherheit und Würde altern können. Dass wir uns mit Programmen und Schulungen innerhalb der Gewerkschaft weiterbilden können. Wir erheben uns, um uns gegenseitig zu unterstützen, auszutauschen und uns zu stärken. Um uns zu schützen. Um zu kämpfen. Gegen Femizide, gegen Ausbeutung, gegen Diskriminierung.
FRAUENSTREIK. Patricia Nyman aus Südafrika war von 2018 bis 2023 Präsidentin der UNI Women. Eine beeindruckende und mutige Frau. Am Rande der Veranstaltung sprach ich kurz mit ihr. Sie hat den Frauenstreik in der Schweiz in den sozialen Medien aufmerksam mitverfolgt und ist begeistert, dass so viele Frauen auf der Strasse waren. Aber sie betonte auch, dass es noch viel zu tun gibt. Recht hat sie. Wir machen weiter und erheben uns gemeinsam. Jeden Tag mit viel Mut. Ein Satz von Patricia in einer ihren Reden hat sich mir tief eingeprägt: «Wir sind die Stimme für all diejenigen, die keine Stimme haben. Solidarität für alle!»