Wind- und Solarstrom können nicht immer sofort ins Netz eingespeist werden. Eine neue Batterie-Technologie bietet sich jetzt als Puffer an. Und sie funktioniert ohne knappe Rohstoffe.
Organic-Flow-Batterien: Der österreichische Bauriese Strabag investiert 100 Millionen in diese absehbar höchst umweltfreundliche Innovation. (Bild: Edison Media)
Politisch gibt es in der Schweiz offenbar einen Stadt-Land-Graben, der immer grösser zu werden droht. Jedenfalls sagen dies die Politologinnen und Politologen. Einer der Grabenkämpfe ist das Elektroauto, das sich – wenn wir der SVP glauben wollen – für den hügeligen, alpinen Raum nicht eigne. Und erst noch zu teuer sei.
Ganz andere Sorgen plagen jedoch die Autoherstellerinnen in Europa. Vorab in Deutschland haben sie Angst, dass China mit preislich höchst attraktiven Elektroautos den Markt fluten könnte. Besser reagieren sie in Frankreich: da kommt in wenigen Monaten mit dem neuen Citroën ë-C3 ein kostengünstiger elektrischer Wagen auf den Markt, der bestimmt auch die Herzen der Bäuerinnen und Bauern in der Schweiz höherschlagen lassen wird. Denn erstens können sie den Strom selber günstig produzieren. Und zweitens haben Elektroautos in den Voralpen und Alpen einen unschlagbaren Vorteil: sie laden beim Bergabfahren ihre Batterien auf. Das spart Strom und Geld.
A propos Strom: Beim parallel dazu anstehenden Umstieg auf die immer billiger werdende Solarenergie müssen dringend folgende drei Probleme gelöst werden:
Problem 1: Die Sonne scheint nur am Tag und nicht in der Nacht. Batterien werden diesen Tag-und-Nacht-Ausgleich sicherstellen müssen. China bringt jetzt Lithiumionen-Batterien auf den Markt, die pro speicherbare Kilowattstunde nur 80 Franken kosten. Eine Sensation! Mit diesen gelingt es, die Produktion von Solarstrom günstig in die Nacht zu verschieben. Und ihn erst noch bedarfsgerecht ins Netz einzuspeisen, ohne dass man dieses gross ausbauen müsste.
Problem 2: Wenn die Sonne nicht scheint, wenn der Wind nicht bläst und die Bäche zu wenig Wasser führen, kann es zu trockenen Dunkelflauten kommen. Für die Schweiz noch kein Problem, wenn wir immer genügend Wasser in unseren Stauseen haben.
Problem 3: Wenn wir den Zubau der Photovoltaik vorab im Mittelland und nicht in den Alpen vorantreiben, haben wir viel zu viel Sommerstrom. Und zu wenig Winterstrom. Das deutsche Unternehmen CMBlu Energy AG glaubt die Lösung mit seinen Organic-Slow-Flow-Batterien gefunden zu haben. Diese flexiblen Speicherlösungen kommen als stationäre Energiespeicher im Stromnetz zum Einsatz und helfen, Energieerzeugung und Energieverbrauch auszugleichen. Auch das österreichische Unternehmen Strabag AG glaubt an diese neue Technologie. Deshalb steigt es mit 100 Millionen bei CMBlu ein. Die Vorteile:
- Erstens sind grosse Stromspeicher selbst im Gigawattstundenbereich möglich.
- Zweitens soll ihre Lebensdauer praktisch unbegrenzt sein, wenn sie richtig gewartet werden.
- Drittens liegt ihr Wirkungsgrad bei 90 Prozent. Weit besser als bei den Pumpspeicherwerken, die nur auf 80 Prozent kommen.
- Viertens besteht im Gegensatz zu Wasserstoffspeichern keine Explosionsgefahr.
- Und fünftens werden keine seltenen Erden oder andere knappe Rohstoffe verwendet. Ein unglaublicher Vorteil!
Noch sind die Investitionskosten mit 330 Franken pro gespeicherte Kilowattstunde zu hoch, um Milliarden von Kilowattstunden vom Sommer in den Winter zu verschieben. Aber für viele stationäre Anwendungen hat die Slow-Flow-Batterie schon heute unglaublich viel Potential, so sie denn halten wird, was sie verspricht.
Es gibt einen Wettbewerb der Ideen, der Konzepte und der Preise. Wer am Ende die Nase vorne hat, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht wissen. Nur eines wissen wir bestimmt: Alles bewegt sich rasend schnell in Richtung Klimaneutralität. Viel schneller jedenfalls, als das die Roten und Grünen bisher dachten, als sie die Klimafonds-Initiative konzipierten.
Links zum Thema:
- rebrand.ly/gruene-grossbatterie Dieses schon etwas ältere Video erklärt die Funktionsweise der Organic-Flow–Batterien.
- rebrand.ly/chinesische-batterien Hier bieten chinesische Hersteller Batterien mit einer Speicherkapazität von 500 Kilowattstunden an. Mit einer Lebensdauer von 8000 Zyklen. Zum Preis von 80 Franken pro gespeicherte Kilowattstunde. Müsste Energieminister Albert Rösti mal testen!
- rebrand.ly/cmblu-energy Die Homepage von CMBlue.
- rebrand.ly/e-c3 Wird dieser neue Citroën ë-C3 der neue Deux Chevaux (Döschwo) des nächsten Jahrzehnts?