Die Unia wurde vor fast 20 Jahren gegründet. 30 Online-Meetings, 1200 Änderungsideen und einen ausserordentlichen Kongress später hat sie jetzt neue Statuten.
Kann man eine Organisation mit 180 000 Mitgliedern umbauen? Die Unia kann. Und das erst noch in flottem Tempo. Und basisdemokratisch. Am
21. Oktober hat der ausserordentliche Kongress getagt, und bereits am Mittag waren die neuen Statuten besiegelt. Ganz so einfach war es natürlich nicht. Dem effizienten Kongress war ein gigantischer Prozess vorausgegangen, mit über 30 Online-Meetings, an denen sich Hunderte von Mitgliedern und Mitarbeitenden beteiligten, die rund 1200 Ideen einbrachten. Und der bereits 2021 mit dem Auftrag des ordentlichen Kongresses begann: Die Unia soll sich weiter in Richtung einer interprofessionellen Gewerkschaft für alle entwickeln. Sie soll den Ressourceneinsatz verbessern. Und sie soll wachsen, bekannter werden und ihre Verankerung an den Arbeitsplätzen stärken.
MEHR MITBESTIMMUNG
Im Anschluss an die Online-Meetings haben die Unia-Gremien die Ideenflut gebändigt und auf vier Reformpakete reduziert, über die die rund 300 Kongress-Delegierten schliesslich abstimmten. Das Resultat: Es soll eine klarere Trennung von Strategie und Umsetzung geben. Die Mitglieder bestimmen verstärkt die Strategie; die professionellen Gremien erhalten mehr Entscheidungskompetenzen für das operative Geschäft. Hier die wichtigsten Neuerungen etwas detaillierter:
Der Zentralvorstand soll sich stärker auf strategische Fragen konzentrieren, das heisst Kampagnen beschliessen und strategische Ziele festlegen können. Und er soll sich mehrheitlich aus Basismitgliedern zusammensetzen.
Die Aufteilung in Sektoren soll flexibler gestaltet werden können. Die Delegiertenversammlung kann – auf Antrag der Sektoren – neu darüber bestimmen, wie viele Sektoren die Unia hat und wie die Branchen eingeteilt sind.
Auch bei den Regionen soll die Basis mehr Strategiekompetenzen erhalten. Die Regio-Delegiertenversammlungen und Regio-Vorstände sollen überall strategische Entscheide zu regionalen Kampagnen fällen können. Die Regio-Leitungen verantworten die operative Umsetzung.
Bei der Urabstimmung hat sich der Kongress dafür ausgesprochen, dass wie bisher eine Abstimmung unter allen Mitgliedern nur dann zustande kommt, wenn zwei Drittel des Kongresses oder der Delegiertenversammlung dies verlangen (Status quo).
2024 ist für die Zukunft der Altersvorsorge ein wegweisendes Jahr.
MEHR LOHN, MEHR ZEIT, SUBITO!
Doch die Unia wäre nicht die Unia, wenn sie sich nur mit sich selbst beschäftigen würde. In ihrer Eröffnungsrede sagte Präsidentin Vania Alleva, dass seit den terroristischen Angriffen der Hamas und den folgenden Bombardierungen und Vertreibungen das Leid der wehrlosen Opfer und ihrer Familien sowohl in Israel wie in Palästina nochmals massiv zunehme. «An der Gewaltspirale zu drehen ist nie die richtige Antwort. Das ist meine tiefste Überzeugung», sagt Alleva. Weiter bezeichnete sie es als dringlichste Aufgabe der Gewerkschaften, gerade auch in einer aus den Fugen geratenen Welt einen konkreten Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit zu leisten: «Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um das Leben der Arbeitnehmenden und der Menschen überhaupt zu verbessern. Das ist unsere Verantwortung.»
Die drei Resolutionen, die der Kongress am Nachmittag verabschiedet hat, widerspiegeln die zentrale Bedeutung von Armutsbekämpfung und sozialer Sicherheit. Mit der Resolution «Renten erhöhen, Sozialabbau verhindern» will sie die Stärkung der AHV vorantreiben und entschieden gegen die geplante Aushöhlung der Pensionskasse und gegen die Erhöhung des Rentenalters vorgehen, denn 2024 ist für die Zukunft der Altersvorsorge ein wegweisendes Jahr. Gleich drei Vorlagen kommen an die Urne: am 3. März 2024 die AHV×13-Initiative der Gewerkschaften und die auf Sozialabbau getrimmte Renteninitiative zur Erhöhung des Rentenalters der Jungfreisinnigen. Und im Juni 2024 voraussichtlich die BVG-21-Revision der bürgerlichen Parlamentsmehrheit, die in die komplett falsche Richtung geht und bedeutet, dass viele mehr bezahlen für weniger Rente.
Die zweite Resolution, «Kaufkraft stärken statt Profite maximieren», fordert generelle Lohnerhöhungen, Mindestlöhne von 4500 Franken bzw. 5000 Franken mit Berufsabschluss, Lohngleichheit, mehr Prämienverbilligungen sowie einen 13. Monatslohn und eine 13. AHV-Rente für alle.
Die dritte und letzte Resolution, «Höchste Zeit für mehr Zeit zum Leben!», fordert eine Reduktion der Arbeitszeit bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Denn – so wurde auch in der Debatte immer wieder betont – eine gerechte Neuverteilung der Arbeit sei längst überfällig und machbar.
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