Laura Gonzalez Martinez ist Verkäuferin in Zürich und Gewerkschafterin.
Die Gewerkschaft hat mich dieses Jahr gelehrt, dass wir niemals allein sind. Und ich bin mir sicher, dass ich auch diesmal mit meinem Problem nicht alleine bin. Mein Problem hat einen Namen: Redeangst. Ja, die laute Laura wird kleinlaut, wenn es darum geht, vor Publikum zu reden. Die Konfrontationen mit den Vorgesetzten – kein Problem. Einstehen für unsere Rechte – kein Problem. Stürmen wir die Hauptsitze – ich bin dabei. Stehlen wir gemeinsam Pferde – ich bin verdammt noch mal dabei!
Ja, dann wird die laute Laura kleinlaut.
SCHLUSS DAMIT! Wird aber von mir erwartet, dass ich über Pferde vor vielen gespitzten Ohren rede, dann klappe ich zusammen. Der Herzschlag wird ohrenbetäubend laut, die Hände klatschnass. Von der Übelkeit und dem Zittern mag ich gar nicht schreiben. Furchtbar, wenn ich mich nicht mehr unter Kontrolle habe. Obwohl ich für das Thema brenne und ganz viel zu sagen hätte. Ich habe es bisher verschwiegen, weil es mir äusserst unangenehm war. Ausserdem wurde ich öfters missverstanden und als desinteressiert hingestellt. Damit ist jetzt Schluss! Was mich die Gewerkschaft auch gelehrt hat, ist, die Probleme anzupacken und darüber zu reden.
HER DAMIT! Ich habe mich mit einem Haufen Bücher über die Redeangst eingedeckt. Und wie bei allem im Leben heisst es für mich üben, üben und üben. Ich mache brav meine Atemübungen und piepse mich langsam durch die Veranstaltungen. Mit dem Ziel, dass ich irgendwann ganz laut und vor Hunderten Leuten über die gestohlenen Pferde reden kann. Aber Hilfe finde ich bereits jetzt, in einer wunderbaren Unia-Fachgruppe. Ja, von diesen Kolleginnen und Kollegen kann ich am meisten lernen. Sie standen in der letzten wichtigen nationalen Sitzung vor versammelter Mannschaft. Sie sprachen über unsere Arbeit, die Missstände und über die erbrachten Erfolge. Sehr mitreissend und kämpferisch! Wieder zeigt es sich: In der Gruppe sind wir stark. Und: Die Gruppe macht jeden Einzelnen stärker. Mit euch an meiner Seite werde ich ganz bald über die verdammten Pferde sprechen können. Hier mein Dankeschön an meine Fachgruppe für ihren Einsatz und ihre Inspiration!
Kürzlich in meiner Molkiabteilung: Ein Kunde hält mir eine Packung Milch vor die Nase und fragt, warum diese Milch mit dem heutigen Ablaufdatum noch zu verkaufen sei.
Ende Oktober ist wieder «24 Stunden Comics» in der Alten Kaserne in Winterthur. Da dürfen Illustratorinnen, Erzählerinnen und Kreativköpfe in 24 Stunden auf 24 Seiten ihre Geschichten darstellen.
Seit zwanzig Jahren bin ich im Verkauf und habe einiges an sexueller Belästigung von Kunden und Arbeitskollegen erlebt. Eine Geschichte hat mich besonders geprägt.
