Den letzten GAV-Vorschlag hat das Kabinenpersonal versenkt. Jetzt hat die Swiss deutlich nachgebessert. Nichts zu feiern hat hingegen das Bodenpersonal.
KAPERS-CHEFIN: Sandrine Nikolic-Fuss arbeitet noch immer als Flight-Attendant. (Foto: Keystone)
Nach dem Crash die Landung. Der neue Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für das Kabinenpersonal der Swiss liegt auf dem Tisch. Laut der Gewerkschaft Kapers, die mit der Airline ein halbes Jahr verhandelt hat, bringt der GAV «deutlich mehr Verbesserungen», als es der GAV 23 getan hätte. Diesen haben die Kapers-Mitglieder im letzten Februar enttäuscht abgelehnt. Der Hauptgrund: enorme Unterschiede bei der Lohnentwicklung zwischen Neueinsteigern (+18%) und erfahrenen Flugbegleiterinnen (nur +4%).
Jetzt aber lassen sich die Resultate sehen: für alle ein Lohnplus von 400 Franken, Verbesserungen beim Dreizehnten sowie beim Pensionsalter. Zudem wird der bereits in Kraft getretene Inflationsausgleich von 2 Prozent fortgeführt. Und bei den Spesen wird das Kabinenpersonal endlich den Pilotinnen und Piloten gleichgestellt, was einem Anstieg von 25 Prozent entspricht. Auch in die Lebensqualität der Besatzungen «investiere» man, teilt die Swiss mit. Einsatzpläne würden künftig früher zugestellt und monatlich sieben fixe Frei-Tage garantiert. All das kostet die hochprofitable Lufthansa-Tochter 200 Millionen Franken statt, wie ursprünglich vorgesehen, nur 100 Millionen. Kapers-Chefin Sandrine Nikolic-Fuss (54) sagt dazu: «Es ist höchste Zeit für bessere Arbeitsbedingungen. Das Kabinenpersonal hat wirklich schwierige Jahre hinter sich.» Der vorliegende GAV sei «ein Schritt in die richtige Richtung». Frenetischer Jubel klingt anders.
Basislöhne für Neueinsteigende sind immer noch zu tief.
LETZTES WORT HAT CREW
Nikolic-Fuss erklärt: «Bis vor kurzem waren praktisch alle Crews unterbesetzt. Und dies trotz vollen Flügen und Gästen, die nach Corona spürbar schwieriger geworden sind.» Und dann die Basislöhne für Neueinsteigende: «Mit 3868 Franken sind wir immer noch im Tieflohnsegment!» Besonders problematisch sei dies, da die Crew-Mitglieder nahe am Flughafen wohnen müssten und die dortigen Mieten mittlerweile «astronomisch» hoch seien. Jetzt also endlich ein Fortschritt! Ganz abgeschlossen ist der GAV aber noch nicht. Er braucht noch den Segen von zwei Dritteln der knapp 2700 in Zürich und Genf angestellten Kapers-Mitglieder.
Keine Abstimmung nötig ist dagegen beim immer noch krisengebeutelten Bodenpersonal. Die Gewerkschaften SEVGata und VPOD haben angesichts von Rekordgewinnen einerseits und Reallohnverlusten andererseits 5 Prozent mehr für alle gefordert. Doch von generellen Erhöhungen wollten die Swiss-Chefs nichts wissen und brachen die Verhandlungen ab – nach bloss zwei Sitzungen. Jetzt zahlen sie 1 Prozent generell und 1 Prozent individuell, also nicht einmal den Teuerungsausgleich!