Nach der Demonstration vom Oktober in Zürich kommt Bewegung in die Elektro- und Gebäudetechnikbranche. Doch das Seilziehen um die neuen GAV geht weiter.
ERFOLG: Die Demo in Zürich hat Wirkung gezeigt. (Foto: Iwan Schauwecker)
Es ist eine historische Kampagne, die die Elektrikerinnen und Gebäudetechniker gerade fahren. Zum ersten Mal haben sich die beiden Berufsgruppen vereint. Und in der Cebäudetechnik findet erstmals überhaupt eine breite gewerkschaftliche Mobilisierung statt. Jetzt trägt diese Solidarität erste Früchte. Nach der gemeinsamen Oktober-Demonstration in Zürich mit 1200 Teilnehmenden stehen die neuen Löhne fest. Sie steigen in beiden Branchen – und zwar generell, also für alle, und über den Teuerungswert von aktuell 1,7 Prozent.
Konkret gibt es in der Elektrobranche ab Januar 2,2 Prozent mehr. Bei einem Monatslohn von 5400 Franken entspricht das einem Jahresendplus von 1560 Franken. Das ist eine der höchsten Effektivlohnerhöhungen der letzten zehn Jahre. Gleiches Muster in der Gebäudetechnik: Dort steigen alle Löhne um 120 Franken. Bei einem Lohn von 5000 Franken kommt das einem Plus von 2,4 Prozent gleich – und damit dem höchsten Anstieg seit 2013. Für Yannick Egger, Mitglied der Unia-Sektorleitung Gewerbe, ist dieses Ergebnis kein Zufall: «Es ist das verdiente Resultat des kollektiven Engagements!» Ein erster wichtiger Schritt sei damit gemacht. Doch: «Die Löhne sind noch nicht dort, wo sie sein müssten.» Ganz anders sehen das die Arbeitgeberverbände.
ORGANISATIONSGRAD STEIGT. Sie geben sich alle Mühe, die Gewerkschaftskampagne als nutzlos darzustellen. So schreibt Eitswiss, der Verband der Elektrounternehmer, man nehme die Demo «zur Kenntnis», doch Entscheide würden «nicht durch derartige Aktionen gefällt, sondern am Verhandlungstisch». Und der Gebäudetechnikverband Suissetec macht auf cool: Es handle sich um eine «Kundgebung mit wenig Substanz» und um «viel Lärm, mehr nicht».
Die überbetonte Gelassenheit soll der Büezer-Kampagne den Wind aus den Segeln nehmen. Schliesslich sind erst die Lohnverhandlungen abgeschlossen, aber noch nicht jene über die neuen Gesamtarbeitsverträge. Gebäudetechniker und Stromer fordern weitgehend dasselbe: eine bessere und vertraglich gesicherte Lohnentwicklung, faire Arbeitszeitmodelle zur Reduzierung von Stress, das Recht auf Frühpensionierung, mehr Ferien und voll bezahlte Fahrzeiten. Wie es weitergeht, bestimmt die Branchenkonferenz am 2. Dezember. Unia-Mann Egger ist zuversichtlich: «Die Dynamik ist gut, die regionalen Berufskomitees geben den Ton an, und der gewerkschaftliche Organisationsgrad ist deutlich gestiegen.»