Die Klimakrise trifft die Bauleute bereits heute mit voller Härte. 20 000 von ihnen fordern jetzt in einer Petition mehr Schutz bei Schlechtwetter und Hitze. Und vor übermässigem Termindruck
Wenn Meteo Schweiz in ihrer Sommerbilanz kühl von «zwei ausgeprägten Hitzewellen auf der Alpennordseite und drei auf der Alpensüdseite» schreibt, hiess das für die rund 80 000 Bauleute in der Schweiz nicht nur im Sommer 2023: Von oben brennt die pralle Sonne, das Thermometer steigt bis auf 35 Grad, und je nach Baustelle kocht von unten auch noch der Asphalt bei 150 Grad.
Chris Kelley, Co-Leiter Sektor Bau der Unia, sagt: «Bauen findet draussen statt. Bauarbeiter sind auch bereit, bei Wetterbedingungen zu arbeiten, die nicht ideal sind. Doch wenn es gefährlich wird, ist die Grenze erreicht.»
Und die wird immer häufiger überschritten. Denn der Termindruck auf dem Bau ist gross. So gross, dass die Bauarbeiter selbst bei fiesestem Sauwetter und extremster Hitze weiterarbeiten müssen. So gross, das auch mal Sicherheitsmassnahmen nicht eingehalten werden. Das gefährdet die Bauleute an Leib und Leben.
Nico Lutz, Unia-Bauchef, nennt die Fakten: «Jahr für Jahr verunfallt in der Schweiz rund jeder sechste Bauarbeiter.» Auch wenn das Unfallrisiko dank den Anstrengungen der Gewerkschaften, der Arbeitgeber und der Suva in den letzten Jahren abgenommen hat: Bauen bleibt harte und gefährliche Arbeit. Auf dem Bau ist das Unfallrisiko 15 Mal höher als in Bürojobs. Aber Bauberufe sind schöne Berufe, und die meisten Bauarbeiter lieben ihren Job. Und sie möchten ihn möglichst unverletzt erledigen. Doch drängende Bauherren und rigide Bestimmungen in den Schlechtwetter-Versicherungen gefährden die Gesundheit der Bauleute.
Darum sagen die Büezer jetzt: «Genug ist genug. Unsere Gesundheit braucht mehr Schutz!» 20 000 Bauleute haben eine entsprechende Petition unterzeichnet und verlangen:
- LMV ernst nehmen: Die Baufirmen müssen bei Gefahr die Arbeit pausieren oder einstellen, wie es der Landesmantelvertrag (LMV) vorsieht.
- Gesundheit vor Termin: Bauherren müssen eine Terminverschiebung akzeptieren, falls sich dies aus Arbeitssicherheits- oder Gesundheitsschutzgründen als notwendig erweist.
- Faire Regeln bei der Schlechtwetterversicherung: Die Bauarbeiter und Firmen bezahlen die Schlechtwetterversicherung der Arbeitslosenversicherung mit ihren Prämien mit, nur können sie aufgrund der rigiden Anspruchsvoraussetzungen bei Hitze kaum Leistungen beziehen. Dies erhöht die Gefahr, dass selbst bei extremer Hitze weitergearbeitet wird.
- Klare Definition der Witterungsbedingungen, bei denen Bauarbeiten eingestellt werden müssen. Was verschiedene Kantone schon kennen, braucht das ganze Land.
Die Unia fordert als ersten Schritt einen runden Tisch, an dem unter anderem der Baumeisterverband, andere Verbände der Bauwirtschaft, die Suva und die öffentlichen Bauherren teilnehmen sollen. Denn die nächste Hitzewelle kommt bald – und dann muss die Gesundheit der Bauarbeiter konkret besser geschützt sein.
Hässig! Baubüezer «knacken» Tresor
Vor einem Monat haben die Baumeister die Lohnverhandlungen einseitig abgebrochen und muten den Baubüezern einen Reallohnverlust zu. Entsprechend hässig waren die Delegierten an der Berufskonferenz Bau vom 25. November. Viele Redner plädierten dafür, künftig während der Lohnverhandlungen deutlich offensivere Kampagnen zu führen.
SYMBOLTRÄCHTIG: Einen kleinen Vorgeschmack davon, was das auch heissen kann, gab es für die lohnklemmenden Meister zum Schluss der Berufskonferenz. Die Delegierten fuhren gemeinsam zum Baumeisterverband Bern und knackten symbolisch einen Tresor: «Um zu zeigen, dass in der Bauwirtschaft das Geld für eine Lohnerhöhung da ist und wir es uns in Zukunft auch holen werden!»