Mindestlohnkampagne
Tagung zu den ersten 25 Jahren

Seit einem Vierteljahr­hundert führen ­Schweizer Gewerkschaften eine ­Kampagne für Mindestlöhne. An einer Tagung zogen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter eine ­Zwischenbilanz. Und schauten nach vorn.

Im November 1998 leiteten die Delegierten des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) eine lohnpolitische Wende ein. Der an diesem Kongress zum SGB-Präsidenten gewählte Paul Rechsteiner stellte Löhne und Arbeitszeitverkürzung ins Zentrum seiner Tätigkeit: «Das sind nicht nur gewerkschaftliche, sondern auch wichtige gesellschaftliche Fragen.» Angestossen hatte die Mindestlohndiskussion die «kleine unia». Für sie begründete Andreas Rieger den Antrag so: «Wir müssen die untersten Löhne zum politischen, öffentlichen Thema machen.» Das gelang den Gewerkschaften in den folgenden 25 Jahren. Der spätere Unia-Co-Präsident Rieger und sein Co-Autor und SGB-Ökonom David Gallusser belegen dies in einer unlängst erschienenen Studie*.

1998 begann in der Schweiz die lohnpolitische Wende.

LOHN-TABU

Darüber, wie unsere Löhne politisch wurden und warum das zentral ist für die Lohnabhängigen, sprachen an einer Tagung hochkarätige Gäste. Neben den Studienautoren Rieger und Gallusser diskutierten über das vergangene Vierteljahrhundert Mindestlohnkampagne und die Lehren daraus für heute und morgen: Unia-Präsidentin Vania Alleva; Catherine Laubscher, ehemalige Regiosekretärin Unia Neuenburg; Alessandro Pelizzari, Direktor der Haute école de ­travail social et de la santé Lausanne (HETSL) und ehemaliger Regiosekretär der Unia Genf; und der ehemalige SGB-Präsident und alt Ständerat Paul Rechsteiner. Unter den Gästen war auch die langjährige Coop-Verkäuferin Anny Myriam Favre. In ihrem Bericht, den work dokumentiert (siehe Artikel links), schilderte sie eindrücklich, wie gross das Lohntabu noch vor 20 Jahren war und wie die Arbeitgeber mit der Angst der Arbeitnehmenden spielten.

* 25 Jahre Mindestlohn­kampagne der Schweizer Gewerkschaften kann hier gratis heruntergeladen werden.

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