Die Textilfirma AG Cilander aus dem appenzellischen Herisau hat eine 210jährige Geschichte. Jetzt wollen die Besitzer alle 190 Mitarbeitenden auf die Strasse stellen. Die Unia kritisiert das scharf und organisierte eine Mahnwache.
SO NICHT: Die Unia markiert Präsenz bei der AG Cilander und wird den Mitarbeitenden im Konsultationsverfahren zur Seite stehen. (Foto: Unia)
Bereits letztes Jahr entliess die AG Cilander einen erheblichen Teil ihrer Belegschaft. Damals sprach das Unternehmen von einem «Change-Prozess», um «fit» zu werden für die Zukunft. Nicht einmal ein Jahr später soll der Betrieb in den Werken Herisau AR, Flawil SG und Lützelflüh BE nun ganz eingestellt werden.
Die Unia fordert von der AG Cilander eine Abkehr von der kurzfristigen und kurzsichtigen Geschäftspolitik. Es soll seriös geprüft werden, ob eine Fortführung des Unternehmens mit der damit verbundenen Weiterbeschäftigung aller Mitarbeiter möglich sei. Die Unia wird die Mitarbeitenden im Konsultationsverfahren umfassend beraten und begleiten.
Gegründet 1814
Die AG Cilander kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1814 wurde die Appretur Meyer und Mittelholzer gegründet, die 1887 zur Aktiengesellschaft Cilander wurde. Zum Unternehmen gehörten da bereits eine Bleicherei in Flawil und eine Färberei in Herisau.
In den 1910er Jahren entwickelte die Firma eigene Veredelungsverfahren, die sehr innovativ und erfolgreich waren. In den 1920er Jahren arbeiteten rund 1000 Büezerinnen und Büezer für die Cilander. Ab den 1980er Jahren wollte die Firma mehr sein als «nur» eine Baumwollveredlerin und wollte mit Umstrukturierungen zur «Problemlöserin für sämtliche Textilfasern» werden. 2004 stieg die AG Cilander zudem ins Geschäft mit Schleifmittelunterlagen ein, zehn Jahre später in die Hemdenproduktion.