Nach dem grossen Sieg der Gewerkschaften und progressiven Kräfte blickt Unia-Präsidentin Vania Alleva zurück und nach vorn.
UNIA-PRÄSIDENTIN VANIA ALLEVA: «Ich bin stolz auf unsere breite und intensive Kampagne, die sehr viele Menschen bewegt hat, die zum Teil erstmals zur Urne gegangen sind.» (Foto: Gaetan Bally)
Vor dem 3. März waren Sie fast Tag und Nacht für die 13. AHV-Rente unterwegs. Was ging Ihnen durch den Kopf, als sich abzeichnete, dass die Initiative angenommen wird?
Es hat mich für die vielen Menschen, die eine 13. AHV-Rente gut brauchen können, riesig gefreut. Und: Der unglaubliche freiwillige Einsatz von unzähligen Kolleginnen und Kollegen im ganzen Land für die Stärkung unserer AHV hat sich gelohnt!
Die Verliererinnen und Verlierer scheinen die Niederlage noch nicht verdaut zu haben. Wie sieht das bei Ihnen auf der Siegerinnenseite aus?
Ich treffe immer noch viele Leute, die sich über den Sieg freuen – auf der Strasse und an Versammlungen, so wie letzte Woche in Bellinzona oder diese Woche in Aarau und Basel.
Das Abstimmungsresultat wurde als «historisch» beschrieben, von bürgerlicher Seite hingegen als «Untergang». Was ist Ihre Einschätzung?
Das Resultat ist «historisch», weil noch nie eine Volksinitiative der Gewerkschaften mit einer realen sozialen Verbesserung angenommen wurde. Und da die Teuerung eine ganze Monatsrente weggefressen hat, kommt die 13. im richtigen Moment. Aber gemessen daran, was alles nötig wäre, dass die AHV gemäss Verfassung existenzsichernd sein sollte, ist es ein kleiner Schritt. Das mit dem «Untergang» ist Nonsens. Die Schweiz kann sich die 13. AHV-Rente leisten.
«UNERHÖRT!»: Vania Alleva findet klare Worte für die Abstimmungs-Verlierer. (Foto: Gaetan Bally)
Die Bürgerlichen bezeichnen die Ja-Stimmenden als egoistisch. Was hat Ihrer Meinung nach so viele Menschen dazu bewogen, ein Ja in die Urnen zu legen?
Ich finde es unerhört, dass von Egoismus gesprochen wird, gerade von den Parteien, die mit ihrem Lobbying immer wieder für Abzocker in Banken und Versicherungen einstehen und sich selbst ihre Boni erhöhen. Das Ja ist ein Ja für die Stärkung unserer AHV, unserer Volksversicherung, die für fast alle Verbesserungen bringt.
Auch die Stimmbeteiligung war sehr hoch. Das hat wohl auch mit der Kampagne der Gewerkschaften zu tun …
Ja, ich bin stolz auf unsere breite und intensive Kampagne, die sehr viele Menschen bewegt hat, die zum Teil erstmals zur Urne gegangen sind.
Was bedeutet der Sieg vom 3. März für die beiden anderen wichtigen Abstimmungen in diesem Jahr, die Prämien-Initiative und das BVG-Referendum?
Diese positive Energie wollen wir nutzen, klar! Sie gibt uns Kraft und Schwung für die nächsten Auseinandersetzungen zu Löhnen, Kaufkraft und Rentenklau in der zweiten Säule. 2024 ist ein entscheidendes Jahr für die soziale Frage in unserem Land.