Der Mondelez-Konzern hat letztes Jahr einen Rekordgewinn von fast fünf Milliarden Dollar erzielt. Höchste Zeit für eine anständige Lohnerhöhung in der Toblerone-Fabrik in Bern-Brünnen. Am Donnerstag fand die erste Verhandlungsrunde statt.
KLARE FORDERUNG: Die Löhne der Toblerone-Büezerinnen und -Büezer sollen um 400 Franken steigen. (Foto: Unia)
Toblerone verkauft neu Pralinen in Diamantform und wirbt auf Plakaten mit sexy Menschen, die Reichtum und Schokokult zelebrieren: «Steinreich im Geschmack» oder «Klunkern statt kleckern» steht auf den Werbeplakaten.
Diese Werbesprüche hat sich der Lebensmittelkonzern Mondelez scheinbar auch selbst zum Programm gemacht. Der US-Konzern ist Besitzer weltbekannter Marken wie Toblerone, Oreo, Philadelphia oder Tuc und hat seinen Reingewinn 2023 gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt: Schwindelerregende 5 Milliarden Dollar hat der Multi mit weltweit etwa 100’000 Angestellten letztes Jahr verdient. Das macht pro Mitarbeitenden immerhin ein Profit von 50’000 Dollar!
BILLIGER PRODUZIEREN IM AUSLAND
Wäre dieser Gewinn den 220 Arbeiterinnen und Arbeitern in der Toblerone-Fabrik in Bern-Brünnen überlassen, könnten sie ihren Lohn fast verdoppeln. Die Realität sieht freilich anders aus: Die Dividendenrendite auf Mondelez-Aktien beläuft sich aktuell auf 2,32 Prozent. Und ein Teil der Toblerone-Produktion wurde vor Kurzem in die slowakische Hauptstadt Bratislava ausgelagert. Deshalb musste auch das Matterhorn auf der Toblerone-Verpackung durch einen fiktiven Berg ersetzt werden.
400 FRANKEN SOLLEN DIE LÖHNE RAUF
In der Toblerone-Fabrik in Bern-Brünnen darf das Matterhorn aber weiterhin hängen und der Betrieb trotz Teilverlagerung ins Ausland auf Hochtouren laufen. Unter dem Werbeposter in der Fabrik posieren drei Fabrik-Büezer mit leuchtgelber Weste: «400.- generell» steht auf den Warnwesten geschrieben und oben, neben dem Matterhorn, der Werbespruch: «Es gibt keine Zufälle.»
Auch die Personalkommission und die Betriebsgruppe der Unia wollen die Löhne in der Toblerone-Fabrik nicht dem Zufall überlassen. Wie bereits im Vorjahr fordern sie eine deutliche Lohnerhöhung. «Die 400 Franken mehr, die wir fordern, entsprechen etwa den Lohnforderungen von 2023», sagt Ivan Kolak, der die Lohnverhandlungen als Unia-Industriesekretär begleitet. Damals wollte die Belegschaft mit Protestaktionen und medienwirksamen Auftritten von Betriebselektriker Urs Brunner eine generelle Lohnerhöhung von 6 Prozent erkämpfen. Das Mondelez-Management zeigte sich aber trotz Teuerung und neuem Schichtbetrieb knausrig: Es gab letztes Jahr lediglich eine Lohnerhöhung von 1,8 Pozent (work berichtete).
BILANZ DER ERSTEN RUNDE
Am Donnerstag war die erste Verhandlungsrunde mit dem Management. Laut Ivan Kolak hat Mondelez individuelle Lohnerhöhungen im Umfang von 1,8 Prozent angeboten. Damit ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen, denn mit diesem Angebot können die Reallohnverluste der letzten Jahre nicht kompensiert werden. Nächste Woche gehen die Verhandlungen weiter, bis April stehen noch mehrere Gesprächsrunden auf dem Programm. Der Ausgang ist gemäss Kolak offen, er erwartet zähe Verhandlungen.
Die gelben Warnwesten mussten die Mitarbeitenden im Betrieb übrigens aus «hygienischen Gründen» ausziehen.