Das Schweizer Baugewerbe wird immer kleinteiliger. In den vergangenen 10 Jahren hat die Zahl der Kleinstunternehmen im Hochbau, die weniger als 10 Beschäftigte haben, stark zugenommen. Umgekehrt gibt es weniger Baumeister mit 10 und mehr Beschäftigten (vgl. Grafik). Die Entwicklung schlägt sich auch in der Beschäftigung nieder. Während die Zahl der Stellen bei den Kleinsten um einen Viertel zugenommen hat, fiel beim Rest der Unternehmen jeder zehnte Arbeitsplatz weg.
SUBUNTERNEHMEN
Die Branche zersplittert, weil vermehrt mit Subunternehmen gearbeitet wird. Die grossen Unternehmen verrichten längst nicht mehr alle Arbeiten in einem Bauprojekt. Teilweise beschränken sie sich auch ganz auf die Rolle des Generalunternehmers, der im Auftrag eines Bauherrn ein Gebäude durch Drittfirmen erstellen lässt. Deshalb brauchen die Grossen weniger Bauleute. Gleichzeitig sind sie auf Subunternehmen angewiesen, die die Arbeit an ihrer Stelle ausführen. Das wiederum sind häufig die Kleinstunternehmen, deren Zahl in der Statistik steigt.
Für die grossen Unternehmen ist es ein lukratives Geschäft. Sie können den Kleinen oft die Preise diktieren und das Risiko auf sie abwälzen. Das setzt die Kleinen unter Druck. Genauso schnell, wie sie aus dem Boden schiessen, verschwinden deshalb viele von ihnen wieder. Bereits nach 5 Jahren haben mehr als die Hälfte das Geschäft bereits wieder aufgegeben. Trotzdem versuchen jedes Jahr mehr Neue ihr Glück. Denn die Nachfrage nach Subunternehmen bleibt hoch.
PROBLEM FÜR DIE BRANCHE
Für die Branche wird die Zersplitterung zunehmend zu einem Problem. Je mehr mit der Weitervergabe von Arbeiten Geld verdienen, ohne auf der Baustelle zu arbeiten, umso weniger bleibt für die effektive Arbeit auf der Baustelle – und das geht zulasten der Arbeitsbedingungen und der Qualität. Ebenso erschweren die vielen Akteure die Zusammenarbeit auf den Baustellen. Die kleinteilige Struktur dürfte auch der Innovationskraft der Firmen abträglich sein. Und nicht zuletzt belastet sie auch die Sozialpartnerschaft. Denn Kleinstfirmen, die genauso schnell kommen wie gehen, setzen sich im Gegensatz zu etablierten Firmen kaum mehr für Branchenanliegen wie einen Gesamtarbeitsvertrag ein.
David Gallusser ist Ökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB).