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Feuerwehrfrau Fiona Hofer (38): «Wenn Kinder involviert sind, ist es belastend»

Ein Grossbrand oder eine Katze auf dem Baum? Feuerwehrfrau Fiona Hofer weiss nie, was sie in einer Schicht erwartet. Und sagt, genau das sei das Schöne an ihrem Beruf.

Fiona Hofer (38): In 60 Sekunden ready für den Einsatz (Foto: Raja Läubli)

Bei Alarm müssen die Feuerwehrmänner und -frauen in 60 bis 75 Sekunden los­gefahren sein. Das heisst: sofort in die Fahrzeughalle, eine der Stangen hinabrutschen, Schutzkleider anziehen, ins Fahrzeug und los.

In 60 Sekunden vom Schlaf- in den absoluten Wachzustand, in 60 Sekunden von der Übung zum Ernstfall, ohne Aufwärmphase. Fiona Hofer ist das gewohnt. Die 38jährige ist eine von rund 230 Berufsfeuerwehrmännern und -frauen bei Schutz & Rettung Zürich. Und sie ist der Typ Mensch, den man bei einem Notfall gerne um sich hätte. Sie wirkt tough und gleichzeitig herzlich, selbstbewusst und mitfühlend. Und sie hat bestimmt immer einen frechen Spruch parat, um eine angespannte Situation aufzulockern.

Seit 2017 arbeitet Hofer hauptberuflich bei der Berufsfeuerwehr. «Ich liebe meinen Job und fühle mich sehr wohl hier», erzählt sie entspannt bei einem Kaffee in der Wache Süd in Zürich. Sie ist gerade in der 48stündigen Pause zwischen zwei Schichten. Wie eine Familie sei das Team. «Eine Schicht dauert 24 Stunden, da lernst du einander automatisch gut kennen.» Wenn jemand zum Beispiel Liebeskummer habe, könne er das vielleicht an einem normalen Arbeitstag noch überspielen. «Aber bei 24 Stunden geht das nicht mehr.»

KEIN KINDHEITSTRAUM

Fiona Hofer machte zuerst eine Schreinerlehre und studierte danach Bauingenieurin. Es sei nicht ihr Kindheitstraum gewesen, Feuerwehrfrau zu sein. Interessiert habe sie die Feuerwehr zwar schon länger, aber sie sei oft umgezogen, und daher habe es sich erst mal nicht ergeben, bei der Milizfeuerwehr mitzumachen. Als sie im Alter von 30 Jahren wieder nach Wildberg im Zürcher Töss­tal zog, wo sie aufgewachsen war, war die Zeit reif. Seitdem engagiert sie sich in der Freizeit in der freiwilligen Feuerwehr ihres Wohnorts. «Bei der Milizfeuerwehr haben mich zwei Kollegen, die bei der Berufsfeuerwehr arbeiteten, auf die Idee gebracht, mich für den Lehrgang zu bewerben.»

Sie setzte sich gegen mehr als hundert Bewerberinnen und Bewerber durch und bekam einen der damals sechs freien Plätze in Zürich. Es folgten anderthalb Jahre Ausbildung, die richtig streng waren, so Hofer. Einerseits körperlich, man müsse sich aber auch viel Wissen aneignen, zum Beispiel über Chemie, erste Hilfe und Brandbekämpfung. Während der Ausbildungszeit bekommen die Studierenden ­einen vollen Lohn, bei der Zürcher Berufsfeuerwehr sind das 5200 Franken brutto. Heute verdient sie 6000 Franken brutto bei 90 Prozent.

KATZEN

Viele Leute hätten eine falsche Vorstellung davon, was Feuerwehrmänner und -frauen tun, sagt Fiona Hofer. «Um Feuerlöschen geht es nur bei rund einem Fünftel aller Einsätze.» Die Feuerwehr werde zum Beispiel auch gerufen bei Gas- oder Ölgeruch, bei Wasserschäden, Chemieunfällen, bei Unwetterschäden, verirrten Bienenvölkern und zur Unterstützung der Sanität. Das Klischee der Katze auf dem Baum komme tatsächlich regelmässig vor. «Da muss ich manchmal schmunzeln. Wenn zwanzig Leute um den Baum rumstehen und auf die Katze einreden. Da würde ich auch nicht herunterkommen.»

An einem neuen Arbeitstag checkt Fiona Hofer als erstes die ihr zugeteilte Dienstnummer. Diese definiert ihre Rolle für die Schicht, zum Beispiel Fahrerin des Tanklöschfahrzeugs. «Als Fahrerin sperre ich den Schadenplatz ab. Danach bin ich dafür verantwortlich, dass die Wasserpumpe läuft. Und ich gebe Werkzeuge aus dem Auto an die Zuständigen weiter.» Fiona Hofer kann jede Rolle einnehmen, die ihrem Dienstgrad als Gefreite entspricht, darunter auch Chefin eines Zweierteams oder Rohrführerin. In jeder Schicht gibt es ein Zeitfenster für Übungseinsätze, und es müssen anderthalb Stunden Sport gemacht werden. «Daneben gibt es verschiedene Ressorts und Ämtli. Wenn ich zum Beispiel Hausdienst habe, wärme ich das Essen auf, das geliefert wird. Oder jemand muss auf der Strassenkarte im System markieren, welche Strassen zurzeit gesperrt sind.» Natürlich sind alle Ämtli hinfällig, wenn ein Alarm reinkommt.

SPATZ

Als Feuerwehrfrau müsse man teamfähig sein, sportlich, keine Höhenangst haben und auch in hektischen Momenten Ruhe bewahren, sagt Hofer. An ihrem Beruf mag sie neben dem Familiären das Unvorhersehbare und die Abwechslung. Man wisse nie, was in einer Schicht passiere. Manchmal müssten sie zehnmal ausrücken, manchmal nie. «Einige Einsätze sind belastend. Zum Beispiel, wenn Kinder involviert sind. Das sind Bilder, die hängenbleiben. Dann hilft es, das Erlebte im Team aufzuarbeiten.» Es gebe aber auch skurrile und lustige Vorfälle. «Einmal kam die Meldung rein, es befinde sich ein Habicht im Coop. Während der Hinfahrt haben wir uns diesen Greifvogel mit zwei Metern Spannweite vorgestellt, wie er im Coop herumfliegt.» Vor Ort stellte sich heraus: Es war kein Habicht in Aktion, sondern ein Spatz im Einkaufskörbchen.


Fiona HoferImmer in Action

Langeweile kennt Fiona Hofer nicht. Neben ihrem 90-Prozent-Pensum bei Schutz & Rettung Zürich engagiert sie sich bei der freiwilligen Feuerwehr und arbeitet im Stundenlohn in einem Inge­nieurbüro. Daneben ist sie als Ausbilderin und in der Rechnungsprüfungskommission ihrer Gemeinde tätig. Mehrmals pro Woche treibt Hofer Ausdauersport: «Ein bisschen velölen, ein bisschen rennen», wie sie sagt. Ihre Zeit könne sie frei einplanen, sie sei zurzeit Single und habe nicht vor, eine Familie zu gründen.

AKZEPTIERT

Mit ihr sind es zehn Frauen, die am Standort Zürich bei der Berufsfeuerwehr arbeiten. Im Team sei das Geschlecht kein Thema. «Ich glaube, diese Zeiten sind vorbei. Wir werden gleichbehandelt und akzeptiert wie die Männer.» Einen Unterschied gebe es aber: Das Medien­interesse an Feuerwehrfrauen sei massiv höher als an -männern.

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