Laura mal laut
Laura und das ­violette Blüemli

Illustration: Laura Gonzalez Martinez

Der März hat super angefangen! Die Schweiz hat jetzt eine 13. AHV-Rente. Und wir müssen nicht länger arbeiten! Das haben die Stimmberechtigten am 3. März entschieden. Meine Arbeitskolleginnen und -kollegen haben sich wahnsinnig gefreut. Ein grossartiges Ergebnis. Ein Grund zu feiern? Ja, aber auch ein Grund weiterzumachen! Zum Beispiel am 8. März, dem internationalen Frauentag. Da wurden Blümchen verschenkt, wurde den Frauen ein schöner Frauentag gewünscht. Ich habe keine Blumen erhalten. Warum auch! Warum sollte ich ein Gschenkli wollen an einem Tag des Kampfes? Einem Tag, der uns daran erinnern soll, was durch Aktivistinnen auf der Strasse erreicht wurde. Und daran, dass es noch ganz viel zu tun gibt.

LAUTSTARK

Feiern mag ich, wenn die Arbeit getan ist. Aber Ungleichberechtigung und Diskriminierung sind noch da. Überall. Auf der Arbeit, in den vier Wänden, auf den Hochglanzmagazinen und in unserer Sprache. Nö, Blümchen helfen nicht. Da gehe ich lieber mit meinen Unia-Gspönli auf die Strasse und mache die Passanten auf sexuelle Belästigungen und Mobbing am Arbeitsplatz aufmerksam. Und danach lautstark mit anderen auf die Strasse. Aktionen sind für mich wichtig, sie verbinden und stärken. Die Tage wie der 8. März, der Frauenstreik am 14. Juni und der Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November machen sichtbarer, wofür wir an jedem Tag im Jahr im kämpfen.

EINE SAUEREI

Doch der 3. März hat nicht nur Freude bereitet. Die Zürcher Stimmberechtigten haben den Gegenvorschlag zur «Chaoten-Initiative» ­angenommen: Das heisst, ausserordentliche Polizeieinsätze werden den verursachenden Personen verrechnet. Aber «nur», wenn diese vorsätzlich gehandelt haben. Bin gespannt, wie sie das umsetzen wollen. Wir Zürcherinnen und Zürcher müssen auf der Strasse unsere Rechte einfordern dürfen. Ohne Bittibätti an die Behörden, die dann auch noch entscheiden, welche Forderungen genehm sind und welche nicht. Wir gehen auf die Strasse gegen ein System, das nicht gerecht ist. Doch genau dieses System erschwert es uns jetzt, auf die Strasse zu gehen. Das ist eine Sauerei. Ich hoffe sehr, dass die Menschen trotzdem weiterhin lautstark für ihre Rechte einstehen und jetzt nicht aus Angst daheim bei ihren Blüemli bleiben.

Laura Gonzalez Martinez ist Verkäuferin in Zürich und Gewerkschafterin.

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