Als Pazifistin kritisierte Clara Ragaz die bürgerliche Frauenbewegung. Als Feministin schrieb sie den Sozialisten das Frauenstimmrecht auf die Fahne. Und als Sozialistin weigerte sie sich, für billigen Pazifismus eine gerechte Wirtschaftsordnung aufzugeben.
CLARA RAGAZ: «Wir müssen uns von der Idee befreien, die Welt, wie sie die Männer für uns und für sich eingerichtet haben, sei die einzige zu Recht bestehende» (Bild aus dem Jahr 1901). (Foto: Sozialarchiv)
Clara Ragaz würde dieses Jahr 150 Jahre alt. Clara «who»? Clara Ragaz-Nadig, geboren 1874 in Chur, war eine der bedeutendsten Schweizer Frauenrechtlerinnen und Pazifistinnen des frühen 20. Jahrhunderts. Sie stammte aus bürgerlichem Hause, war als ausgebildete Lehrerin in England, Frankreich, im Engadin und schliesslich in Zürich tätig. Ihr Mann Leonhard Ragaz war Theologieprofessor an der Uni Zürich, kündigte jedoch diesen Posten, weil er für diese «verbürgerlichte Kirche» keine Pfarrer mehr ausbilden wollte. So zog die Familie 1921 mit ihren zwei Kindern ins Zürcher Arbeiterquartier Aussersihl. Dort, an der Gartenhofstrasse 7, erinnert noch ein kleines Schild mit Aufschrift «Bei Nacht hier klingeln» an die Geschichte des Hauses als Anlaufstelle für Menschen in Not. Clara und Leonhard Ragaz organisierten gratis Rechtshilfe, Kurse und Konzerte. Die christliche Ethik bedeutete für das Paar Engagement für eine gerechte Gesellschaft, für den Frieden und für das Recht der Frauen auf politische Partizipation.
BEWAFFNETER WIDERSTAND
Prägend für Clara Ragaz’ Wirken war der Zürcher Generalstreik der Arbeiterinnen und Arbeiter von 1912. Zudem kannte sie die Situation der Heimarbeiterinnen sehr gut und kämpfte gegen die Strukturen, die zu Prostitution führten. 1913 trat sie der Sozialdemokratischen Partei bei, trat aber 1935 wieder aus, weil diese die militärische Landesverteidigung unterstützte. Als legitim erachtete sie hingegen einen bewaffneten Widerstand zur Verteidigung von Freiheit und Demokratie wie zum Beispiel im Spanischen Bürgerkrieg.
SKANDAL
Der Ausschluss der Frauen von der politischen Teilhabe war für Ragaz ein Skandal. Als die Basler und Zürcher Männer den Frauen 1920 das Stimmrecht verwehrten, empörte sie sich: «Wir sind tief betrübt, dass der Geist der Demokratie eine so schmähliche Niederlage erlitten hat.» Es gelte, sich von der Idee zu befreien, «die Welt, wie sie die Männer für uns und für sich eingerichtet haben, sei die einzige zu Recht bestehende.»
WELTBRAND
Den Ersten Weltkrieg bezeichnete Clara Ragaz als «Weltbrand»: Inflation, Massenentlassungen, private Profite der Waffenindustrie sowie die Mobilisation von Soldaten für den Grenzschutz brachten besonders die Arbeiterinnen in Notlagen, es herrschte eine Hungersnot. An der Generalversammlung des Verbandes für das Frauenstimmrecht 1915 kritisierte sie die bürgerlichen Frauenorganisationen, die zwar die Not durch Wohltätigkeit milderten, aber den Krieg nie grundsätzlich in Frage stellten. Als Schlüssel zur Friedensförderung benannte sie schon damals Care-Arbeit, wie die Philosophin Geneva Moser in einem Aufsatz über Ragaz schreibt (rebrand.ly/clara-ragaz-nadig). Die hauptsächlich von Frauen geleistete Sorgearbeit und ihre Rahmenbedingungen spielen eine zentrale Rolle in der Friedensförderung. Denn dort, wo soziale Sicherheit bestehe, brauche es keinen Krieg. «Wir müssen um eine Wirtschaftsordnung kämpfen, die Brot und Land, Macht und Recht wieder gleichmässiger verteilt», sagte Ragaz.
150 Jahre Clara Ragaz – Infos zur Wanderausstellung und anderen Anlässen gibt es unter diesem Link.
National und International: Ragaz war eine Pionierin
Clara Ragaz-Nadig (1874–1957) war neben ihrem sozialen Engagement für die Arbeiterinnen im Zürcher Quartier Aussersihl auch Pionierin der professionellen sozialen Arbeit. 1907 trat sie der Union für Frauenbestrebungen bei, der Vorläuferin des Zürcher Stimmrechtsvereins. Von 1929 bis 1946 war sie Vizepräsidentin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit, 1915 gründete und präsidierte sie deren Schweizer Sektion. Clara Ragaz hielt international zahlreiche Vorträge zu Pazifismus und Feminismus, organisierte 1919 den Frauenfriedenskongress in Zürich und übersetzte Texte ins Deutsche, unter anderem von Leo Trotzki.
Clara Ragaz-Nadig(1874-1957
Ich sehe non meine zeite wo mir zin mit social situationenn lösung. Haben wir heute starke Frauen wie Klara,und untörstizen von botschaft.
Zeit für Demokrati klingt im jeden Menschen!
Stop Grig. Wir brauche Leben genüssen deswegen Leben man kan nicht widerholen. Leben für armut ist not.
Reckt für arbeiten ist not.
Mir sind noh wenig solial und wenig Demokrat!