Malerin Yelines Hofer: «Man darf nicht faul sein, wenn’s um das eigene Leben geht»
Arbeiten an der Sonne, viel Freiraum und vom Chef Gipfeli statt Gebrüll: So ist’s richtig, sagt Yelines Hofer.
Trotz Bauboom und Sanierungswelle steckt das Maler- und Gipsergewerbe in einer Krise. Sie ist zu einem guten Teil hausgemacht. Jetzt gehen die Berufsleute in die Offensive!
Das Zürcher Volkshaus war fest in Malerinnen- und Gipserhänden am letzten Samstag. Die Unia hatte zur Berufskonferenz gerufen, rund 70 Delegierte aus der ganzen Deutschschweiz und dem Tessin sind ihr gefolgt. Ihr Hauptaugenmerk galt dem Gesamtarbeitsvertrag (GAV), der Ende März 2025 ausläuft, sowie den GAV-Neuverhandlungen, die schon nach den Sommerferien beginnen. Und hierfür verabschiedeten die Berufsleute einen Forderungskatalog, der es in sich hat:
Die letzte Forderung wurde von der Versammlung als wichtigste auserkoren. Gerade in der Ostschweiz, einer Region mit besonders ausgeprägtem Arbeitskräftemangel, sei die Samstagsarbeit schon fast zum Normalfall geworden, berichteten mehrere Delegierte. So könne es nicht weitergehen. Tatsächlich steckt das Maler- und Gipsergewerbe in einer regelrechten Krise – trotz guter Auftragslage.
Dazu ein paar Eckwerte: Der Fachkräftemangel überbordet zunehmend und betrifft schon jetzt die grosse Mehrheit aller Betriebe. Zudem gehen diese sogar selbst davon aus, dass sich der Mangel noch verschärfen wird. Das zeigt eine Studie des Büros Bass. Die Folge: Viele Firmen weichen auf Temporärangestellte aus. Schon heute liegt die Temporärquote bei hohen 13 Prozent. Das verstärkt den Druck auf die Löhne und besonders auf die älteren Mitarbeitenden. Werden Ältere entlassen, finden sie meist nur noch als Temporäre Arbeit. Aber auch bei den Berufseinsteigern sieht’s düster aus: Die Gipserfirmen haben errechnet, dass sie ganze 40 Prozent weniger Lernende haben als noch vor zwei Jahren! Ebenso alarmierend ist die Lehrabbruchquote. Konkret: 37 Prozent aller angehenden Malerinnen und Maler lösen ihren Lehrvertrag vorzeitig auf. Sogar 43 Prozent aller Lernenden sind es bei den Gipserinnen und Gipsern. Das ist eine der höchsten Lehrabbruchquoten der Schweiz. Und sie ist auch rund 10 Prozent höher als im übrigen Baugewerbe.
Verschärfend hinzu kommt die Situation der Frauen. Zwar gibt es gerade im Malergewerbe immer mehr Frauen. Doch viele verlassen die Branche rasch wieder. Die Gründe sind bekannt: mangelnde Teilzeitmöglichkeiten für Mütter, fehlende sanitäre Anlagen, dreckige WC, Machokultur und Sexismus. Zu allem Überfluss hinzu kommt noch der immer ruinösere Preiskampf zwischen den Firmen. Mehrere Delegierte berichteten von so tiefen Dumping-Offerten, das bloss noch mit illegalen Arbeitsmethoden Profite möglich seien. Auch hier wollen die Berufsleute den Hebel ansetzen – mit viel mehr und schärferen Kontrollen.