Zucker und Zucker und nochmals Zucker
Nestlés fettes Geschäft mit Babynahrung

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé mischt seinen Babyprodukten in ­ärmeren Ländern mehr Zucker bei. Der ­Konzern treibt damit die weltweite Epidemie der ­Fettleibigkeit an.

ZUCKER FÜR DIE ARMEN: Nestlé mischt seiner Babynahrung in Ländern mit niedrigen Einkommen Zucker bei. (Foto: Adobe Stock)

Bei den ganz Kleinen ist Nestlé dick im Geschäft: Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern kontrolliert 20 Prozent des weltweiten Marktes für ­Babynahrung. Mit einem weltweiten Umsatz von über 2,5 Milliarden US-Dollar gehörten die Milchpulverprodukte Cerelac und Nido im Jahr 2023 in Ländern mit niedrigen bis mittleren Einkommen zu den meistverkauften Marken des Konzerns mit Sitz in Vevey VD.

EIN ZUCKERWÜRFEL PRO PORTION

Eine neue Untersuchung der Nichtregierungsorganisation Public Eye zeigt, dass Nestlé in diesen Ländern der Babynahrung häufig auch Zucker beimischt. Eine Portion Cerelac enthält einen ­Zuckerzusatz von durchschnittlich fast 4 Gramm pro Portion. Das entspricht etwa einem Zuckerwürfel. Und das für Babys ab sechs Monaten. Die höchste Menge (7,3 Gramm) hat Public Eye in ­einem philippinischen Cerelac nachgewiesen. Die meisten Nido-Milchpulver für Kleinkinder zwischen einem und drei Jahren enthielten ebenfalls Zucker, im Schnitt fast zwei Gramm pro Portion. Den Spitzenwert (5,3 Gramm) wies ein in Panama verkauftes Produkt auf. In der Schweiz und den wichtigsten europäischen Märkten verkauft Nestlé seine Babynahrung dagegen ganz ohne Zuckerzusatz.

IMMER MEHR FETTLEIBIGKEIT

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, dass ein früher Kontakt mit zuckerhaltigen Produkten eine Vorliebe bei den Kindern schaffen könne, die das Risiko für Fettleibigkeit und andere damit verbundene Krankheiten wie Diabetes erhöhe. Die WHO fordert deshalb seit 2022, jeglichen Zuckerzusatz aus der Nahrung für Babys und Kleinkinder unter drei Jahren zu verbannen. Denn seit 1990 hat sich die Krankheit Adipositas (Fettleibigkeit) weltweit mehr als verdoppelt, und eine Milliarde Menschen sind inzwischen stark übergewichtig. Im gleichen Zeitraum hat sich der Anteil fettleibiger Kinder und Jugendlicher vervierfacht und liegt nun bei 8 Prozent der 5- bis 19jährigen. Die WHO spricht von einer «Epidemie», besonders in Ländern mit tieferen Einkommen.

PETITION AN NESTLÉ

Für Nestlé alles kein Problem: «Alle unsere Rezepturen entsprechen den internationalen und lokalen Gesetzen, einschliesslich der Kennzeichnungsvorschriften», schreibt der Konzern auf Anfrage von SRF. Die Babynahrung bewirbt Nestlé auch mit aggressivem Marketing. Nestlé setzt gezielt Gesundheitsfachleute und Influencerinnen ein, die das Vertrauen der Eltern für die süssen Produkte gewinnen sollen. Public Eye fordert Nestlé mit einer Petition dazu auf, weltweit sofort auf den Zusatz von Zucker in seinem gesamten Sortiment für Kinder unter drei Jahren zu verzichten.

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