Rosa Zukunft ‒ Technik, Umwelt, Politik
Racer: Mit diesem Heli der neuen Generation wäre Irans Präsident Raisi noch auf Erden. Vielleicht.

Die Helikopterfliegerei nimmt immer mehr zu. Werden bald Elektro-Helis für umweltfreundliche und leise Lufttransporte sorgen? Vorerst verspricht Airbus den Racer, einen Heli der nächsten Generation: schneller, sparsamer und weniger laut.

NÄCHSTE GENERATION: Airbus entwickelt mit dem Racer einen Helikopter, der nicht nur schneller, sondern auch leiser als die Konkurrenz sein soll.  (Foto: ZVG)

Vor allem in den Alpen sind immer mehr Helikopter unterwegs. So werden neu in Zermatt VS oft gar keine Baukrane mehr aufgestellt. Stattdessen fliegen Helikopter vor­fabrizierte Holzmodule passgenau
auf die Baustellen.

Der grosse Helikopterboom wird losgehen, sobald immer mehr alpine Solaranlagen über Baubewil­ligungen verfügen. Leider wurde die Produktion der Lastesel der Lüfte, der Rotex-Helikopter, eingestellt. Pumas werden ihn ablösen.

Werden bald einmal im Kanton Glarus – nachdem das italienische Unternehmen Leonardo die Swiss Helicopter übernommen hat – elek­trische Helikopter gebaut, die neu über umweltfreundlichere und leisere Lufttransporte sorgen? Das wird noch etwas dauern, bis die Batterien pro Kilo 500 Wattstunden Strom speichern können.

ABSTURZ UND FREUDE

Bleiben wir noch in der Luft: Der ehemalige iranische Präsident Ebrahim Raisi, der kürzlich bei einem Helikopterabsturz ums Leben kam, war in der Hierarchie des iranischen Mullah-Regimes die Nummer zwei. Er weihte im Grenz­gebiet zwischen Iran und Aserbaidschan eine neue Staumauer ein. Kontrolle des Wassers ist Kontrolle der Politik.

Raisi war im verregneten   Mai 2024 mit drei iranischen Helikoptern unterwegs. Von den dreien stürzte nur einer ab. Ausgerechnet der mit Raisi und dem iranischen Aussenminister an Bord! Waren die alten Bell-212-­Helikopter schuld? Oder das schlechte Wetter samt Sturm und Nebel? Oder hatte gar wieder einmal der israelische Geheimdienst Mossad die Finger im Spiel? Alle haben ein Interesse daran, dass es nicht der Mossad war. Vorab die Mullahs, weil sie sonst als Versager dastehen würden.

Raisi hat das Blut der Opposition an seinen Händen. In Jerusalem tanzten nach seinem Absturz radikale Rabbiner vor Freude. Wissen die mehr? Im Iran liessen Teile der Opposition Freudenraketen in den Himmel steigen. Freude aus je ganz unterschiedlichen Gründen.

Das iranische Mullah-Regime ist eine vielköpfige Hydra. Der Nachfolger von Raisi wird ein Raisi 2.0 sein. Denn noch ist die Opposition zu wenig stark, um die religiösen Diktatoren aus dem Iran zu verjagen.

LUFTKRIEGE

Ein Detail sollte niemand übersehen: Der Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Erdoğan produziert mit viel staatlicher Hilfe erfolgreich Drohnen. Das neueste Modell, die Akinci, fliegt in Höhen bis 12 000 Metern über Meer. Sie kann – bewaffnet oder unbewaffnet – 24 Stunden in der Luft bleiben.

Diktatoren haben Angst vor allem und allen. Sie sind, wie uns die Geschichte lehrt, meist paranoid. In der Nähe der iranischen Grenze hatte die Türkei eine bewaffnete Akinci stationiert. Sie bot Teheran an, mit dieser nach Raisi zu suchen. Weil Raisi nicht nur mit einem alten Helikopter unterwegs war, sondern dieser nicht einmal über ein Ortungsgerät verfügte.

Deshalb musste eine unbewaffnete Akinci vom Innern der Türkei Richtung des Grenzgebietes zwischen Aserbaidschan und dem Iran starten. Neue Zeiten, neue Werbung: Online berichtete der Schwiegersohn von Erdoğan über die erfolgreiche Aktion. Die Akinci fand, wonach die Mullahs mit dem Roten Halbmond und den Revolu­tionsgarden zwei Tage lang erfolglos gesucht hatten: die verkohlten Leichen von Raisi und seinen Begleitern. Ein Punktesieg für die Familie Erdoğan. Auch wenn sich der dichte Nebel von Wahrheiten und Unwahrheiten so schnell nicht lichten wird.

AIRBUS MACHT VORWÄRTS

Und noch eine Luftkriegsgeschichte, allerdings vor der eigenen Türe: Airbus ist ein Kind der europäischen Industriepolitik. Und Airbus setzt sich derzeit erfolgreich gegen die US-Maschinen von Boeing durch, weil es die USA mit der Sicherheit ihrer Linienmaschinen in den letzten Jahren nicht so genau genommen hatten.

Unter anderem entwickelt Airbus zurzeit einen Helikopter der nächsten Generation, den Racer. Er wird doppelt so schnell unterwegs sein wie die Bell 212, mit der Raisi abstürzte. Und rund 30 Prozent weniger Sprit verbrennen als die heute im Einsatz stehenden Heli­kopter. Der Racer soll zudem viel weniger Lärm machen, auch beim Starten und Landen. Alles nur warme Luft?

Die heutigen Pumas der Schweizer Armee, die für Bundesratsreisli benutzt werden, sind lahme, lärmige Spritschlucker. Der Flug von Bellinzona nach Bern wird vielleicht nächstens mit dem Racer nur mehr schlappe 20 Minuten dauern. Dies zu einem Preis, der niedriger ist als ein Erste-Klasse-Zugbillett. Und dies erst noch sieben Mal schneller.

Auch an der Helikopter-Front wird den Umweltorganisationen die Arbeit also nicht ausgehen.

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/klassenwechsel Mit Eric Nussbaumer und Eva Herzog stellt die SP die Ratspräsidien im Nationalrat und im Ständerat. Die beiden haben aber etwas den Bodenkontakt verloren. Sie liessen sich von der deutschen Swiss in einem Airbus First Class von Zürich nach New York fliegen. Andere Business-Passagiere kamen nicht zum Zug. Da ging sehr viel sozialdemokratische Bodenhaftung verloren.
  • rebrand.ly/airbus-racer Auf dieser Webseite erklärt Airbus, warum der Helikopter Racer schneller, billiger und umweltfreundlicher sein soll. Ende April 2024 fand der erste Testflug statt. Merke: Die Zulassung neuer Fluggeräte braucht immer ihre Zeit.

 

 

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