Statistik des Bundes zeigt auf:
So krank macht uns die Arbeit

Neue Zahlen vom Bund ­zeigen auf, wie ungesund die Arbeitsbedingungen in der Schweiz sind. Besonders in Frauenbranchen wie dem Gastgewerbe und dem ­Gesundheitswesen ­verschlechterte sich die Lage stetig.

BESONDERS BETROFFEN: In der Pflegebranche sind etliche Arbeiterinnen von Stress betroffen, was dazu führt, dass viele ihr Pensum reduzieren müssen. (Foto: Adobe Stock)

Stress, Belästigung, physische Risiken bis hin zum Burnout. Kürzlich publizierte Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen alar­mierende Ergebnisse zum Thema Arbeit und Gesundheit auf. Zwischen 2012 und 2022 litt die Gesundheit von Schweizer Arbeit­nehmenden zunehmend. Auffällig ist besonders die gestiegene Belastung bei Frauen. 2022 gab jede vierte Frau an, meistens oder immer unter Stress zu arbeiten. Besonders betroffen sind Arbeitnehmerinnen in der Gastronomie und dem Sozialbereich, dazu gehört die Pflege und die Kinderbetreuung – beides typische Frauenbranchen.

Die Belastung am Arbeitsplatz führt dazu, dass viele ihr Pensum reduzieren, um nicht krank zu werden. Diese unfreiwillige Reduktion führt zu finanziellen Einbussen. Unmittelbar beim Einkommen, langfristig bei der Rente. Laut dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) sei diese Ent­wicklung inakzeptabel. Deshalb fordert er: kürzere Arbeitswochen, weniger dichte Arbeitspläne, Einhaltung der Ruhevorschriften und keine kurzfristigen Arbeitsplan­änderungen.

Männer dagegen leiden am Arbeitsplatz unter physischen Risiken. Besonders betroffen sind junge Arbeiter in der Landwirtschaft und dem Baugewerbe. Laut Umfrage gaben 61 Prozent der Männer unter 30 Jahren mindestens drei Risikofaktoren an, mit denen sie am Arbeitsplatz konfrontiert sind. Einzige physische Risiken, die von Frauen häufiger erwähnt wurden als von Männern, waren schmerzhafte Körperhaltungen sowie das Tragen oder Bewegen von Personen. Diese Belastungen kommen vor allem in der Pflege oder bei der Betreuung von Kindern häufig vor.

NEUSTE ANGRIFFE AUS DER FDP

Trotz all den steigenden Risiken bei der Arbeit steht beim Schweizer Parlament eine Reihe von Vorstössen an, die den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz schwächen wollen. Darunter der Vorstoss von FDP-Parteipräsident Thierry Burkart, der mit neuen Homeoffice-Regelungen die Nacht- und Sonntagsarbeit im Büro einführen will. Gegen neuste Angriffe auf die freien Tage der Verkäuferinnen und Verkäufer sowie längere Ladenöffnungszeiten engagiert sich die Gewerkschaft Unia (work berichtete).

Doch es gibt nicht nur Konter aus dem Parlament: Der Neuenburger SP-Nationalrat Baptiste Hurni reichte im März 2023 ­einen Vorstoss ein, der fordert, dass Stress als Berufskrankheit anerkannt wird. Die ­zuständige Kommission des Nationalrats lehnte Hurnis Initiative erst kürzlich ab. Die Gewerkschaft Unia fordert, dass das Parlament bei diesem Vorstoss nochmals über die Bücher geht.

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