Über 55 000 Menschen setzten vergangenes Wochenende ein starkes Zeichen an der Pride-Parade in Zürich. Dieses Jahr bildeten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter einen eigenen Block.
MITTENDRIN: Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter an der Pride. (Foto: zvg)
Jährlich findet im Juni der Pride-Monat statt. Pride steht im Englischen für «Stolz» und symbolisiert, dass alle queeren Menschen stolz auf ihre Sexualität und Geschlechtsidentität sind. Dieser Monat dient auch für mehr Sichtbarkeit queerer Personen. Dazu gehören Schwule, Lesben, Bisexuelle, Trans-Personen, Nonbinäre und weitere. Sie setzen sich für ihre Rechte ein und gegen die Gewalt, die sie aufgrund ihrer Sexualität oder Geschlechtszugehörigkeit erfahren müssen.
SCHUTZ AM ARBEITSPLATZ
ERFREUT: Unia-Frau Domenica Priore an der Pride. (Foto: zvg)
An der diesjährigen Pride-Parade in Zürich kam es zu einer gewerkschaftlichen Premiere: Zum ersten Mal schlossen sich Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter zusammen, um an der Pride ein klares Zeichen zu setzen. Auch an ihren Arbeitsplätzen müssen queere Personen besser geschützt werden. Unia-Frau Domenica Priore (56) hat sich sehr über den Gewerkschaftsblock gefreut: «Queere Personen sind am Arbeitsplatz schutzlos Gewalt und Diskriminierung ausgeliefert. Gerade ich als Trans-Frau auf dem Bau erlebe das leider viel zu oft.»
Priore ist Unia-Mitglied, arbeitet als Sanitärinstallateurin und setzt sich engagiert für ihre Rechte ein. Denn sie hat bereits als Kind gespürt, dass sie sich mit ihrem angeborenen Geschlecht nicht identifizieren kann. Nach jahrelangem Verstecken steht die 56jährige heute stolz als lesbische Trans-Frau hin (work berichtete). Sie sagt: «Die Pride in Zürich ist für mich ein wichtiges Ereignis. Es zeigt unsere Vielseitigkeit und Einzigartigkeit und ist ein Ort, um unkonventionell zu sein.» Priore schenkt die Pride Mut und Motivation, weiter für ihre Rechte einzustehen. Sie fordert: «Auf dem Arbeitsmarkt werden queere Personen vergessen. Ich will, dass die Diskriminierung endlich ein Ende nimmt und man mich nicht auf meine Queerness reduziert.»
RECHTE KRAWALLE
Am bunten, lauten und kraftvollen Pride-Paradezug fanden sich über 55’000 Menschen zusammen. Doch seit Jahren wird alles rund um den Pride-Monat Juni mit Regenbogen-Marketing kommerzialisiert. So hat zum Beispiel die UBS ihr Anwesen an der Bahnhofstrasse mit etlichen Regenbogenfahnen geschmückt. Auch die grosse Pride-Veranstaltung am 15. Juni in Zürich hatte namhafte Sponsoren wie Ikea, Starbucks, Siemens und Swisscom. Gegen die Kommerzialisierung wehrten sich einige Demonstrierende mit kreativen Plakaten, darunter eines mit der Aufschrift «Unsere Pride kann man nicht kaufen».
Der Umzug und die Veranstaltungen rund um die Pride verliefen friedlich. Einzige Störenfriede waren eine Handvoll rechter Querulanten: Von einem Motorboot auf dem Zürichsee aus skandierten sie rechtsextreme Parolen. Zudem verteilten sie bei der Parade homophobe Flyer. Notabene nicht persönlich, sondern via Drohne.