Am Mittwochabend sind im unteren Stock ein paar Leute, für einmal reden sie miteinander. Als ich hereinkomme, verstummen sie, die Gruppe löst sich auf, man verabschiedet sich. Ich traue mich nicht, zu fragen, ob es etwas Neues gibt. Das Recycling ist ein einziges Durcheinander, was mich eine Weile beschäftigt. Im Andenken an den Ermordeten nehme ich es genau. Im oberen Stock brennt auch noch Licht, es ist das Büro 305, zwei Türen hinter dem des Toten. Am Schreibtisch sitzt ein junger Mann. Er trägt einen Schnauz und kurze Haare, eine Frisur, die für mich altmodisch wirkt, so sah der Abwart in dem ersten Schulhaus aus, das ich besucht habe, als ich in die Schweiz kam. Er machte uns Ausländerkinder für allen Dreck verantwortlich. Als hafte uns der besonders hartnäckig an. Der junge Mann ist einer von denen, die mich nicht beachten. Die nicht mal aufschauen, wenn ich hereinkomme. Ich putze um ihn herum, er nimmt mich überhaupt nicht wahr. Er telefoniert sogar, während ich im Raum bin. Wahrscheinlich denkt er, ich verstehe kein Deutsch. Ich bin seit meinem neunten Lebensjahr in der Schweiz. Er sagt nicht viel, abgesehen von ein paar englischen Wörtern wie «strange» und «anyway» und schweizerdeutschen wie «voll» und «krass». Während er mit dem Headset telefoniert, macht er etwas am Handy. Er ist vollkommen absorbiert.