Das progressive Wallis bodigt Macho-Filz
Tschüss, Buttet!

Nun also doch! Yannick Buttet verzichtet auf den Präsidentenjob bei der Walliser Tourismuskammer. Gegen die Wahl des wegen sexueller Belästigung und Nötigung verurteilten Ex-CVP-Nationalrats hatte sich breiter Widerstand formiert. Ins Rollen gebracht hatte diesen auch die lokale Unia. Ende gut, alles gut? 

RÜCKTRITT. Yannick Buttet gibt das Amt des Präsidenten der Walliser Tourismuskammer auf. (Foto: keystone)

Im Juni wählte der Vorstand der Walliser Tourismuskammer den Ex-CVP-Nationalrat Yannick Buttet (47) einstimmig zu ihrem Präsidenten. Viele im Tourismuskanton waren baff über diese Besetzung der prestigeträchtigen Kaderstelle. Denn Buttet musste 2017 wegen zahlreicher Belästigungsvorwürfe als Nationalrat zurücktreten. Und 2018 wurde Buttet nach einer Stalking-Affäre wegen Nötigung rechtskräftig verurteilt. Zwei Jahre später kriegte er zudem eine bedingte Geldstrafe wegen sexueller Belästigung. Die Bewährungsfrist läuft noch. Ein solcher Mann sollte also das Image des Wallis als Reisedestination verkörpern?

Erfolgreiche Petition

Ein No-Go für die lokale Unia-Jugend, die Unia-Frauen und ein feministisches Walliser Kollektiv. Sie wollten die Wahl Buttets nicht hinnehmen, sondern lancierten eine Petition zur Absetzung Buttets – als Zeichen gegen sexuelle Belästigung und zum Schutz der Opfer von Buttet. Denn eine Frau, die bei der Walliser Tourismusförderung arbeitet, hatte Buttet angezeigt und wäre dem neuen Präsidenten indirekt unterstellt gewesen. Mit Buttet könne die Gesundheit, die Integrität und der Schutz der Frau nicht gewährleistet werden, schrieben die Petitionärinnen. Fast 11 000 Personen unterzeichneten, und auch ganze Organisationen unterstützten die Rücktrittsforderung, so etwa die Frauensektion der Walliser Mitte-Partei oder am Ende auch die vereinigten Hoteliers aus Zermatt.

11 Männer, eine Frau

Der Vorstand der Tourismuskammer kam gestern kurzfristig zu einer Krisensitzung zusammen. Yannick Buttet gab in der Folge seinen Rücktritt bekannt. Die «eingehende Analyse der politisch-medialen Situation» habe zu diesem Schritt geführt, schreibt die Tourismuskammer in einer Mitteilung.

Lisa Rossi, Unia Wallis (Foto: unia)

Lisa Rossi, Jugendverantwortliche der Unia im Oberwallis und Mitglied des feministischen Kollektivs, ist froh, dass ihre Petition Erfolg hatte. Jetzt hofft sie auf die Wahl einer Frau mit frischen Ideen statt eines verurteilten Mannes mit konservativem Weltbild. Doch die Männernetzwerke, die Buttet installieren wollten, sind weiterhin präsent. Zum Beispiel Ex-CVP-Präsident und Walliser Staatsrat Christophe Darbellay, der Buttet stets verteidigte und mit ihm auch mal auf Pilger-Wanderschaft ging, oder CVP-Ständerat Beat Rieder, der das Amt als Vorsteher der Tourismuskammer vor Buttet innehatte.

Und von den 12 Vorstandsmitgliedern, welche die neue Präsidentin oder den Präsidenten wählen dürfen, sind immer noch 11 Männer. Ganz am Ende sind die Walliser Machos und ihre Seilschaften noch nicht. 

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