Buttet ist weg. Ist jetzt alles in Butter, Lisa Rossi?
«Der Boys Club ist weiterhin intakt»

Lisa Rossi (27) ist Mitgründerin und Co-Präsidentin des feministischen Kollektivs Oberwallis. Sie arbeitet für die dortige Unia-Jugend und hat zusammen mit den Unia-Frauen die Petition zur Absetzung von Yannick Buttet lanciert.  

IMMER NO HÄSSIG! Unia Gewerkschafterin Lisa Rossi. (Foto: unia)

work: Frau Rossi, Sie haben wesentlich dazu beigetragen, den designierten Präsidenten der Walliser Tourismuskammer zu stürzen. Was bedeutet der Rücktritt von Yannick Buttet für das Wallis?

Lisa Rossi: Es ist ein bedeutendes Zeichen für das Wallis und zeigt, was erreicht werden kann, wenn sich Menschen zusammenschliessen und gemeinsam für eine Sache kämpfen. In diesem Fall waren es vor allem Frauen sowie gewerkschaftliche und feministische Organisationen, die sich vehement dafür eingesetzt haben, dass Herr Buttet von seinem Amt als Präsident der Walliser Tourismuskammer entbunden wird. Der Erfolg dieser Kampagne ist ein starkes Signal für das Wallis und zeigt, dass solche Anliegen ernst genommen werden und Folgen haben können.

Ist diese Geschichte typisch für das Wallis? 

In gewisser Weise schon, da sie die Männerstrukturen und das konservativ geprägte gesellschaftliche Klima in diesem Kanton widerspiegelt. Der «Boys Club» ist weiterhin intakt und dominiert in vielen Bereichen, insbesondere in wirtschaftlichen und touristischen Verbänden. Frauen sind in Führungspositionen immer noch stark unterrepräsentiert. Zusätzlich zeigt die Geschichte eine Art patriarchale Omertà auf, bei der Täter oft geschützt und Betroffene zum Schweigen gebracht werden. Dies zeigt sich auch in der Behandlung der Vergehen von Herrn Buttet, welche anfangs als Kavaliersdelikte abgetan wurden. Der Fall Buttet ist symptomatisch für eine breitere Problematik innerhalb der (Walliser) Gesellschaft, in der alte Machtstrukturen und patriarchale Normen noch immer stark präsent sind. 

Welche Rolle spielte Ihre Petition? 

Eine entscheidende! Sie stiess den Prozess an, der letztlich zum Rücktritt von Yannick Buttet führte. Über 10 000 Personen unterzeichneten die Petition. Sie erzeugte enormen öffentlichen Druck und zeigte deutlich, dass die Ablehnung von Buttets Wahl weit über «ein paar aufgebrachte Feministinnen» hinausging. Aber auch viele Leserinnenbriefe in den Zeitungen zeigten das Unverständnis und die Empörung vieler Frauen, die sich öffentlich gegen Buttets Ernennung aussprachen.

JETZT NICHT MEHR IM AMT. Yannick Buttet ist nicht mehr Präsident der Walliser Tourismuskammer. (Foto: keystone)

Und wie kam es genau zu dieser Petition?

Die Unia-Jugend Oberwallis und die Unia-Frauen Oberwallis hatten grosses Unverständnis für die Wahl von Buttet und sahen auch aus arbeitsrechtlicher Sicht erhebliche Probleme. Deshalb war es für uns wichtig, aktiv zu werden und etwas gegen diese Entscheidung zu unternehmen. Wir überlegten, wie wir noch zusätzlichen Druck aufbauen könnten, und kamen so auf die Idee, eine Petition zu starten. Diese Petition sollte das bereits bestehende Unbehagen und die öffentliche Kritik verstärken und klar zeigen, dass viele Menschen im Wallis und darüber hinaus die Wahl von Buttet als inakzeptabel empfanden. 

Ist jetzt alles in Butter, oder muss sich grundsätzlich etwas ändern?

Es muss sich grundsätzlich etwas ändern. Wenn man sich nur schon den Vorstand der Walliser Tourismuskammer ansieht, erkennt man, dass lediglich eine Frau mit 12 Männern in diesem Gremium sitzt. Solche Strukturen führen zu Entscheidungen wie der Wahl von Yannick Buttet. Zudem muss sexuelle Belästigung ernst genommen werden. Täter dürfen nicht mehr geschützt und die Erfahrungen Betroffener nicht kleingeredet werden. Es ist essentiell, dass solche Vorfälle nicht nur als Einzelfälle betrachtet werden, sondern als strukturelles Problem. Nur so können wir eine gerechtere und sicherere Arbeitsumgebung schaffen.

Die Tourismuskammer behauptet, man habe sich vor allem in der Deutschschweiz und im Oberwallis empört. Stimmt das?

Es ist korrekt, dass die Hälfte aller Unterschriften aus dem Wallis kamen und davon der grössere Teil aus dem Oberwallis. Aber fast 5000 Unterschriften aus dem Wallis in so kurzer Zeit sind meines Erachtens ein starkes Zeichen. Was Buttet und die Walliser Tourismuskammer angeht, so wurde auch die Tatsache hervorgehoben, dass mehr Unterschriften aus dem Oberwallis als aus dem Unterwallis kamen. Buttet hat dies als Hinweis darauf gedeutet, dass er im Oberwallis nicht persönlich bekannt sei und die Empörung daher eher aus der Berichterstattung resultiere. Aber es spielt keine Rolle, ob man ihn persönlich kennt oder nicht – die Taten und die Probleme bleiben dieselben. 

1 Kommentare

  1. Evelin Meierhofer 20. August 2024 um 10:00 Uhr

    „Aber es spielt keine Rolle, ob man ihn persönlich kennt oder nicht – die Taten und die Probleme bleiben dieselben.

    Da bin ich ganz bei Ihnen Frau Rossi. Eigentlich ist es ja noch absurder, dass diejenigen, die ihn kennen, ihn auch wählen…

    Ich bin froh, hat auch die Unia das Thema sofort aufgegriffen. Es hat mich (mal wieder) enttäuscht, dass die HGU Leitung (falls ich es übersehen habe korrigieren Sie mich gerne) sich nicht offiziell zu einer Haltung durchringen konnte sondern nur einzelne Mitglieder auf Anfrage.

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