Alarmierender Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation
Hitze ist ein stiller Killer

Immer mehr Menschen leiden an ihren Arbeitsplätzen an Hitzestress. Die Gefahr von hitzebedingen Unfällen und Krankheiten nimmt weltweit zu. In Europa sogar dramatisch. Das zeigt der jüngste Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). 

«Hitze ist ein stiller Killer, der die Gesundheit und das Leben von immer mehr Arbeitnehmenden in allen Teilen der Welt bedroht», schreibt die Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in einem neuen Bericht. Demnach sind mindestens 2.5 Milliarden Arbeitnehmende (das sind 71 Prozent aller Arbeitnehmenden) übermässiger Hitze ausgesetzt. Mit drastischen Folgen: Jährlich verzeichnet die ILO fast 23 Millionen hitzebedingte Krankheiten und Unfälle und fast 19 000 Hitze-Tote. 

Illustration: jun

Die ILO warnt, dass die Zahl der Arbeitnehmenden, die Hitzestress ausgesetzt sind, weltweit steigt. Gebiete, die bisher nicht unter extremer Hitze litten, werden bald damit konfrontiert sein, während in bereits heissen Regionen die Arbeiterinnen und Arbeiten unter zunehmend gefährlichen Bedingungen arbeiten müssen. Hitzestress kann zu einem tödlichen Hitzschlag führen, aber auch langfristig zu schweren Herz-, Lungen- und Nierenproblemen.

Steigende Gefahr für Europa

Die ILO-Studie zeigt, dass die Menschen in Afrika (92,9 Prozent), in den arabischen Staaten (83,6 Prozent) und im asiatisch-pazifischen Raum (74,7 Prozent) am stärksten von übermässiger Hitze betroffen sind. 
 
Doch auch Europa und Zentralasien sind zunehmend betroffen: Zwischen 2000 und 2020 stieg der Anteil der Arbeitnehmenden, die übermässiger Hitze ausgesetzt sind, um 17,3 Prozent. Das ist fast ein doppelt so hoher Anstieg wie im weltweiten Durchschnitt. 

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Auch Arbeitsunfälle aufgrund von Hitzestress sind in den letzten 20 Jahren explosionsartig angestiegen, vor allem auf dem amerikanischen Kontinent, in Europa und in Zentralasien.
ILO-Generaldirektor Gilbert F. Houngbo sagt: «Die Welt kämpft weiterhin gegen steigende Temperaturen. Wir müssen die Arbeitnehmenden vor Hitzestress schützen.» 

Gewerkschaften in der Pflicht

Durch verbesserte Sicherheits- und Gesundheitsmassnahmen zur Vermeidung von Unfällen und Krankheiten durch übermäsige Hitze am Arbeitsplatz könnten weltweit bis zu 361 Milliarden US-Dollar an Einkommensverlusten und Kosten für medizinische Behandlungen eingespart werden.
 
Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) reagierte auf die Veröffentlichung des Berichts mit einer Pressemitteilung, in der er die zentrale Rolle der Gewerkschaften im Kampf gegen Hitzestress hervorhob. Die Arbeitnehmerorganisationen müssen die Arbeitnehmer vor dieser Bedrohung durch den Klimawandel schützen, fordert der IGB. IGB-Generalsekretär Luc Triangle sagt:

Da sich der Klimawandel verschärft, ist die Rolle der Gewerkschaften bei der Verteidigung sicherer Arbeitsbedingungen entscheidender denn je.

In diesem Sinne ruft der IGB alle Regierungen und Arbeitgeber dazu auf, sich zu verpflichten, ihre Politik und Praxis zur Bekämpfung von Hitzestress durch sozialen Dialog und Tarifverhandlungen zu stärken. «Die Gewerkschaften müssen ein integraler Bestandteil dieser Diskussionen sein, um sicherzustellen, dass die Politik angemessen und wirksam ist, um den rasch zunehmenden Auswirkungen von Hitzestress auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu begegnen.»

Dieser Text erschien zuerst in der französischsprachigen Unia-Zeitung L’Evenement Syndical und erscheint hier in leicht abgeänderter Form. (Zum Original-Beitrag)

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