1x1 der Wirtschaft
Warum Ältere immer öfter arbeitslos werden – und was die Gewerkschaften dagegen tun

Trotz dem sogenannten Fachkräftemangel ist die Arbeitslosigkeit bei den 60- bis 64jährigen seit einigen Jahren überdurchschnittlich hoch. Ihre Arbeitslosenquote liegt bei 2,9 Prozent. Das ist wesentlich mehr als die 2,3 Prozent insgesamt. Das gab es früher kaum. Ältere Berufstätige wurden viel weniger häufig arbeitslos. Heute ist das Risiko markant höher. 60- bis 64jährige Frauen landen heute doppelt so häufig bei der Arbeitslosenkasse. 

Rentenalter erhöht, IV strenger

Dafür gibt es mehrere Gründe. Ältere Arbeitnehmende sind nach wie vor benachteiligt. Zahlreiche Personalabteilungen sortieren sie aus und schauen ihre Bewerbungen gar nicht an. Ein weiteres Problem sind die schlechteren Leistungen bei den Sozialversicherungen. Wer gesundheitliche oder andere Probleme hat, konnte früher einfacher in die vorzeitige Pensionierung. Heute ist das schwieriger, weil die Pensionskassen ihre Rentenalter erhöht haben. Und weil es weniger Rente auf das Alterskapital gibt, so dass sich sehr viele die Frühpensionierung nicht mehr leisten können. Auch eine IV-Rente ist für die meisten unrealistisch geworden, weil die IV strenger ist als früher. 

Dreimal so viele ältere Temporäre wie vor 10 Jahren

Immer mehr Ältere landen denn auch in unsicheren oder prekären Stellen. Früher gab es kaum über 55jährige Berufstätige, die temporär arbeiteten. Heute trifft man sie jedoch immer häufiger an. Die Temporärarbeit bei den 55plus hat sich in nur 10 Jahren verdreifacht. Die Probleme sind für viele ältere Arbeitnehmende so gross geworden, dass sie am Ende der Berufslaufbahn einen Temporärjob annehmen müssen, damit sie über die Runden kommen.

Runter mit den Hürden für Überbrückungsrenten!

Hier muss sich etwas ändern. Das Wichtigste ist, dass die 55- und 60plus ihre Stelle gar nicht erst verlieren. Die Gewerkschaften fordern deshalb, dass langjährige ältere Arbeitnehmende im Gesetz besonders gegen Kündigungen geschützt werden. Wie das vom Bundesgericht in einem Urteil bereits entschieden wurde. Für Härtefälle hat das Parlament eine Überbrückungsrente eingeführt. Doch weil die Hürden für diese Rente sehr hoch sind, ist es schwierig, eine zu erhalten. Hier muss das Parlament über die Bücher und die Überbrückungsrente an die Realität der Leute anpassen. 

Daniel Lampart ist Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB).

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