Rosa Zukunft ‒ Technik, Umwelt, Politik
CO2-Speicherung: Retten uns diese ausländischen Bäume?

Schweizer Holz ist heimelig. Ausländisches Holz etwas ­un­heimelig, aber vielleicht eine Chance fürs Klima.

VIELVERSPRECHEND: Blauglockenbäume binden viel mehr CO2 als unsere Tannenwälder, speziell in China wird der Baum deshalb intensiv erforscht. (Foto: Adobe Stock)

Die Klimaerwärmung ist eine Tat­sache. Die Temperaturen in der Schweiz stiegen in den letzten Jahren doppelt so schnell an wie weltweit. Um 2,4 Grad, verglichen mit der vorindus­triellen Zeit. Die Schweizer Gletscher schmelzen deshalb immer schneller ab. Wir können das Gletschersterben offenbar nicht stoppen oder rückgängig machen. Wohl aber verlangsamen. Immerhin.

Von 1000 Menschen weltweit lebt nur einer oder eine in der Schweiz. Wir stossen pro Kopf richtig berechnet 13 Tonnen CO2 in die Luft. Richtig berechnet heisst, berechnet unter Einbezug der importierten grauen Energie.

China belastet die Umwelt pro Kopf zwei Mal weniger mit CO2. Und die Kommunistinnen und Kommunisten scheinen jetzt, wenn ihre Statistiken nicht lügen, den Höhepunkt ihrer CO2-Emissionen überschritten zu haben. Dies vorab dank immer effizienteren und billigeren Wind- und Solarkraftwerken.

Immer mehr neue Ideen und Konzepte beleben die Diskussionen, wie man den CO2-Ausstoss weltweit reduzieren könne. Am Ende gewinnt technologisch und politisch, wer den CO2-Ausstoss – in welcher Form auch immer – am günstigsten reduziert.

BLAUGLOCKENBÄUME

Atomkraftwerke kommen nicht in Frage. Erstens ist der von ihnen produzierte Strom viel zu teuer. Und zweitens sind Atomkraftwerke die Atombomben im eigenen Land. In Saporischja – dem grössten Atomkomplex Europas – brannte einer der sechs Kühltürme. Und das Atomkraftwerke Kursk musste abgeschaltet werden, weil es unter Beschuss kam. Selbst der Internationalen-Atom­energie-Agentur läuft der kalte Schweiss über die atomfreundlichen Rücken.

Holz ist nicht nur heimelig. Holz bindet auch CO2. Bei der Photosynthese produzieren die Bäume ihre Nahrung aus Wasser und Kohlendioxid mit Hilfe des Sonnenlichts. Als Bauholz speichert es dieses CO2 während Jahrhunderten, wie die deutschen Fachwerkhäuser beweisen. Weniger sinnvoll ist das Verbrennen von Holzpellets, weil wir so das eben gespeicherte CO2 gleich wieder in die Luft blasen.

Schnell wachsende Blauglockenbäume produzieren Paulownia-Holz. Dieses Holz ist pro Kubikmeter nur 250 bis 300 Kilo schwer. Und es ist schwer entzündbar. Für viele ist es das Aluminium unter den Holzarten.

Es gibt Kiribäume, die sich fortpflanzen, und daneben Züchtungen, die sich nicht fortpflanzen. In der Schweiz sind alle Sorten, die sich fortpflanzen können, ab Ende September 2024 verboten. Wie die Tessiner Palmen. Weil sonst Überfremdungsgefahr droht.

In China gibt es eine Universität, die sich nur der Optimierung des Anbaues und der Nutzung von Paulownia-Holz widmet. In Kroatien haben Investoren erste Plantagen gepflanzt.

Ihre Argumente: Pro Hektare Wald binden Paulownia-Bäume zehn Mal mehr CO2 als unsere heimischen Tannenwälder. Das heisst 50 Tonnen CO2 pro Jahr und Baum. Mittels Zertifikaten kann man mit diesen 50 Tonnen handeln. Zurzeit liegt der Preis bei 50 Franken pro Tonne. Er müsste auf 200 Franken pro Tonne steigen, wenn der schnelle, über die Preise gesteuerte ökologische Umbau möglich werden soll.

Das bedeutet 50 Rappen mehr pro Liter Benzin, Heizöl oder Diesel. Wenn dieser Preisaufschlag die kleinen und mittleren Einkommen und Renten trifft, hat er keine Chance. Wenn ihn die Reichen dank der Erbschaftssteuer der Juso begleichen müssten, vielleicht doch.

CO2 IN DEN WURZELN

Noch zwei Schritte weiter will das «Farmer Managed Natural Regeneration»-Konzept gehen, eine Wiederaufforstungstechnik. Sie wurde vom australischen Agrarökonomen Tony Rinaudo entdeckt und in West­afrika in den 1980er und 1990er Jahren entwickelt. Eine Million heute ausgetrockneter Hektaren Land sollen genutzt werden, indem man noch bestehende Wurzelwerke nutzt. Das Versprechen: Mit 50 000 Euro könnten pro Jahr 124 000 Tonnen CO2 eingespart und bis 2033 auch 25 Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses kompensiert werden.

Rechnen wir: Mit 900 Millionen Franken könnten wir, wenn denn diese Berechnungen stimmen, den CO2-Ausstoss der Schweiz in den Steppen und Wüsten Afrikas kompensieren. Alles zu schön, um wahr zu sein. Aber Probieren geht über Studieren.

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/natural-regeneration: Das scheint bisher wenigstens in gewissen Regionen Afrikas zu funktionieren.
  • rebrand.ly/baum-investition Vorsicht: Investoren versprechen das Blaue vom Himmel. Nachrangdarlehen sind nichts für work-Leserinnen und -Leser; die Wahrscheinlichkeit, dass sie dabei in die Röhre gucken, ist zu hoch.

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