Kanton Bern: Löhne im Sinkflug
Das Loch im Portemonnaie wächst und wächst und wächst

Die Kaufkraft der Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen ist seit Jahren massiv unter Druck. Das zeigt jetzt auch eine Lohn-Umfrage im Kanton Bern. Skandalös: Frauen sind davon besonders betroffen. 

LÖHNE RAUF! In Frauenberufen stagnieren die Gehälter. (Montage: work)

Die Gewerkschaften setzen sich mit voller Kraft für die Kaufkraft ein: in den Betrieben, an der Urne, und am 21. September an der grossen Lohndemo in Bern. Denn eines ist klar: Jetzt braucht es endlich eine Umkehr in der Lohnentwicklung, und zwar nach oben! 

Seit Jahren sinken die Reallöhne. Die Renten sind immer weniger wert. Die Teuerung, die stetig steigenden Krankenkassenprämien und Abzockermieten fressen ein immer grösseres Loch ins Portemonnaie der Büezer. Und vor allem der Büezerinnen. Das zeigt eine aktuelle Unia-Umfrage im Kanton Bern: Nur 21,6 Prozent der befragten Frauen haben zwischen 2021 und 2023 jährlich eine Lohnerhöhung erhalten. Bei allen Befragten zusammen sind es nur gut 31 Prozent. Zwei Drittel der befragten Arbeitnehmenden können sich heute weniger leisten als vor drei Jahren. 

(Quelle: Unia)

Sören Niemann, Co-Leiter der Unia Bern/Oberaargau-Emmental, sagt: «Nach drei Jahren mit Kaufkraftverlusten besteht ein grosser Nachholbedarf bei den Löhnen.» 

Tendenz null

Wenig erstaunlich ist auch, dass die Lohnerhöhungen in typischen Frauenbranchen besonders dürftig sind. Im Detailhandel gaben nur gut 28 Prozent der Befragten an, eine jährliche Lohnerhöhung erhalten zu haben. In der Pflegebranche sind es sogar nur 16 Prozent. Und in der Gastrobranche? Tendenz null. 

(Quelle: Unia)

Der reale Lohnverlust nagt an der Existenz der Betroffenen. Und wieder trifft es vor allem die Frauen: Nur bei knapp einem Drittel der Befragten reicht der Lohn für die Deckung der täglichen Kosten. Knapp 42 Prozent aller Befragten geben an, ihr Lohn reiche «gar nicht» oder «eher nicht» zum Leben. 

Grosse Sorgen

Besonders drastisch wirkt sich der Kaufkraftverlust bei unvorhergesehenen Kosten aus. Nur knapp ein Viertel der Befragten können problemlos eine unerwartete Rechnung von 1000 Franken bezahlen. Für die Mehrheit wäre ein solcher Betrag ein «echtes Problem» und eine grosse Sorge. 

(Quelle: Unia)

Deshalb sei es wichtig, jetzt die Lücke der Teuerungsjahre aufzuholen und die Kaufkraft in der Schweiz zu stärken, ist Sören Niemann überzeugt. Er sagt: «Das nützt der Wirtschaft und den Arbeitnehmenden.»  

Umfrage im Wallis: Lernendenlöhne stagnieren

Die Unia Wallis hat eine Umfrage unter Lernenden im Gewerbe und in Berufen wie Hotellerie, Detailhandel oder Coiffure durchgeführt. Auch hier zeigt sich: Die Löhne sind ungenügend. Von 2015 bis 2024 hat sich der Durchschnittslohn der Lernenden fast nicht verändert. Die Löhne haben mit der Teuerung nicht Schritt gehalten. Diesen Herbst wird die Unia Wallis eine grosse Kampagne starten, um endlich die Löhne der Lernenden im Kanton aufzuwerten. 

Grosse Lohn-Demo in Bern

Am 21. September findet in Bern die grosse Lohn-Demo statt. Unia-Mitglieder können gratis nach Bern reisen. Dafür haben die Unia-­Regionen Extrazüge aus der Westschweiz, dem Tessin oder der Ostschweiz organisiert. Wer noch kein Ticket hat, kann sich unter diesem Link anmelden.

Das Programm:

13.30 Uhr: Besammlung auf der Schützenmatte (Nähe Bahnhof)

14.00 Uhr: Demo-Beginn

15.00 Uhr: Schlusskundgebung auf dem Bundesplatz: Reden und Konzert 

16.00 Uhr: Ende der Kundgebung

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