Die Mehrheit bekommt ihn am Ende des Monats
Lohn – was ist das eigentlich?

SO GINGE FAIRNESS: Arbeitende erschaffen für Firmen einen Mehrwert und sollten entsprechend dafür bezahlt werden. Für die Unia ist klar: Niemand mit Lehrabschluss sollte weniger als 5000 Franken im Monat verdienen. (Aktion vom 14. Juni auf dem Berner Bundesplatz, Foto: Manu Friedrich)

Was ist Lohn? Auf den ersten Blick scheint die Antwort einfach: Lohn ist, was die Firma Ende Monat auf das private Konto des Arbeitenden überweist. Die «Entschädigung» für die «Vermietung» der Arbeitskraft quasi. Wenn «das Geschäft» läuft, steigt der Lohn der Arbeitenden, wenn der Geschäftsgang harzt, stagniert der Lohn oder sinkt sogar, weil zum Beispiel für den gleichen Lohn länger ge­arbeitet werden muss. Doch ist diese einfache Antwort auch die einzig richtige?

Schauen wir uns einmal ganz grundsätzlich an, wie «ein Lohn» entsteht. In unserem aktuellen Wirtschaftssystem geht das so: Eine bestimmte Summe Kapital wird in Form von Produktionsmitteln (zum Beispiel Maschinen, Arbeitsräume, Software, Patentrechte etc.) Arbeitenden zum Produzieren zur Verfügung gestellt. Die Arbeitenden erhalten dafür einen Lohn.

Im Gegenzug müssen sie dem Kapitalgeber den Mehrwert überlassen, der dieser schöpft, wenn er die produzierten Güter verkauft. Das ist – ein bisschen vereinfacht – die Rendite auf dem Kapital. Wenn man diese Mechanik erkennt, erkennt man auch: Die Rendite auf angelegtem Kapital ist immer der Mehrwert, den Menschen mit ihrer Arbeitskraft geschaffen haben. Geld arbeitet nicht, auch wenn es putzige Strichmännli und glückliche Fotomodelle auf den Plakaten von Banken und Lebensversicherungen behaupten.

Zahlen sind Macht

Die Interessen des Kapitals und der Arbeit stehen sich gegenüber. Denn was die eine Seite kassiert, fehlt der anderen. Darum war, ist und bleibt die Lohnfrage die wichtigste Auseinandersetzung zwischen Arbeitgebern auf der einen und den Gewerkschaften auf der anderen Seite. Und diese Auseinandersetzung ist nie zu Ende. Erfolgreich können Arbeitende dabei nur sein, wenn sie organisiert mit dem Kapital verhandeln, denn in unserem System sind die Besitzenden grundsätzlich am längeren Hebel als die Arbeitenden. Dies im praktischen Alltag oft auch schlicht deswegen, weil sie nicht nur ­einen Informationsvorsprung über den Geschäftsverlauf haben, sondern auch vielfältige Möglichkeiten, diesen in ihrem Interesse zu steuern (doch das ist ein anderes Thema). Was in der Regel schlicht heisst: Die Besitzenden holen sich ein möglichst grosses Stück vom durch die Arbeitenden geschaf­fenen Mehrwert.

Gewerkschaften schaffen zu dieser Übermacht ein Gegengewicht. Denn gemeinsam können die Lohnabhängigen nicht nur stärker verhandeln, sie können ihre Ansprüche auch mit Zahlen belegen. Und starken Gewerkschaften gelingt es auch, dem Kapital – konkret: den Aktionären und ihren Managern – ökonomische und soziale Kompromisse abzuringen.

Was also ist Lohn? Auf den Punkt gebracht: Lohn ist jener Teil des von Arbeitenden geschaffenen Mehrwerts, den die Lohnabhängigen dem Kapital abringen können. In dieser Auseinandersetzung sind die Chancen für die Arbeitenden umso grösser, je besser sie organisiert sind – und je besser sie begreifen, wie das aktuelle System funktioniert.

Grosse Lohn-Demo in Bern

Am 21. September findet in Bern die grosse Lohn-Demo statt. Unia-Mitglieder können gratis nach Bern reisen. Dafür haben die Unia-­Regionen Extrazüge aus der Westschweiz, dem Tessin oder der Ostschweiz organisiert. Wer noch kein Ticket hat, kann sich unter diesem Link anmelden.

Das Programm:

13.30 Uhr: Besammlung auf der Schützenmatte (Nähe Bahnhof)

14.00 Uhr: Demo-Beginn

15.00 Uhr: Schlusskundgebung auf dem Bundesplatz: Reden und Konzert 

16.00 Uhr: Ende der Kundgebung

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.