«Next Level»-Ignoranz eines Schweizer Schoko-Multis
Barry Callebaut zwischen Kahlschlag und Versteckspiel

Die neuen Manager des Schokokonzerns Barry Callebaut glauben an den grossen Umbauplan – und dass sie die Informationsrechte der Mitarbeitenden missachten können. 

Mit den grössten Schweizer Abzocker-Managern kann Peter Feld (58) nicht mithalten (siehe Grafik unten). Aber als neuer CEO des Schweizer Schokoladen-Multis Barry Callebaut kassierte er 2023 immerhin ein Jahresgehalt von 6,7 Millionen Franken. Das macht ein Tagessalär von fast 20 000 Franken. Ein solcher Sold verpflichtet. Wenige Monate nach seinem Einstieg präsentierte Feld den Umbauplan «BC Next Level» und neben Investitionen auch jährliche Kostensenkungen von 250 Millionen Franken. Ein Kahlschlag beim weltweit grössten Zulieferer von Schokolade und Kakaoprodukten für die Lebensmittelindustrie. Für die 13 000 Angestellten blieb jedoch weitgehend unklar, wie und wo die Kosten gespart werden sollten. Und auch der Europäische Betriebsrat (EBR) tappte im Dunkeln. EBR sind obligatorische Arbeitnehmervertretungen für Konzerne, die in der EU tätig sind.

Fabrikschliessungen und 2500 Entlassungen

Konkretisiert wurde der Plan dann im Februar dieses Jahres. Am Hauptsitz in Zürich kündigte das Management die Schliessung von zwei Produktionsstandorten und die Entlassung von 2500 Mitarbeitenden an, 900 davon in Europa. Doch welche der insgesamt 61 Fabriken betroffen sein würden, blieb weiterhin unklar. Deshalb protestierte der EBR von Barry Callebaut und forderte Klarheit über die Abbaupläne und einen Sozialdialog. Doch handfeste Informationen gab es von der Konzernleitung weiterhin nicht. EBR-Sekretärin Leen De Proost spricht von einem Vertrauensbruch: «Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Unternehmen wie Barry Callebaut seine Versprechen und Absichten in Bezug auf soziale Beziehungen nicht einhält.»

Barry Callebaut steckt Kopf in Sand

In einem letzten Versuch, den Sozialdialog zu retten, und um dem EBR Informationen über das «Next Level»-Abbauprogramm zu verschaffen, schrieb die Internationale Gewerkschaft der Nahrungsmittelarbeiter IUL mit Sitz in Genf im Juli einen Brief an die Konzernleitung in Zürich. Doch auch dieser Brief blieb unbeantwortet. De Proost sagt: «Das zeigt einen völligen Mangel an Respekt für den sozialen Dialog.»

Betriebsrat will klagen

Anfang September kam dann vom Konzern die Information, dass Barry Callebaut seine Fabrik in Verbania Intra im Piemont schliessen will. Insgesamt verlieren dort etwa 150 Personen ihren Job. Der EBR prüft nun eine Klage, um weitere Informationen zum Abbauprogramm auf rechtlichem Weg einzufordern. Noch ist nämlich weiterhin nicht klar, wo die restlichen 750 Jobs in Europa gestrichen werden sollen. Mit mehr Informationen könnte wenigstens auf einen Sozialplan hingearbeitet werden. Doch der Konzern bleibt in seiner Kommunikation floskelhaft und vage. Zur Werksschliessung in Verbania Intra schreibt er etwa: «Wir werden einen Dialog mit den Sozialpartnern in Übereinstimmung mit den lokalen Gesetzen und Vorschriften einleiten.» Und: «Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden bewusst und verpflichten uns, nach Möglichkeit geeignete Lösungen zu finden, um alle betroffenen Kollegen zu unterstützen.»

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