US-Präsidentschaftswahl: Trump, Musk & Co. haben einen Plan
Die Frau als innerer Feind

Das sind «die letzten Wahlen», hat Donald Trump gedroht. Egal, ob er sie gewinnt oder ob er sich ins Weisse Haus zurückputschen muss: Künftig soll in den USA allein herrschen, wer weiss ist und Männlich trägt.

SELBSTERNANNTER PUSSY-GRAPSCHER: Donald Trumps Wahlkampf ist eine Orgie von Rassismus und machistischem Hass. (Foto: Keystone)

In letzter Minute verhinderte die französische Polizei einen Massenmord. Axel G., 26, wollte in Bordeaux «so viele Menschen wie möglich» töten, weil ihm die Frauen die kalte Schulter zeigten. «Sie haben mich seit sechs Jahren zum unfreiwilligen Zölibat gezwungen», sagte er im Verhör. Entlarvt hatte Axel G. eine Facebook-Ode auf den US-Massenmörder Elliot Rodger. Die Pistole am Hosenbund, skandierte er:

Ihr werdet alle krepieren / jetzt bezahlt ihr den Preis für meine Jungfräulichkeit / Heil Elliot Rodger!

Rodger hatte vor zehn Jahren in Santa Barbara, Kalifornien, ein Blutbad angerichtet. Es war der öffentliche Gründungsakt der «Incel»-Bewegung. Incel steht für «Unfreiwillig ohne Sex». Ihre Anhänger glauben, jederzeit ein Recht auf Geschlechtsverkehr mit jeder Frau zu haben, als Huldigung an ihre männliche Überlegenheit. Schuld an ihrem und an allem Elend der Welt, so behaupten sie, seien die Frauen, die sich ihnen verweigerten. Und natürlich die «Immigranten, die dem weissen Mann die weissen Frauen» raubten. Den Massenmörder Rodger verehren Incellisten als den «jungfräulichen Killer» und als «Heiligen Elliot».

Frauenhass ist eine mächtige Droge für den Einstieg in den neuen Faschismus geworden. Incel hat bereits Zehntausende von Anhängern, die Massaker in den USA, in Kanada, in Grossbritannien und Deutschland anrichteten. Sie gehören zur «Manosphäre», die dem neuen Männlichkeitswahn huldigt, Teil der grossen rechtsextremen Koalition, die Donald Trump (78) am 5. November zum US-Präsidenten machen will.

Es sollen, verriet Trump in einer Rede, die letzten Wahlen werden. Die Koalition, die ihn als Aushängeschild nutzt, organisiert gerade das Ende der Demokratie. Erschrocken erkennen jetzt selbst Köpfe wie Trumps früherer Stabschef General Mark Milley, wie handfest diese Vorbereitungen sind – ihre Umsetzung hat längst begonnen.

«Kinderlose Katzenfrauen» und Taliban

Der 34fach verurteilte Ex-Präsident, sechsfache Bankrotteur und selbsternannte Pussy-Grapscher rühmt sich einer langen Latte sexueller Übergriffe. Seine Kampagne 2024 ist eine Orgie von Rassismus und machistischem Hass, von absurden Lügen (etwa der Behauptung, die Demokraten hätten die Orkane über Florida ausgelöst), Beschimpfungen und (Mord-)Drohungen. Vor allem seit er im TV-Duell mit der Demokratin Kamala Harris (59) ziemlich alt aussah. Sein Vize JD Vance schmähte sie als «kinderlose Katzenfrau». Das spiegelt Trumps Ego, ist aber auch Kalkül, das sein Chefberater Steve Bannon (er kam dieser Tage aus dem Knast) feinsinnig so formuliert hat: «Willst du die Demokratie killen, musst du sie mit Scheisse zuschütten.»

Die Amerikanistin Sylvie Laurent, die in Harvard geforscht hat, schaut der US-Rechten schon länger genau aufs Maul. In ihrer neuesten Studie («Kapital und Rasse») dokumentiert sie die zentrale Rolle des Rassismus beim Aufstieg des Kapitalismus. Dieser Tage sagte Laurent:

Aus JD Vance spricht die Paranoia der Rechten, mit der Reproduktionskraft des weissen Mannes schwinde auch die weisse Herrschaft. Das ist die amerikanische Version der reaktionären französischen Verschwörungstheorie von der grossen Auswechslung der Bevölkerung.

FUNDAMENTALIST: JD Vance will Homosexualität verbieten. (Foto: Keystone)

Deshalb will Trumps Vizekandidat JD Vance (40), ein christlicher Fundamentalist, sofort «25 Millionen Migranten» deportieren. Also Militarisierung, Konzentrationslager, mordende rechte Milizen. US-Frauen sollen wieder zu Gebärmaschinen werden. Homosexualität, nichtbinäre geschlechtliche Identitäten usw. will Vance verbieten. Die christliche Familie wird absolute Norm, die moralische Ordnung soll gewaltsam durchgesetzt werden. Kein Wunder, heissen die Vance-Boys in der Republikanischen Partei schlicht «die Taliban».

Sie zielen auf die Grundrechte, die soziale Sicherheit, die Chancengerechtigkeit, die Gewerkschaften, kurzum auf alles, was die Menschen von den Zwängen des Kapitals emanzipiert.

Ohne Trump ist Musk in Schwierigkeiten

Seinen Blitzaufstieg zum designierten Vizepräsidenten verdankt Vance dem Gewerkschaftsfeind Elon Musk. Der reichste Mann der Welt hat bisher mindestens 118 Millionen Dollar in den Trumpschen Wahlkampf gesteckt. Mit einer Tombola will er sich die Wahlen jetzt endgültig kaufen: Täglich verlost er unter Trump-Wählenden eine Million Dollar.

Wenn der Südafrikaner sich nicht entblödet, auf Trumps Bühne wie ein Kaninchen unter Kokain herumzuhopsen, tut er das in eigenem Interesse: Sein Imperium taumelt. Twitter/X, für 44 Milliarden als Wahlkampfmaschine erstanden, ist heute weniger als 10 Milliarden wert, viele Nutzerinnen und Nutzer wenden sich ab. Das E-Auto Tesla ist in Schwierigkeiten, weil sich die Belegschaften gegen den Arbeitsterror in den Fabriken wehren und weil niemand, der etwas auf sich hält, heute am Steuer einer Musk-Karre gesichtet werden möchte. Trump aber hat Musk versprochen, ihn zu einem Superminister für staatliche Effizient zu machen – er würde somit der Herr über die Subventionstöpfe, die ihn schon bisher reich gemacht haben.

HAMPELMANN: Elon Musk hofft, unter Trump als Präsident ordentlich absahnen zu können. (Foto: Keystone)

Vance ist der Zögling des Musk-Freundes und Tech-Milliardärs Peter Thiel (PayPal). Mit seiner Big-Data-Firma Palantir spielt Thiel eine zentrale Rolle in der neofaschistischen Galaxis (übrigens sind auch Schweizer Behörden mit Palantir im Geschäft).

Andere Grössen aus dem Silicon Valley imitieren Musk und Thiel. Sie fürchten demokratische Leitplanken bei der Datenverwendung und Regeln für die künstliche Intelligenz. Und natürlich Steuern. Passé das Idyll von kreativen, surfenden, libertären, kalifornischen Tech-Nerds. Sie sind zu Tech-Feudalisten geworden. Amazon-Gründer Jeff Bezos, zweitreichster Mann der Welt, verbot der Redaktion seiner Washington Post, eine Wahlempfehlung für Harris abzugeben.

Trump als Vehikel: Regieren durch Chaos

Das Verrückte an dieser Lage in der (noch) führenden Weltmacht sind nicht die zunehmend irren Ausfälle der Trumpisten, sondern der Fakt, dass dieser Mann und seine «alternative Wirklichkeit» 2024 überhaupt noch (oder heute mehr denn je) zur Debatte stehen. Doch dafür hat eine beträchtliche Menge von Männern (und wenigen Frauen) hart gearbeitet, schon nach Trumps erster Wahl, 2016, erst recht aber nach seiner Abwahl 2020.

Unter dem Trump-Signet MAGA (Make America Great Again) eint sie das Selbstverständnis, rechte Revolutionäre zu sein, die der Demokratie und allen Errungenschaften seit der Amerikanischen Revolution von 1776 ein Ende bereiten wollen, Menschenrechte und Völkerrecht eingeschlossen. Sie verfügen, alimentiert von der Finanzwirtschaft, über fast unbegrenzte Mittel. Die Denkfabrik American Entreprise Institute sorgt seit 2016 für ihre ideologische Aufrüstung. Sie nennen sich «Neue Rechte» und kontrollieren die Republikanische Partei. Stephen Miller, der unter Trump im Weissen Haus diente, sagte in einer offen faschistischen Rede:

Dieser November wird zum Wendepunkt für die westliche Welt.

Miller findet, «für Demokraten ist kein Platz mehr im Parlament».

Wie das alles gehen könnte, hat die potente Heritage Foundation in einem 5000-Seiten-Programm aufgeschrieben. Vom ersten Tag an sind alle Schritte akribisch genau geplant, inklusive ausführlicher Namenslisten, um Oppositionelle in Verwaltung, Ministerien, Gerichten, Universitäten zu ersetzen.

Vizekandidat JD Vance ist eine der Leitfiguren der rechten Revolution. Steve Bannon nennt ihn «das Nervenzentrum der Bewegung».

Zum inneren Kern gehört auch Yoram Hazony, Theoretiker des Ultranationalismus und Benjamin Netanjahus graue Eminenz in Washington. Italiens Neofaschistin Giorgia Meloni und Ungarns Viktor Orbán schwören auf ihn. In Washington hat er unter anderem die Stiftung Edmond Burke gegen die Menschenrechte gegründet. Zu Hazonys engsten Mitarbeitern gehört Saurabh Sharma. Er leitet Trumps Jugendorganisation American Moment.

Sharma sagt über Trump: «Er ist das ideale Vehikel für den Zorn der Bevölkerung.» Kompetenzen brauche Trump keine. Nur etwas könne der Ex-Präsident besonders gut, meint Steve Bannon:

Chaos produzieren.

Beste Grundlage für die antidemokratische Revolution.

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