Nach work-Enthüllung über Solar-Gauner folgt der nächste Hammer:
Sogar Rockergangs und Neonazis sahnen im Photovoltaik-Geschäft ab!

Betrüger, Rockergangs, Neonazis: Im Solar-Boom mischen allerlei dubiose Anbieter mit. Jetzt fordert ein Ostschweizer PV-Pionier einen radikalen Paradigmenwechsel – und damit den Fachverband heraus.

AUFGEDECKT: Die Rockergang «Hells Angels» mischt in der Ostschweiz bei mehreren Solarfirmen mit. (Foto: Keystone)

Im schönen St. Galler Rheintal bläst nicht nur fleissig der Föhn, auch die Sonne scheint üppiger als anderswo. Optimales Terrain also für Photovoltaik-Installationsfirmen. Solche boomen dank Subventionen und ökologischen Sorgen schon länger. Doch seit dem Ukrainekrieg und dem Gerede von der «Strommangellage» schiessen sie wie Pilze aus dem Boden. Und in diesem Solar-Rush mischen massig zweifelhafte Figuren mit. Eine davon zerrte work in der letzten Ausgabe ans Licht: David Z. (28) – mit seiner Viva Solar in Balgach SG steckt er nach erst einjähriger Geschäftstätigkeit knietief im Schuldensumpf. Doch privat führt er ein Leben in Saus und Braus. Mitarbeitende und Ehemalige werfen ihm Bschiss im grossen Stil vor. Auch die Kundschaft soll getäuscht worden sein – etwa mit gefälschten Betreibungsregisterauszügen. Hier geht es zum Artikel.

Koks und Kundenabzocke

Gleichentags veröffentlichten die CH-Media-Zeitungen eine Recherche zu den «Hells Angels».
Demnach soll die Rockergang im internationalen Kokainhandel eine wichtigere Rolle spielen, als bisher angenommen. Und: Es gebe Verbindungen ins Solargeschäft. Nun zeigen work-Recherchen: Exponenten und Freunde der Gang hatten in der Ostschweiz gleich in mehreren Solarfirmen ihre Finger im Spiel. Zum Beispiel in der Clean Energy Industries in Oberriet SG. Beteiligt an ihr war zudem ein Mann, der als Anführer des Zürcher Ablegers von «Blood & Honour» gilt, einer internationalen Untergrundorganisation von militanten Neonazis. Gemäss dem «Kassensturz» hat die Clean Energy etliche Hausbesitzer über den Tisch gezogen. Der Trick:

Wer eine Solaranlage bestellte, musste zuerst Tausende Franken Anzahlung leisten. Geliefert wurde aber oft nichts.

Nach den Enthüllungen tauchten die Hintermänner unter und liessen ihre Firma konkursgehen. Bei der St. Galler Staatsanwaltschaft läuft ein Strafverfahren wegen Betrugs. Solche und ähnliche Fälle haben sich in letzter Zeit gehäuft – nicht nur im Rheintal. Doch von dort kommt jetzt ein Impuls aus der Branche selbst!

Leichtes Spiel für Kriminelle

Die Firma Hansesun Photovoltaik aus Kriessern SG ist seit über 30 Jahren in der Bodenseeregion tätig. Doch jetzt sieht sich die Pionierin bedroht – durch die Schmutzkonkurrenz und ihre Gaunermethoden. Vertriebsleiter Andreas Müller sagt:

Wer heute eine Tankstelle überfällt, ist dumm. Betrug und Abzocke gehen einfacher: PV-Firma eröffnen, aggressiv bewerben, 20 bis 80 Prozent Anzahlung abkassieren, keine Leistung bringen und pleitegehen.

Hansesun-Vertriebsleiter Andreas Müller. (Foto: zvg)

Die kriminelle Energie einiger Anbieter bringe mittlerweile die ganze Branche in Verruf. «Diese Firmen sind mehr Schein als Sein. Sie spielen sich etwa als Sponsoren bei bekannten Sportvereinen auf und protzen mit Tesla-Flotten und getunten Autos. Dabei leben sie nur auf Kosten ihrer Kunden und wälzen das Risiko und den Schaden auf sie ab», erklärt Müller.

So könne es nicht weitergehen. Die Hansesun fordert daher ein schweizweites und generelles Anzahlungsverbot auf PV-Anlagen! Geschäftsführer Robert Veronik erklärt:

Eine PV-Anlage ist Standardware, keine individuell geplante Einbauküche. Vorkasse ist schlicht und einfach Unsinn. Seriöse Anbieter verrechnen erst, wenn die Anlage läuft.

Hansedun-Geschäftsführer Robert Veronik. (Foto: zvg)

Veronik erwartet auch eine klare Positionierung des Fachverbands Swisssolar. Doch dieser zaudert. Auf Anfrage schreibt Swissolar: «Wir schätzen ein Anzahlungsverbot als unrealistisch ein.» Denn viele, vor allem kleinere Firmen könnten Module, Wechselrichter oder Batteriespeicher nicht ohne Anzahlung einkaufen. Zudem seien Anzahlungen im Baugewerbe üblich. Hansesun widerspricht: Man habe in all den Jahren noch nie auf Vorkasse gearbeitet – und trotzdem schon über 9000 PV-Anlagen realisiert. Immerhin etwas dürfte die Traditionsfirma freuen: Swissolar hat David Z. und seine dubiose Viva Solar mittlerweile aus dem Verband geworfen.

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