Demo vor TX-Druckerei in Bussigny VD
Westschweizer Drucker protestieren gegen Zürcher Kahlschlagpläne

Der Zürcher Werbe- und Medienkonzern TX Group hält an der Schliessung der grössten Westschweizer Zeitungsdruckerei fest. Alle Rettungsvorschläge der Belegschaft fegten die Chefs vom Tisch. Die Wut ist gross. Und auch in der Deutschschweiz brodelt’s.  

HÄSSIGE DRUCKER: TX Group setzt Arbeitende von der grössten Westschweizer Zeitungsdruckerei auf die Strasse. (Foto: Syndicom)

Zwei Wochen nach dem Protest der Westschweizer Redaktionen von Tamedia waren gestern die Mitarbeitenden der Druckerei in Bussigny VD auf der Strasse. Sie protestierten gegen die Zürcher TX Group und die angekündigte Massenentlassung in ihrem Betrieb. Die Abbaupläne sehen vor, dass das TX-Druckzentrum bei Lausanne im März 2025 stillgelegt wird und 63 Personen ihre Arbeit verlieren. Einige der Mitarbeitenden haben bereits letzte Woche ein Kündigungsschreiben erhalten. 

Wichtigste Westschweizer Druckerei

Im Druckerei- und Logistikzentrum (CIL) von Bussigny werden die Westschweizer Zeitungen von Tamedia, darunter 24 Heures, La Tribune de Genève und Le Matin Dimanche gedruckt. Aber auch externe Blätter wie die Tageszeitung Le Temps. Mit der Schliessung der grössten Westschweizer Rotationsmaschine müssten die Zeitungen in Zukunft im Druckereizentrum in Bern gedruckt werden. Im Anschluss an einen zähen Konsultationsprozess unterbreitete die Belegschaft des CIL mit Unterstützung der Gewerkschaft Syndicom eine Reihe von Vorschlägen, um den Betrieb des Standorts aufrechtzuerhalten. Doch die TX-Chefs halten weiterhin an der Schliessung fest. 

Geplantes Ende der Papierzeitungen 

Dominique Gigon, Regionalsekretär bei Syndicom, sagt: «Das CIL ist nur defizitär wegen der Teilverlagerung der Produktion nach Bern und Zürich. Doch eigentlich ist das Druckzentrum in Bussigny von den drei Druckzentren das Produktivste». Auch die Druckerei in Zürich will TX im Jahr 2026 schliessen. Gigon sagt: « Ich bezweifle, dass sie es schaffen werden, künftig alle Zeitungen in Bern zu drucken. Auf lange Sicht bedeutet dies sicherlich das Verschwinden der Papierzeitungen von Tamedia. »

 «Viele von uns haben Gesundheitsprobleme»

Die Druckerinnen und Drucker wollen jedoch weiterkämpfen. Yann Gindroz, Präsident der Personalkommission des CIL, sagt:

Schon lange vor dieser brutalen Entscheidung haben wir einen hohen Preis dafür bezahlt, dass die Medienlandschaft in der Schweiz und vor allem in der Romandie so hartnäckig zerstört wird.

Bevor Tamedia 2011 die Zeitungen und die Druckerei von Edipresse aufkaufte, hatten über 300 Personen in Bussigny gearbeitet. «Dann wurde die Belegschaft ständig reduziert und unsere Arbeitsbedingungen verschlechterten sich zusehends», sagt Gindroz. Konkret seien die Arbeitszeiten gestiegen, das Tempo erhöht, aber die Löhne gesenkt worden. Dies bei häufiger Nachtarbeit und Wechselschichten. Die Folgen: «Viele von uns haben Gesundheitsprobleme!» Und jetzt noch der Rauswurf!

Maillard spricht von Misshandlung

An der Demonstration nahm auch Gewerkschaftsbundspräsident Pierre-Yves Maillard teil. Er plädierte für den Erhalt von wertvollem Know-how und verglich die Haltung der Zürcher Konzernleitung, die fast im Jahresrhythmus Abbaupläne präsentiere, mit Misshandlung. Auch Arnaud Bouverat, Regionalsekretär der Unia Waadt, zeigte sich solidarisch. Er sagt:

Es ist skandalös, dass die Rettungsvorschläge der Belegschaft schlicht missachtet werden.

Und Stephanie Vonarburg, die bei Syndicom den Sektor Medien leitet, erinnerte daran, dass die TX Gruppe der reichste Schweizer Medienkonzern sei und gar nicht sparen müsse. Wenn er denn seinem Aktionariat nicht ständig derart fette Dividenden ausschütten würde. Kein Wunder scheint die Protestwelle nicht so schnell abzuflachen. Laut Vonarburg laufen jetzt auch in der Deutschschweiz Demo-Vorbereitungen.

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