Kein Teuerungsausgleich für Verkäuferinnen
Coop lässt Verhandlungen für bessere Löhne scheitern

Zwischen Coop und den Gewerkschaften sind die Lohnverhandlungen für 2025 ohne Einigung zu Ende gegangen. Der Konzern lehnt den vollen Teuerungsausgleich ab.

HOCH DIE LÖHNE: Coop-Verkäuferin an der Lohndemo in Bern. (Foto: work)

Die Teuerung frisst unsere Löhne weg. Das bekommen besonders jene zu spüren, die in Tieflohnbranchen angestellt sind. Alleine für das kommende Jahr lag die Teuerungsprognose im September bei 1,2 Prozent. Wer mit einem niedrigen Lohn auskommen muss, spürt jeden Franken mehr, den wir für Krankenkassen, Mieten und Lebensmittel abdrücken müssen.

Auch der Detailhandel ist eine Tieflohnbranche. Deshalb war es für die Unia wichtig, in den laufenden Lohnverhandlungen mit Coop den vollen Ausgleich der Teuerung sowie eine Reallohnerhöhung zu erzielen. Doch der Konzern blockte ab, die Verhandlungen entpuppten sich als harzig.

Das erste Angebot von Coop: Erhöhung um 0,5 Prozent der individuellen Löhne. Die Gewerkschaften Unia, Syna/OCST und der Kaufmännische Verband lehnten dieses Angebot ab. Nach längerem Hin und Her verdoppelte Coop schliesslich auf eine Erhöhung um 1 Prozent – und das generell für das gesamte dem Coop-GAV unterstellte Personal. Trotzdem sagt Anne Rubin, Co-Leiterin des Detailhandels bei Unia:

Ungenügend!

Denn wegen der Teuerung hätten die Leute damit real immer noch weniger im Sack als bisher.

Teufelskreis Teuerung

Die vergangenen Verhandlungen hatten aber auch eine positive Seite: Unter dem Druck der Gewerkschaften kam Coop weg von individuellen Lohnerhöhungen und gewährt nun eine generelle Lohnerhöhung. So profitieren nicht nur einzelne, oft nach Gutdünken der Vorgesetzten ausgewählte Mitarbeitende, sondern die Gesamtheit des Personals. Eigentlich logisch. Denn auch die Teuerung trifft schliesslich alle.

Coop hat somit knapp den Teuerungsausgleich verfehlt. Und genau das zeigt den Teufelskreis auf, in dem viele Büezerinnen und Büezer stecken:

Zwar heben die Arbeitgeber die Löhne immer mal wieder ein wenig an. Aber fast nie in einem Ausmass, das mit der Teuerung mithalten könnte. Faktisch lässt Coop also die Reallöhne schrumpfen.

Das Resultat: ernsthafte Geldsorgen bis in den Mittelstand. «Dass zum Beispiel die Mieten heute einen Drittel des Haushaltsbudgets ausmachen, das ist die Realität ganz vieler Lohnabhängiger», so Rubin.

Dabei ist klar: Coop geht es ­finanziell gut. Das Unternehmen steigerte den Umsatz und den Jahresgewinn weiter. Doch für jene, die diese Steigerung erarbeiteten, soll es nicht reichen? Die Mitarbeitenden sprechen von Personalmangel, enormem Leistungsdruck und grosser Flexibilität nach dem Gusto der Vorgesetzten. Der Tenor der Coop-Angestellten ist klar: «Wir brauchen mehr!»

Weiter geht’s!

Für Coop-Angestellte und aktive Gewerkschaftsmitglieder ist klar: Jetzt geht’s weiter! Und der Forderungskatalog ist lang: Anerkennung der Dienstjahre, bessere Vereinbarkeit von Privat- und Arbeitsleben, mehr Mitspracherechte und ein griffiger Gesundheitsschutz.

Dazu sagt Gewerkschafterin Anne Rubin:

Die täglichen und wöchentlichen Arbeitszeiten der Coop-Angestellten sind sehr lange. Das ist ungesund – auf physischer und auf psychischer Ebene. Wir müssen ein besonderes Augenmerk auf die Stressreduktion und den Gesundheitsschutz legen.

Dazu bietet sich schon bald die Gelegenheit. Im Februar 2025 gehen die Verhandlungen für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag mit dem Detailhändler los.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.