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Die Blender an der Migros-Spitze

DA HILFT AUCH BETEN NICHT: Migros-Boss Mario Irminger. (Foto: Keystone)

Die Migros wird günstiger. Das war eine von drei grossen Ankündigungen, die der Schweizer Detailhändler letzte Woche gemacht hat – neben dem Plan, 140 neue Filialen zu eröffnen und die bestehenden zu modernisieren. Dies alles, nachdem er vor kurzem damit begann, 1500 Stellen zu vernichten. Doch bleiben wir bei der Preissenkung. 1000 Produkte des täglichen Bedarfs sollen künftig so günstig wie im Discounter sein. 500 Millionen Franken lässt sich der Konzern diese Preissenkungen in den nächsten fünf Jahren kosten. Die Migros könne sich das leisten, sagte Ursula Nold, Präsidentin des Migros-Genossenschaftsbundes. Daran besteht kein Zweifel. Die Migros kann sich das definitiv leisten. Zweifel sind eher dahingehend angebracht, wem dieser Schritt nutzen soll. Etwa uns Kundinnen und Kunden?

Ein Marketing-Trick

Stehen wir tatsächlich im Zentrum der Überlegungen des Migros-Managements? Quatsch. Der Detailhändler will nur eins: Markt­anteile zurückgewinnen. Wir sehen hier eine Marketing-Offensive, die dazu führen soll, dass die Migros in Zukunft wieder Rekordgewinne schreibt. Der Detailhändler ­handelt nicht anders als jedes x-beliebige ­gewinnorientierte Unternehmen. Bezeichnend ist, wann Migros jeweils handelt. Etwa bei den Löhnen der Büezerinnen und Büezer: Es war Ende 2020, als Discounter Aldi seine Mindestlöhne auf 4440 Franken (x 13) anhob. Warum war es nicht Migros, die bei den Löhnen mit gutem Beispiel voranging? Die Migros-Gruppe erzielte 2020 immerhin einen Gewinn von 555 Millionen Franken.

Und nun senkt Migros die Preise. Warum kündigte der Detailhändler das nicht nach dem Gruppengewinn von 459 Millionen Franken im Jahr 2022 an? Migros macht diesen Schritt nach einem Gewinneinbruch («nur» noch 175 Millionen). Dann also, wenn sie unter Zugzwang steht.

Ein Vorschlag

Lange war Migros in der Schweiz das Unternehmen mit dem besten Ruf. Im jährlichen Ranking des Marktforschungsunternehmens GfK ist die Migros aber vom Thron gestürzt. Will sie zu altem Glanz zurück, braucht es mehr als ein paar Managementtricks. Die Migros müsste sich vielmehr auf Werte rückbesinnen, wie sie Firmengründer Gottlieb Duttweiler einst formulierte. Dazu gehörte der Grundsatz: «Die Löhne und Saläre (…) müssen vorbildlich sein.» Also, liebe Migros: Wie wäre es mit einem Gesamtarbeitsvertrag für eure Arbeitnehmenden, der die ganze Branche unter Zugzwang setzt?

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