Rosa Zukunft ‒ Technik, Umwelt, Politik
Künstliche Intelligenz: Gibt es bald eine dezentrale Cyber-Post?

Die Post streicht 170 Stellen, weil wir weniger Briefe und Postkarten verschicken sowie weniger ­Zahlungen am Postschalter tätigen. Gibt es denn keine Alternativen?

DIE PÖSTLERIN DER ZUKUNFT: Ob uns in Zukunft wirklich ein Roboter die Briefe nach Hause bringt, ist nicht klar. Fest steht aber, dass die Post einiges modernisieren könnte. (Foto: Adobe Stock)

Die meisten Lohnabhängigen und Betriebe stellen sich die Frage: Was bedeutet die künstliche Intelligenz (KI) für uns konkret? Werden mit KI mehr Jobs verloren gehen als neue entstehen? Steigt die Produktivität trotz KI gar nicht so schnell, wie von einigen ­prophezeit? Oder kommt es zu massiver Arbeitslosigkeit in vielen Berufen? Wir alle stochern im Nebel, der sich jetzt schon wieder über das schweizerische Mittelland legt.

Nur eines scheint sicher: KI-Anwendungen verbrauchen sehr viel Strom. ­Weltweit bereits heute so viel wie die Haushalte von 9 Millionen Schweizerinnen und Schweizern. Und 2030 soll es sogar noch viermal mehr sein.

Und dies, obwohl neue Chips effi­zienter arbeiten als die bisherigen. Folgen die energiefressenden Rechenzentren – ­national und international – der günstigen Energie? So wie das zu Beginn der Industrialisierung in der Schweiz der Fall war: Damals wurden die Fabriken in den Alpen und Voralpen entlang den Flüssen und Bächen gebaut.

Wie immer, wenn technische Revolutionen in der Haustüre stehen, hängt sehr viel davon ab, ob Gesellschaften diese unkontrolliert wuchern lassen oder regulieren. In China und in den USA kontrollieren die Geheimdienste der militärisch-industriellen Komplexe die Entwicklungen. Sie werden uns alle digital bis auf die Unterhosen durchleuchten. Es geht darum, wer was von wem weiss. Und wer wen wie manipulieren kann. Am Boden, unter Wasser und im Weltall. Europa versucht immerhin in Ansätzen, etwas Schutz für uns zu realisieren, die wir neuen Entwicklungen weitgehend ungeschützt ausgesetzt sind.

Es wird sich mittelfristig wohl so etwas wie ein Gleichgewicht des Schreckens einstellen. Und früher oder später wird es zu Abrüstungsverhandlungen kommen müssen. Nur sieht es zurzeit leider nicht grad nach einer nahen rosa Zukunft aus. Erst recht nicht, wenn in den USA Donald Trump gewählt wird.

Lohnstückkosten

Doch zurück in die Schweiz: Die Schweizer Post setzt in der Fläche zu einem weiteren Kahlschlag an. Sie will 170 Poststellen streichen. Deren Aufgaben übernehmen Agenturen. In Brig macht das zum Beispiel bereits die Shell-Tankstelle. Und nach ersten Anlaufschwierigkeiten macht sie das gar nicht so schlecht. Ihre Werbebotschaft: Arbeitsstellen seien keine verloren gegangen.

Alles also paletti?

Wenn dem so wäre, hätte die Post nicht zum Kahlschlag ansetzen müssen. Es geht in dieser Sache um die Lohnstückkosten. Die Löhne der Mitarbeitenden von Volg oder der Shell-Tankstellen sind viel tiefer als jene der Postmitarbeitenden. Statt Service public, also Service privé. Und am Ende der Fahnenstange werden viele kleinere Gemeinden den Dorfladen samt Postfiliale subventionieren müssen, weil die Rechnung nicht aufgeht. Die Post will so pro Jahr 30 Millionen Franken sparen.

Diese Politik hat besonders im Osten Deutschlands in vielen Regionen zu Verbitterung geführt und der rechts­extremen Partei AfD Stimmen gebracht.

Digitale Post

Niemand kann bestreiten, dass wir weniger Briefe versenden und bekommen. Das gilt erst recht für Postkarten. Und immer weniger von uns erledigen am Postschalter ihre Zahlungen. Die Kritikerinnen und Kritiker der Post müssten also die Post von morgen erfinden.

Standbein Geldautomaten: In Deutschland kostet ein Geldautomat pro Jahr drei Mal weniger als in der Schweiz. Hier gibt es viel Luft nach unten, wenn die Maschinen zu Marktpreisen eingekauft werden. Sollte eigentlich doch möglich sein!

Standbein vom Homeoffice lernen: Immer mehr Lohnabhängige arbeiten im Homeoffice. Und sie sind offenbar produktiver. Postangestellte, die nicht voll ausgelastet sind, sollten für die digitale Post der Zukunft dezentral Arbeiten erledigen können und müssen. Zugeteilt durch kreative, künstliche Intelligenz. Damit etwa Personalverwaltungen, Buchhaltungen und das ganze Rechnungswesen dezentral bewältigt werden können. Genau wie die Telefonie. Die dezentrale Post als Callcenter und durch Postmitarbeitende geführt.

Standbein neue Büros: Viele der bestehenden Poststellen sind viel zu gross für die neue, hier postulierte dezentrale Cyber-Post.

Standbein gekaufte Unternehmungen: Die Post kauft links und rechts mittelständische Unternehmen auf. Vorab Familienunternehmen, die keine Nachfolge finden. Hier würde viel Arbeit anfallen, die die Beschäftigten in 170 Poststellen der nächsten Generation erledigen könnten.

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/post-kritik Eine gute Geschichte im Blick! Tenor von Post-Agentur-Betreibenden: «Unsere Entschädigung ist ein Witz.» Logo: Pro liquidierte Poststelle will die Post pro Jahr 180 000 Franken einsparen.
  • rebrand.ly/produktives-homeoffice Das «Handelsblatt» ist das Leibblatt des Kapitals. Der Titel des Artikels: «Homeoffice wirkt sich positiv auf Produktivität aus.» Das würde auch für die Poststellen 2.0 gelten. Flächen­deckend.

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