Temporärbude zwackt Kinderzulagen ab – Geld dank Unia zurück
«Endlich habe ich das Geld für meine Familie!»

Rund 15’000 Franken steckt ein Firmen-Chef ein, statt sie Krzysztof Orzeł als Familiengeld auszubezahlen. Doch das lässt sich der Plattenleger nicht bieten und macht mächtig Dampf.

IN WEIHNACHTSSTIMMUNG: Krzysztof Orzeł reist mit dem erkämpften Geld über die Festtage zu seiner Familie nach Polen. (Foto: Stephan Bösch)

Krzysztof Orzeł (41) arbeitet als Plättlileger in der Ostschweiz, macht Böden und Küchen für Ein-familienhäuser. Selber lebt Orzeł in einer kleinen Wohnung in Walzenhausen AR, weit weg von seiner Familie. Zu Weihnachten wird er für einen Monat zu seiner Frau und den drei Kindern nach Polen zurückkehren. Er sagt:

Die Geschenke habe ich noch nicht gekauft, aber wenigstens habe ich jetzt endlich das Geld, um meine Familie zu unterstützen!

Es ist kompliziert

Vor ein paar Wochen hat Orzeł die Kinderzulagen eines Jahres, das fehlende Feriengeld und den letzten Monatslohn von seinem früheren Arbeitgeber erhalten. Mehr als 15’000 Franken auf einen Schlag. Aber es war kein Bonus für solide Arbeit, sondern das Geld, das die Personalverleih-Firma in Baar ZG abgezwackt hatte. Plattenleger Orzeł arbeitete zuvor in Österreich und war noch nicht vertraut mit dem Schweizer System. Er merkte bald: Es ist kompliziert. So werden zum Beispiel die Kinderzulagen nicht direkt den Arbeitnehmenden bezahlt, sondern über die kantonalen Ausgleichskassen an die Arbeitgeber.

Familienzulagen für Ferien des Chefs?

Nach ein paar Monaten wurde Orzeł ungeduldig. Er sagt:

Ich habe bei der Zuger Ausgleichskasse nachgefragt, und die hat mir gesagt, dass sie die Familienzulagen schon längst ausbezahlt hätte.

Beim Chef der Termporär-Bude habe er dann nur zu hören bekommen: «Mach keinen Stress!» Orzeł schaute sich auf Facebook die Ferienbilder des Chefs an und fragte sich: Zahlt er das mit meinen Kinderzulagen?

Irek Holdowanski arbeitet als Unia-Sekretär für die Region Ostschweiz-Graubünden. Er sagt:

Viele Leute wissen nicht, was sie in einer solchen Situation machen können. Und sie kennen die Druckmittel nicht.

Holdowanski unterstützte Orzeł beim Ausfüllen des Formulars zuhanden des Betreibungsamts. Doch der Arbeitgeber reagierte weiterhin nicht auf die Drohung mit der Betreibung. 

Solidarisch mit Gerlafingen

Erst nach einer schriftlichen Drohung und mit dem Beistand der Unia kam die Sache dann doch noch ins Rollen: Die Personalverleih-Firma überwies das fehlende Geld innert Wochenfrist auf das Konto von Plättlileger Orzeł. Dieser hat in der Zwischenzeit einen neuen Arbeitgeber gefunden. Er sagt:

Seit ich bei der Unia bin, habe ich auch keine Angst mehr.

Als guter Büezer wolle er auch fair behandelt werden. 

Orzeł setzt sich auch für Kollegen in anderen Branchen ein. Zusammen mit Unia-Mann Holdowanski reiste er sogar aus der Ostschweiz zur Demo bei Stahl Gerlafingen (work berichtete). Die nächste Reise führt Orzeł jetzt aber zuerst ans Weihnachtsfest mit seiner Familie in Polen. 

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