Anne-Sophie Zbinden, Chefredaktorin

Anne-Sophie Zbinden, Chefredaktorin

«Völlig losgelöst, von der Erde …», so der Ohrwurm «Major Tom» aus den 1980er Jahren von Peter Schilling. Sich in der Schweiz für linke und gewerkschaftliche Anliegen einzusetzen fühlt sich manchmal an wie freischwebend im All oder wie ein wilder Ritt auf der Milchstrasse. Zum Beispiel bei den argumentativen Kapriolen der Bürgerlichen gegen den Erhalt von Indus­triearbeitsplätzen und die Förderung ­klimafreundlicher Kreislaufwirtschaft (zum Artikel). Oder fürs Erhöhen der ohnehin schon horrenden Gesundheitskosten für chronisch Kranke, ältere Menschen und Menschen mit kleinem Budget.

Schweigen

Doch vielleicht ist es gerade umgekehrt. Vielleicht sind ja die ­Bürgerlichen völlig losgelöst. Von jeglichem Respekt. So möchte SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr gänzlich enthemmt in den Krankenakten ihrer Angestellten blättern und Gutjahrsche Diagnosen stellen (zum Artikel). Andere benehmen sich völlig losgelöst von ihrer realen Verantwortung. So die Chefs des Schweizer Schuhkonzerns Rieker. In ihrer Fabrik in Tunesien führen Streiks zu Entlassungen und Verhaftungen. Doch der Konzern schweigt dazu. Auf die work-Anfrage antwortet niemand. Die Zeit vor Weihnachten sei ungünstig (zum Artikel).

Reisen

Doch es gibt auch Good News (zum Beispiel dieser Beitrag): Büezerinnen und Büezer kämpfen nicht völlig losgelöst voneinander. Zum Beispiel jene von Gerlafingen. Sie sind definitiv auf der gleichen Umlaufbahn wie die Stahlarbeiterinnen und -arbeiter von Steeltec. Sie zeigten dies, indem sie an einem bitterkalten Samstag solidarisch an eine Protestaktion nach Luzern reisten. (Zum Artikel)

Streiken

Auf dem ganzen Planeten setzten sich mutige Arbeiterinnen und Arbeiter für ihre Rechte ein. Viele der weltweit bestreikten Konzerne haben global klingende Namen: Audi (Streik in Mexiko), Tesla (Streik in Schweden), Nestlé (in Kanada), Novartis (in Österreich), DHL (in Austra­lien) oder Samsung (in Südkorea und Indien). Und überall auf der Welt fordern die Lohnabhängigen reale Lohnerhöhungen, bessere Renten, Gewerkschaftsrechte und anständige Arbeitsbedingungen.

Fliegen

So zum Beispiel die Synchronsprecherinnen in Hollywood. Sie forderten höhere Löhne und einen besseren Schutz vor künstlicher Intelligenz. Oder die «Schrotter» der Recyclingfirma SRW Metalfloat in Deutschland. Ein halbes Jahr lang verharrten sie im Streik, weil sie einen GAV wollten – nichts mehr, aber auch nichts weniger. Oder die Pflegenden in Malawi. Sie legten im ganzen Land die Arbeit nieder und forderten von der Regierung mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen. Präsident Lazarus Chakwera aber, völlig losgelöst, flog auf die Bahamas an ein internationales Bankentreffen.

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