Die Branche boomt – die Löhne stagnieren
Gastro-Löhne steigen viel zu wenig

Das Schiedsgericht hat entschieden: Die Lohnabhängigen in der Gastro-Branche müssen mit einer Lohnerhöhung von 1,1 Prozent auf die Mindestlöhne leben. Obwohl dies gar keine reale Erhöhung ist.

GASTRO-PERSONAL BEKOMMT KEIN STÜCK VOM KUCHEN: Obwohl die Gastronomie Rekordzahlen aufstellt, bleibt eine echte Lohnerhöhung aus. (Foto: Michael Zanghellini/Swiss Skills)

Das Schiedsgericht hat entschieden: Die Mindestlöhne im Gastgewerbe steigen um 1,1 Prozent, was der durchschnittlichen Jahresteuerung entspricht. Für Mauro Moretto, bei der Unia zuständig für den Dienstleistungssektor, ist das «eindeutig zu wenig. Wir sind sehr enttäuscht.» Zur Erinnerung: Das Schiedsgericht war im Juni letzten Jahres angerufen worden, nachdem sich die Sozialpartner in diesem Bereich nicht auf eine Erhöhung der Mindestlöhne einigen konnten. Moretto sagt:

Wir warten noch auf die Urteilsbegründung, aber die Mindestlöhne 2025 liegen weit unter unseren Erwartungen.

Die Unzufriedenheit ist umso grösser, als es der Branche sehr gut geht. 

Neuer GAV: Umfrage lanciert

Jährliche Lohnanpassungen, 40-Stunden-Woche, Ende der Arbeit auf Abruf, Sonntagszuschläge etc. Was muss sich in der Branche ändern? Um die wichtigsten Forderungen der Beschäftigten in der Branche und im Hinblick auf eine Erneuerung des Landes-Gesamtarbeitsvertrages (L-GAV) zu erfahren, hat die Unia eine Umfrage gestartet und lädt alle betroffenen Arbeitnehmenden ein, daran teilzunehmen. Hier geht’s zur Umfrage.

Rekord bei den Übernachtungen

Mauro Moretto sagt:

Im letzten Jahr und 2023 hat die Branche einen Rekord bei den Übernachtungen aufgestellt und das Niveau von vor der Covid-Pandemie übertroffen. Wenn nicht jetzt eine Lohnerhöhung, wann dann?

Moretto erinnert auch daran, dass die Arbeitnehmervertreter bei den Verhandlungen im Frühjahr zusätzlich zum Ausgleich der Lebenshaltungskosten – die damals auf 1,4 Prozent geschätzt wurden – weitere 100 Franken pro Monat gefordert hatten. Die Arbeitgeberverbände waren nicht bereit gewesen, einer solchen Erhöhung zuzustimmen. Nach vier Runden hatten Unia, Syna und Hotel & Gastro Union sowie die Arbeitgeberverbände Gastrosuisse, Hotelleriesuisse und Swiss Catering Association die Gespräche abgebrochen, da sie sich nicht einigen konnten. Mauro Moretto sagt:

Diese 1,1 Prozent sind ein absolutes Minimum. Mit diesem Ergebnis lassen sich mittelfristig keine existenzsichernden Mindestlöhne erzielen und schon gar nicht die vielfältigen Probleme lösen, mit denen die Branche konfrontiert ist.

Die Attraktivität der Branche, die bereits durch niedrige Löhne und schwierige Arbeitsbedingungen beeinträchtigt ist, werde weiter sinken. «Der Mangel an Arbeitskräften wird sich dadurch noch weiter verschärfen.»

Die Arbeit wieder aufnehmen

Die geplante Erhöhung wird am 1. Februar und bei Saisonverträgen zu Beginn der Sommersaison in Kraft treten. Aus verwaltungstechnischen Gründen gilt die Erhöhung nicht rückwirkend. Nach der Erhöhung werden die Mindestlöhne in einer Bandbreite von 3706 Franken brutto für ungelerntes Personal bis 5282 Franken für Angestellte, die eine Berufsprüfung bestanden haben, liegen. Die Lohnverhandlungen für die Löhne 2026 beginnen diesen Frühling. Die Gewerkschaft rechnet zudem mit einer Erneuerung des nationalen Gesamtarbeitsvertrags, dem rund 250’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstellt sind. Sie wird sich dafür einsetzen, dass der Vertrag eine automatische Teuerung der Mindest- und Effektivlöhne beinhaltet. 

* Dieser Artikel erschien zuerst in der französischsprachigen Unia-Zeitung «L’Événement syndical». Hier geht es zum Original-Beitrag.

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