Lichtjahre entfernt von «Duttis» Grundsätzen
Migros mit Rekordumsatz: Doch die Entlassungswelle rollt weiter

So viel Umsatz wie im Jahr 2024 hat die Migros in ihrer 100jährigen Geschichte noch nie erzielt. Trotzdem spart der «orange Riese» mit seinem Konzernumbau dort, wo es am meisten schmerzt: bei den Mitarbeitenden.

SOZIAL GEHT ANDERS: Die Migros schreibt einen Rekordumsatz und streicht trotzdem weiter Stellen. (Foto: Keystone)

32.5 Milliarden Schweizer Franken: So viel Umsatz erzielte die Migros letztes Jahr. Die neusten Zahlen zeigen, dass Migros die Stellung an der Spitze im Schweizer Detailhandel wahrt. Somit bleibt der «orange Riese», was den Umsatz betrifft, die Königsklasse. Trotz der Erfolgsquote treibt der Detailhändler seinen angekündigten Konzernumbau und die damit verbundenen Entlassungen weiter an. Für die Gewerkschaft Unia ein unakzeptables Vorgehen.

Den Umbau hatte die Migros vor fast einem Jahr angekündigt. Konkret handelt es sich um den Verkauf diverser Sparten, darunter SportX, M-Electronics, Micasa, Hotelplan und vielen mehr. Reorganisationen finden unter anderem bei Micarna und Obi statt. Das hat Folgen:

Die Leidtragenden sind die Mitarbeitenden. Die Migros will tausende Stellen streichen.

Bei Abbauprojekten dieser Grössenordnung verhandeln Unternehmen normalerweise mit den Gewerkschaften. Nicht so die Migros.

Deshalb fordert die Gewerkschaft Unia die Migros dazu auf, in den sozialen Dialog mit allen Vertretungen der Mitarbeitenden einzutreten. Bislang blockierte der «orange Riese» Gespräche mit Gewerkschaften. Migros muss akzeptieren, dass sich die Beschäftigten in den Gewerkschaften ihrer Wahl organisieren.

Verzicht auf Entlassungen – jetzt!

Besonders bitter: Die Migros feiert dieses Jahr ihr 100jähriges Bestehen. Der Konzern, gegründet von Gottlieb «Dutti» Duttweiler, steht auf den Pfeilern der Zusammenarbeit, Solidarität und sozialer Verantwortung. Dazu sagt Leena Schmitter, Co-Branchenverantwortliche Detailhandel der Unia:

Diese Grundsätze wurden über Bord geworfen. Man wollte stattdessen eine schnelle und unkoordinierte Expansion der Gruppe. Jetzt zahlen die Angestellten den Preis für diese strategischen Fehler – sie werden unter Druck gesetzt oder gar entlassen.

Die publizierten Umsatzrekorde zeigen, wie gut es der Migros geht. Ein klares Zeichen, auf die Entlassungen zu verzichten, den Druck auf das Personal zu beenden und einen echten Dialog mit den Gewerkschaften einzugehen. Deshalb fordert die Unia:

  • Verzicht auf Entlassungen.
  • Aktivere Unterstützung der entlassenen Mitarbeitenden, indem gleichwertige Stellen innerhalb der Migros angeboten werden.
  • Leistungsdruck und Arbeitsrhythmen müssen generell sinken. Die Gesundheit steht auf dem Spiel, nicht zuletzt bei älteren Mitarbeitenden.
  • Lohnerhöhungen, da die Löhne nach wie vor niedrig sind.

Was «Dutti» zu all diesen Entwicklungen zu sagen hätte? Der Migros-Gründer schrieb einst in seinem «Brückenbauer»:

Das Kapital unserer Gesellschaften soll stets für die Schwachen einstehen (…) gegen die Starken, die ihre Macht missbrauchen.

Ihren Gewinn gibt die Migros am 25. März an ihrer Bilanzmedienkonferenz bekannt.

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