Anne-Sophie Zbinden, Chefredaktorin

Anne-Sophie Zbinden, Chefredaktorin

Am 8. März ist Weltfrauentag. Dazu ein paar Fakten, die keine Geiss wegschleckt. Auch wenn man noch so laut dagegen trumpetet:

  • Frauen leisten den Löwinnenanteil der unbezahlten Care-Arbeit. Über 60 Prozent des Waschens, Putzens und Ans-Znüni-Denkens übernehmen sie. Das sind im Schnitt 30 ­Arbeitsstunden pro Woche. Die Erwerbs­arbeit kommt dann noch obendrauf.
  • Frauen verdienen weniger als Männer. Und zwar noch immer ganze 1453 Franken pro Monat.
  • Fast die Hälfte der Frauen verdienen weniger als Männer in vergleichbaren beruf­lichen Positionen und mit vergleichbaren Ausbildungen, und zwar nur deshalb, weil sie Frauen sind.
  • Über ein ganzes Erwerbsleben gerechnet, verdienen Frauen 43,2 Prozent weniger als Männer.
  • In Tieflohnjobs arbeiten mehrheitlich ­Frauen.
  • Frauen haben knapp einen Drittel weniger Rente als Männer.
  • Die meisten Alleinerziehenden sind Frauen. Und Alleinerziehende haben ein erhöhtes ­Armutsrisiko (das sagt Caritas-Expertin Aline Masé im grossen Interview über Armut in der Schweiz).
  • Hauptsächlich Frauen mit einer Migrationsgeschichte arbeiten in Jobs, die unsichtbar gemacht werden und deshalb an den Tagesrand verstossen sind, zum Beispiel in der ­Reinigung. Das erschwert Erholung und ­Kinderbetreuung massiv.
  • In den ersten acht Wochen dieses Jahres wurden in der Schweiz acht Frauen von ihrem Ehemann, Ex-Mann, Partner, Vater, Sohn oder anderen Männern in ihrem Umfeld ermordet. Der Grund: Sie waren Frauen (hier geht’s zum Artikel über die skandalösen Mängel in der Gewaltprävention).
  • Die Hälfte aller Flüchtlinge weltweit sind Frauen und Mädchen. Während der Flucht tragen sie oft grosse Verantwortung in der Familie. Sie verlassen Krisengebiete aus den gleichen Gründen wie Männer. Doch sie sind zusätzlichen Risiken wie geschlechtsspezi­fischer und sexueller Gewalt ausgesetzt.
  • Nicht selten geht die Gesundheit der Frauen aufgrund der «Bikini-Medizin» baden. Der Bikini-Blick in der Medizin bezeichnet die falsche Annahme, dass die Gesundheit der Frauen nur in den Bikini-Zonen von jener der Männer abweiche. Es ist also das männer­fixierte Herumdoktern mit blinden Flecken. Mit fatalen Folgen: Krankheiten werden nicht erkannt und nicht erforscht.
  • Und als ob mit all diesen Punkten die Schmerzgrenze noch nicht erreicht wäre: Es gibt natürlich noch viel mehr Gründe, am 8. März ein Zeichen zu setzen. Zum Beispiel die Frauen-Schmerz-Lücke (Gender Pain Gap): Frauen erhalten in der Notaufnahme weniger Schmerzmittel als Männer und müssen im Schnitt 30 Minuten länger warten! Nach Operationen gibt’s für Frauen eher Beruhigungsmittel, für Männer Schmerzmittel. Der Grund: Frauen werden als empfindlicher ­angesehen, obwohl sie von Natur aus eher mit Schmerzen konfrontiert sind. Starke Männer hingegen zeigen keinen Schmerz, und wenn sie es dann doch mal tun, muss es schlimm sein.

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