Laura Gonzalez Martinez ist Verkäuferin in Zürich und Gewerkschafterin.

In meinem Laden messen wir ­momentan an einigen Tagen acht Grad Raumtemperatur. Zum Glück unterbrechen sonnige Tage unsere frostigen Schichten, aber im Winter hier zu arbeiten ist nicht lustig: Alle zwei Minuten flucht eine Kollegin händereibend über die Kälte, der Wasserkocher läuft ununterbrochen. Ein anderer Mitarbeiter joggt schon fast durch den Laden, um sich warm zu halten. Und ich laufe im Lager manchmal mit der Wollmütze rum. Ich habe auch schon erlebt, dass ein Gspönli aus Petflaschen wärmende Bettflaschen gemacht hat, um an der Kasse nicht sitzend zu erfrieren.

Bei uns im Team läuft ein Challenge, wer die meisten Kleiderschichten unter der Arbeitskleidung anhat. Unsere Arbeitskleidung ist nicht für diese Temperaturen gedacht. Wir haben dünne Hemden, ein Gilet und eine leicht gefütterte Jacke zu Verfügung. That’s it.

Himmeltraurig

Die Grundeinrichtung lässt allgemein langsam zu wünschen übrig. Der Laden ist nicht nur schlecht isoliert, sondern auch viel zu eng für das ganze ­Sortiment. In den letzten Jahren hat sich allein in meiner Brotabteilung das Sortiment verdoppelt und ich habe in meinem begehbaren Tiefkühler kaum mehr Platz zum Atmen. Ich weiss oft nicht, wohin mit den Lieferungen. Doch damit nicht genug: In der kleinen Garderobe sind die meisten Spinde ­kaputt. Unser frostiger Aufenthaltsraum ist vollgestellt mit ­Kartons, die Wände volltapeziert mit Infos. Fenster gibt es keine. Himmeltraurig, dieser Raum.

Schmuddelig

Noch trauriger ist der «Pausenplatz» für Raucherinnen oder für alle, die noch ein paar Sonnenstrahlen erhaschen wollen. Der Platz im Hinterhof riecht regelmässig nach Urin und ist ständig voller Abfall. Obwohl wir immer wieder putzen, um nicht im Dreck stehen zu müssen, sieht es nach ein paar Tagen wieder schlimm aus. Nein, das ist kein schöner Arbeitsplatz, alles ist extrem schmuddelig. Aber meine Gspönli machen es leichter, über die unschönen Bedingungen wegzusehen. Ich hoffe sehr, dass bald etwas Geld investiert wird, damit wir gesund, motiviert und erfolgreich weiterarbeiten können.

Illu: ninotchka.ch

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