Wegen Repression in Tunesien: Protest gegen Schaffhauser Schuhkonzern
Sie geben Rieker den Schuh!

Gewerkschaftsaktivisten protestieren vor dem Hauptsitz des Schuhkonzerns in Thayngen SH. Jetzt äussert sich endlich auch der Rieker-Boss zum Streik in seiner Fabrik in Tunesien. 

SOLIDARISCH: Die Mitglieder der Basisgewerkschaft IGA bei ihrem Protest vor dem Rieker-Hauptsitz in Thayngen. (Foto: zvg)

Die Interprofessionelle Gewerkschaft der Arbeiter:innen (IGA), eine kleine Basisgewerkschaft aus Basel, demonstrierte gestern vor dem Hauptsitz des Schweizer Schuhherstellers Rieker. Mit der Aktion zeigt sich die IGA solidarisch mit den 27 tunesischen Arbeiterinnen und Arbeitern, die im November 2024 wegen eines Streiks entlassen wurden. Die Schuhfabrik von Rieker in Tunesien mit insgesamt 2000 Arbeiterinnen und Arbeitern musste aufgrund des Streiks während fünf Tagen geschlossen werden. Acht Streikende und ein Gewerkschaftssekretär wurden verhaftet. (work berichtete)

Protest und Gespräch

Während der Kundgebung in Thayngen kamen zwei Vertreterinnen von Rieker aus dem Gebäude und suchten das Gespräch mit den Protestierenden. Zu den Missständen in Tunesien und den Tieflöhnen von 150 Euro in der tunesischen Fabrik wollten sie sich aber nicht äussern. Sie sagten, dass die Geschäftsleitung, die gerade abwesend sei, die Situation in Tunesien ganz anders einschätze.

CEO schweigt nicht mehr

Markus Rapp ist CEO und Verwaltungsratspräsident der Rieker Group. Er schwieg wochenlang. Nun sagt er zu work:

Wir respektieren die Arbeitsrechte in Tunesien, und die Vorwürfe zum Thema Arbeitssicherheit sind komplett falsch.

Die Verhandlungen über Löhne und Arbeitsbedingungen würden mit der Gewerkschaft UTT geführt und nicht mit der UGTT, die den Streik organisierte. Dazu muss man wissen: Die UTT ist eine Organisation, die 2011 von einem abtrünnigen UGTT-Sekretär gegründet wurde. Sie gilt als unternehmernah und mit der Regierung verbandelt. 

Rieker hält an Anzeige fest

Rapp sagt weiter:

Wir wollen nicht in politische Themen hineingezogen werden und belassen es bei der Kündigung von 27 Mitarbeitenden wegen Arbeitsbehinderung und der Strafanzeige gegen den UGTT-Sekretär Jamel Cherif wegen Verleumdung.

Das Gericht in Kairouan verurteilte Cherif deshalb zu sechs Monaten Gefängnis auf Bewährung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und wird von der UGTT weitergezogen. Aufgrund der politischen Repression und der Wirtschaftskrise in Tunesien ist ein faires Gerichtsverfahren jedoch nicht garantiert.

Rieker produziert seit 1979 in Tunesien und ist der mit Abstand grösste ausländische Arbeitgeber in der Provinz von Kairouan.

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