Trucker-Revolte
Streikende Fahrer aus Simbabwe werden bedroht

Unter falschen Versprechungen wurden sie nach Europa gelockt. Jetzt streiken zehn LKW-Fahrer aus Simbabwe auf Rastplätzen in Deutschland, Frankreich und Italien. Ihr slowakischer Arbeitgeber reagiert mit Gewalt. 

WIRBT MIT FALSCHEN VERSPRECHUNGEN: Global Transporte Slovakia. (Foto: PD)

«Ich fürchte um mein Leben», spricht ein Trucker in die Handykamera. Er steht auf einem Rastplatz in Frankreich und sagt:

Sie haben die Autobatterie von aussen gekappt, die Heizung funktioniert nicht, es ist kalt. Ich habe kein Essen. Ich habe Angst, rauszugehen.»

Die Spedition Global Transporte Slovakia, die zur Hegelmann-Gruppe mit Sitz in Deutschland gehört und alle Vorwürfe abstreitet, soll den Berichten zufolge auch andere Streikende terrorisiert haben. In Bayern drang demnach ein Mann sogar gewaltsam in die Fahrerkabine ein und wollte einen streikenden Fahrer nach Tschechien bringen, von wo aus er nach Simbabwe ausgewiesen werden sollte. Die deutsche Polizei stoppte die Entführung nach 39 Kilometern, nahm den Mann fest und ermittelt nun wegen Freiheitsberaubung. 

Alu für die Schweiz geladen

1500 Euro im Monat sei ihnen bei der Anwerbung in Südafrika versprochen worden, tatsächlich hätten sie aber nur 25 bis 30 Euro am Tag erhalten, berichten die Fahrer. Monatelang mussten sie Tag und Nacht in den Trucks verbringen. «Ich nenne das Menschenhandel», sagt Edwin Atema von der gewerkschaftlichen Stiftung Road Transport Due Diligence (RTDD). Die Kunden, darunter grosse europäische Konzerne, müssten das Unternehmen zu einer Lösung bewegen. Einer der Lastwagen, der im rheinischen Krefeld steht, habe Aluminium für die Schweiz geladen.

Gewerkschaften helfen

Unterstützung erhalten die Trucker neben der RTDD auch von den Gewerkschaften Verdi in Deutschland und CFDT in Frankreich. «Das ist eine internationale humanitäre Aktion der Gewerkschaften», berichtet Atema. «Priorität Nummer eins ist es, die Fahrer zu schützen und zu versorgen. Zweitens gilt es, entlang der Lieferkette Druck zu machen.» Das betont auch Andrea Kocsis vom Verdi-Bundesvorstand:

Politik und Unternehmen müssen endlich Verantwortung übernehmen und die eklatanten Missstände im Strassengütertransport beenden.

Denn es ist nicht das erste Mal, dass diese Missstände einer breiten Öffentlichkeit bekannt werden. Bereits die wochenlangen Proteste von osteuropäischen Truckern im Jahr 2023 hatten die unmenschlichen Zustände auf Europas Strassen ins Rampenlicht gerückt. Seither hat sich offenbar nichts verbessert.

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