Prozess wegen sexueller Belästigung im Fast-Food-Laden Five Guys
Übergriffiges Verhalten zwischen Pommes und Burgern

Bei ihrer Arbeit in einem Fast-Food-Restaurant in Genf wurde Ladina* mehrfach sexuell belästigt. Ihre Vorgesetzten unternahmen nichts. Jetzt kämpft sie vor Gericht für Gerechtigkeit. 

TOXISCHER ARBEITSPLATZ: Bei ihrer Arbeit in der Filiale von „Five Guys“ in Genf wurde eine junge Frau mehrfach sexuell belästigt. (Symbolbild: Pixabay)

Schluss mit sexueller Belästigung

Solidarität mit der Klägerin

Wir glauben dir

Diese Zeilen waren auf den Transpis der gut 60 Personen zu lesen, die sich am 6. Februar vor dem Gerichtsgebäude in Genf versammelt hatten, um Ladina* zur Seite zu stehen. 
 
Die 28jährige Frau hat bei ihrem früheren Arbeitgeber einiges durchgemacht und kämpft nun vor Gericht für Gerechtigkeit. Sie war bei der Fast-Food-Kette Five Guys in Genf angestellt. Die Kette wird von der Firma Pastem SA als Franchisenehmer betrieben. In ihrer Zeit im Fast-Food-Laden, wo sie 2018 ihre Arbeit aufgenommen hatte, wurde sie wiederholt sexuell belästigt. Und sie ist kein Einzelfall. Mit fünf ihrer Kolleginnen hatte sie sich schon im Jahr 2021 an die Gewerkschaft Unia gewandt, weil ihre Vorgesetzten nichts gegen die Belästigungen unternommen hatten. 

SOLIDARITÄT MIT DER KLÄGERIN: Protestierende vor dem Gerichtsgebäude in Genf waren gekommen, um Ladina zu unterstützen. (Foto: Unia Genf)

Dass der Fall nun in einem öffentlichen Verfahren verhandelt wird, ist bereits ein erster Sieg für Ladina. Wie die Zeitung «Le Courrier» berichtet, hatte das Unternehmen versucht, die Öffentlichkeit vom Gerichtsprozess auszuschliessen. 

An die Brust gefasst

Und was Ladina vor den Richtern erzählte, hat es in sich. Sie seien von Mitarbeitern wiederholt als «Huren» und «Schlampen» bezeichnet worden. In den engen Küchenräumen hätten Mitarbeiter sich an ihr «gerieben» oder sie «gestreichelt». Als schlimmsten Vorfall bezeichnet sie aber das, was nach einer Spätschicht passierte. Ein Arbeitskollege bot ihr an, sie nach Hause zu fahren. Im Auto fasste ihr der Kollege an die Brust. 
 
Ladina war geschockt. Und voller Scham. Dennoch nahm sie all ihren Mut zusammen und berichtete ihrer Vorgesetzten von dem Vorfall. Sie wollte den übergriffigen Mitarbeiter nicht direkt anzeigen, sondern nur, dass ihre Chefin etwas unternehmen würde. Damit sie sich an ihrem Arbeitsplatz sicher fühlen könnte. 

Chefs wollen von nichts gewusst haben

Während Ladina vor Gericht ihre Geschichte erzählt, hören zwei Kaderleute der Pastem SA zu. Sie hätten nichts von diesen Vorfällen gewusst, sagten sie. Dass in der Küche «schmutzige Witze» erzählt worden seien, könnten sie nicht ausschliessen. Aber bei körperlichen Übergriffen wären sie direkt eingeschritten, gibt der Geschäftsführer vor Gericht zu Protokoll.
 
Als die Unia 2021 von den Mitarbeiterinnen alarmiert wurde, forderte sie von der Pastem SA, Leitlinien gegen sexuelle Belästigung im Unternehmen einzuführen. Die Firma kam dem nach. Doch offenbar nicht mit genügend Effort. Wie «Le Courrier» berichtet, sei es auch danach zu weiteren Übergriffen gekommen. 
 
Gegen Ende der ersten Anhörung war Ladina sichtlich erschöpft. Es war für sie ein Kraftakt, die Erinnerung an das, was sich damals zugetragen hatte, hervorzuholen. 
 
Der Prozess wird im April und Mai fortgesetzt. work bleibt dran.
 
*Name geändert
 

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