CS-Debatte im Ständerat
Banken-Zähmung weiter auf der langen Bank

Zwei Jahre nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse debattiert der Ständerat den PUK-Bericht. Er überweist 10 Vorstösse an den Bundesrat und spielt weiter Eile mit Weile bei der Bankenregulierung. Nächste Woche ist der Nationalrat an der Reihe.

DISKUSSION IM STÖCKLI: Finanzministerin Karin Keller-Sutter (r.) und Mitte-Ständerätin Isabelle Chassot, Präsidentin der CS-PUK. (Foto: Keystone)

Zur Erinnerung: Im März 2023 musste die angeschlagene Credit Suisse unter Notrecht mit der UBS fusioniert werden, um den drohenden Zusammenbruch der zweitgrössten Schweizer Bank abzuwenden. Diese hatte in den Jahren zuvor weltweit Skandal an Skandal gereiht, mehr Boni ausbezahlt als Gewinn erwirtschaftet und den Aktienkurs auf mikroskopische Grösse geschrumpft. Sie profitierte davon, dass die rechte Parlamentsmehrheit nach der UBS-Rettung 2008 viel von «nie wieder» geredet, aber sämtliche Vorschläge zur Zähmung der Grossbanken abgelehnt hat. Stattdessen trugen SVP, FDP, GLP und Mitte das «Too big to fail»-Konzept wie eine Monstranz vor sich her.

Dieses erwies sich bei der ersten Gelegenheit, für die es eigentlich gedacht war, als das, wofür es die Linke immer gehalten hatte: als unbrauchbar.

Leere Schwüre

Nur 15 Jahre nach der UBS-Rettung musste der Staat wieder eine Grossbank vor dem Zusammenbruch bewahren. Damit die UBS die CS übernahm, riskierten Finanzministerin Karin Keller-Sutter und die SNB 259 Milliarden Franken Volksvermögen. Mit Notrecht. Weder Volk nach Parlament hatten etwas dazu zu sagen. Nur zu reden. Bürgerliche Politikerinnen und Politiker übertrafen sich wieder mit «Nie wieder!»-Schwüren. Und verschoben dann alle wirksamen Massnahmen auf nach den Wahlen und auf nach der Veröffentlichung des Berichtes der zur Besänftigung des Volkszorns eingesetzten Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK). Diese war vergangenes Jahr just am Freitag vor Weihnachten in der Lage, ihren Bericht vorzustellen. Der ist durchaus lesenswert (zum Bericht), aber drückt sich um die entscheidende Frage:

Wie gelang es der Finanzindustrie, schärfere Regulierungen zu verhindern und bestehende gar zu schwächen?

Ob das daran lag, dass von den 14 PUK-Mitgliedern 10 aus Parteien stammen, die von CS und UBS seit Jahren üppig mit Spenden bedacht wurden? (Zum work-Artikel)

Vergessliche Bürgerliche

Drei Stunden lang debattierte der Ständerat über den PUK-Bericht. Einigkeit herrschte in der Kritik am CS-Management und in der Feststellung, dass die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) zu nachsichtig agierte. Ein zentraler Kritikpunkt:

Die FINMA gewährte der CS ab 2017 einen sogenannten regulatorischen Filter, der die Eigenkapitalanforderungen deutlich abschwächte und damit die tatsächliche Schieflage der Bank verschleierte.

Ganz vergessen scheinen die bürgerlichen Standesvertreter unterdessen, dass es Vertreterinnen und Vertreter ihrer Parteien waren, die Druck auf die Finma ausgeübt hatten, die Grossbanken nicht allzu sehr zu belästigen.

Der Ständerat hat zwar alle zehn Vorstösse der PUK dazu angenommen, wie die Wiederholung eines «CS-Falls» verhindert werden könnte. Die Mehrheit dieser Vorschläge sind Wiederholungen: Eigenkapital, Boni-Beschränkungen, gestärkte Aufsicht. All das lag schon mehrfach auf dem Tisch des Bundesparlaments. Eingebracht von den fortschrittlichen Parteien, durchs Band abgelehnt jeweils von Mehrheiten aus SVP, FDP, GLP und Mitte. Und jetzt vom Ständerat wieder überwiesen in zahmer Form und abgeschoben auf die lange Bank. Bevor auch nur irgendetwas greifen würde, ist das nächste Jahrzehnt schon angebrochen. Denn Grossfinanzministerin Karin Keller-Sutter leidet bei der Bankenaufsicht unter Aufschieberitis.

Jetzt der Nationalrat

Nächste Woche wird sich der Nationalrat mit dem PUK-Bericht befassen. Das wird wohl zumindest verbal weniger flauschig als im Ständerat. Am Ergebnis wird sich kaum etwas ändern. Dafür bezahlt die Finanzindustrie die bürgerlichen Parteien schlicht zu gut. Derweil geschäftet die neue Monster-UBS ungeniert vor sich hin – und hält die Schweiz weiter in Geiselhaft.

«Nur» noch 5 Millionen: Ständerat will Ermotti den Lohn kürzen

SEIN LOHN SORGT FÜR MEHR ALS STIRNRUNZELN: UBS-Chef Sergio Ermotti. (Foto: Keystone)

Eine Überraschung gab es in der Debatte um den PUK-Bericht im Ständerat doch noch: Mit 21 zu 19 Stimmen hat die kleine Kammer eine Motion angenommen, die verlangt, dass die Top-Saläre in den Banken gedeckelt werden. Die Löhne dürften demnach nicht höher als 3 bis 5 Millionen Franken pro Jahr ausfallen, inklusive variable Lohnanteile. Der Vorstoss von SVP-Mann Jakob Stark richtete sich direkt gegen UBS-Boss Sergio Ermotti, der im Jahr 2023 insgesamt 14,4 Millionen Franken für neun Monate Arbeit kassierte.

Für die Motion stimmten die Linken, eine Mehrheit der SVP und eine Minderheit der Mitte. Die FDP war dagegen. Das Finanzportal «Inside Paradeplatz» sieht die UBS daraufhin schon die Koffer packen. In der UBS mache London als neuer Gruppen-Hauptsitz die Runde, schreibt das Onlineportal.

Ob die UBS tatsächlich dem Finanzplatz Schweiz den Rücken kehren würde, wo sie die politischen Mehrheiten im Griff hat und von den Steuerzahlenden gerettet wird, wenn sie sich verspekuliert, ist allerdings eine Frage, die sich mit grosser Wahrscheinlichkeit gar nicht stellen wird. Denn nun kommt die Motion in den Nationalrat. Und dort wird sich zeigen, dass die SVP nicht wirklich Interesse hat, die Grossbank tatsächlich zu zähmen. Im «Tagesanzeiger» lässt SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi bereits verlauten, dass seine Partei die Motion im Nationalrat ablehnen und damit beerdigen wird. (pam).

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