Der Weltmeistertitel der spanischen Frauenfussballerinnen war eigentlich Grund zur grossen Feier. Doch dann küsste Verbandspräsident Luis Rubiales auf dem Platz die Fussballerin Jenni Hermoso ohne Einwilligung. Ein sexueller Übergriff, der alles veränderte.

DER MOMENT, DER ALLES VERÄNDERT HAT: Verbands-Boss Rubiales packt die frisch gebackene Weltmeisterin Hermoso und zwingt ihr einen Kuss auf. (Foto: Screenshot)

Die spanischen Fussballerinnen haben gezeigt, was wahrer Sportsgeist ist. Das zeigt die neuste Netflix-Doku «Der Kuss, der den spanischen Fussball veränderte». Im Jahr 2023 gewannen die Sportlerinnen den Weltmeistertitel. Doch dann stahl ein sexueller Übergriff ihren Sieg. Luis Rubiales, damals Chef des spanischen Fussballverbandes, packte die Nationalspielerin Jenni Hermoso mit beiden Händen an den Kopf und küsste sie grob auf den Mund.

In der neuen Doku sprechen jetzt die Spielerinnen Klartext. Denn der Frauenfussball ist nicht erst seit diesem Übergriff von der Machokultur durchtränkt. Sie zeigen auf, wie der Sport auf dem höchsten Niveau belächelt wird, nur weil Frauen statt Männer auf dem Platz stehen.

Der Kuss

Verbandschef Rubiales ist ein übler Typ, immer weiter feuerte er die Macht- und Missbrauchssysteme des Verbands an. Er machte seinen Freund Jorge Vilda zum Trainer, obwohl dieser null Kompetenzen für den Posten hatte. Die Spielerinnen waren unzufrieden und angeekelt von dem Typen. Seinetwegen streikten im Herbst 2022 15 Nationalspielerinnen. Weil er inkompetent sei, sie permanent überwache und wie Kinder behandle. Als sie bessere Arbeitsbedingungen forderten – eigene Fitnessräume oder bessere Zeiten für die Anreise an die Turniere –, belächelte Rubiales die «undankbaren Zicken» nur.

EIN ÜBLER TYP: Luis Rubiales nach der Gerichtsverhandlung in Madrid. (Foto: Keystone)

Noch vor dem Turnier zerfiel das Team der Top-Sportlerinnen. Während sich einige weigerten, auf dem Platz aufzulaufen, solange die Bedingungen nicht stimmten und die Machos am Machthebel sassen, knickten andere karrierebedingt ein und reisten an die WM nach Australien.

Trotz zerrüttetem Team gelang den Fussballerinnen Sieg um Sieg. Bis sie dann im Final gegen England endgültig den Meisterinnentitel holten. Das Team versank im wohlverdienten Freudentaumel. Es sind rührende Szenen. Doch dann kommt Rubiales und stiehlt den grossen Moment: Noch von der Tribüne aus jubelt er Trainer Vilda zu und fasst sich dabei obszön an die Hoden. Auf dem Platz hebt er dann die Spielerinnen hoch und drückt fast jeder einen Kuss auf die Wangen. Und dann kommt Jenni Hermoso an die Reihe. Rubiales drückte ihr ohne Einverständnis einen Kuss auf den Mund.

Die Abrechnung

Einsicht bei Rubiales? Fehlanzeige! Bei einer ausserordentlichen Pressekonferenz des Verbandes sagt er:

Der Kuss, der Schmatzer. Es war eher ein Schmatzer. Er war spontan, beidseitig, aus Freude und einvernehmlich, das ist sehr wichtig.

Wegen so eines «Quatsches» trete er nicht zurück. Doch diese Rechnung hat der Chef ohne die Spielerinnen gemacht.

Nach dem skandalösen Auftritt von Rubiales ziehen die Spielerinnen gemeinsam an einem Strang. In einem Statement machen sie klar:

Solange der Frauenfussball unter der bestehenden Führung steht, betritt keine Spielerin den Platz.

Barcelona-Spielerin Alexia Putellas sagt: «Wir sind ein Team, wir lassen niemanden hängen.»

Ein grosser Knall, der zur Entlassung von Verbandschef Rubiales, Trainer Vilda und weiteren Männern führte. Und zu einem Happy End für die mutigen und kämpferischen Spielerinnen. Hermoso sagt in der Doku:

Das hat einen Präzedenzfall geschaffen, aus dem viele Frauen grosse Kraft schöpfen.

EINE KÄMPFERIN: Jenni Hermoso auf dem Weg ins Gericht. (Foto: Keystone)

Netflix ist mit der Aufarbeitung des Kuss-Skandals eine aufrüttelnde Doku gelungen, die zeigt: Fussball und Feminismus gehören zusammen.

Die Causa Rubiales

Ende Februar wurde Luis Rubiales für den Missbrauchsfall verurteilt. Die Strafe ist aber mehr lächerlich als fair: 10’800 Euro muss er hinblättern. Als Verbandspräsident verdiente Rubiales jährlich über 900’000 Euro. Er darf sich Hermoso während eines Jahres nicht näher als 200 Meter nähern. Und das war’s. Ein enttäuschendes Urteil für die Betroffene. Mit dem Übergriff wurde ihr der Triumph genommen: Hermoso sagte vor Gericht:

Als Frau fühlte ich mich nicht respektiert. Dieser Moment trübte einen der glücklichsten Tage meines Lebens.

Frauentag-Agenda: Das läuft am 8. März

ZÜRICH 

Workshop: Was tun gegen ­sexuelle Belästigung? Am 6. März ab 18.30 Uhr bei der Unia Zürich. Anmeldungen über diesen Link.

Demonstration zum «feministischen Kampftag» am 8. März ab 13.30, Treffpunkt Paradeplatz.

BASEL 

Unia-Stand zur Arbeitzeit­verkürzung von 10.00 bis 16.30 Uhr mit Malaktion für Kinder am Barfüsserplatz.

Demonstration zum ­«antipatriarchalen Kampftag» ab 17.00 Uhr, Treffpunkt ­Barfüsserplatz.

BERN 

Unia-Stand zur Arbeitzeit­verkürzung von 10.00 bis 13.00 Uhr auf dem ­Bärenplatz. Ab 14.00 Uhr ­Demonstration, Treffpunkt Schützenmatte.

THUN

Unia-Stand vor dem Coop Bälliz zum Thema Arbeitszeit und Arbeitszeitverkürzung.

BADEN 

Feministische Soliparty ab 21.45 Uhr im Royal Baden unter dem Motto «Marie isch STEIHÄSSIG».

WINTERTHUR 

Demonstration zum «feministischen Kampftag» am 7. März ab 19.00 Uhr, ­Treffpunkt Oberer Graben.

Weitere Aktionen finden in Delémont, Lausanne, ­Lugano, Neuenburg, Luzern und weiteren Städten statt. Alle Unia-Veranstaltungen rund um den 8. März finden Sie unter diesem Link.

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