1. Mai
10 spannende Fakten zum Tag der Arbeit

Wusstest du, dass die Forderung nach dem 8-Stunden-Arbeitstag schon im alten Rom diskutiert wurde? Zum 1. Mai ein paar spannende Fakten – mit einem Blick über den Gartenzaun.

BEFREIUNG DER ARBEIT: So proklamierte «Der neue Postillon», das sozialistische Satireblatt, 1907 den 1. Mai. (Bild: Archiv Stefan Keller)

1. Die Schweiz gehörte zu den ersten

Im Jahr 1890 beging die Schweiz zum ersten Mal den 1. Mai. Damit war sie eines der ersten Länder, die dem Kampf für bessere Arbeitsbedingungen einen Tag widmeten. Am Anfang der 1.-Mai-Bewegung stand die Forderung eines 8-Stunden-Tages. Schon am 1. Mai 1856 gingen Arbeiterinnen und Arbeiter in Australien dafür auf die Strasse. Der Ursprung der welt­weiten Bewegung geht aber auf die Arbeiteraufstände in den USA von 1886 zurück, vor allem auf den Haymarket-Aufstand von Industriearbeitern in Chicago. Die Schweiz folgte 1890 dem allerersten internationalen Aufruf der Sozialistischen Internationale zur Feier des 1. Mai – in Zürich, Basel und Genf gingen Tausende Menschen auf die Strasse. 

2. Schon im alten Rom wurde über den
8-Stunden-Tag diskutiert

Mit dem Industriearbeiterschutzgesetz hat die Schweiz 1919 den 8-Stunden-Tag eingeführt. Das war das erste Mal, dass eine maximale tägliche Arbeitszeit gesetzlich festgelegt wurde. Bis sich der 8-Stunden-Tag aber in der ganzen Schweizer Arbeitswelt durchsetzte, dauerte es noch viele Jahre. Dabei wurde die Idee, dass der Mensch nicht länger als 8 Stunden pro Tag arbeiten sollte, schon Jahrtausende vor der Industrialisierung diskutiert: Es gibt Texte aus dem antiken Rom, in denen Überlegungen über «massvolle Arbeitszeiten» angestellt wurden.

3. Am 1. Mai 2025 ist auch Weltpassworttag

Dieses Jahr fällt der Tag der Arbeit auf einen Donnerstag. Und am ersten Donnerstag im Mai ist jeweils Weltpassworttag. Unternehmen rund um die Speicherchip-Firma Intel haben den Tag ins Leben gerufen. Seitdem wird er jährlich dazu genutzt, um auf die Sicherheit von Passwörtern aufmerksam zu ­machen. Was sonst noch läuft am 1. Mai? Die Republik Marshall­inseln, ein Inselstaat im Pazifik, feiert ihren Unabhängigkeitstag. 

4. 1.-Mai-Teilnehmende lebten mal gefährlich

Am 1. Mai auf die Strasse zu gehen war früher viel riskanter als heute. Am Anfang der Bewegung, im späten 19. und im frühen 20. Jahrhundert, war der Tag in der Schweiz mehr als umstritten und in konservativen Kreisen nicht gerne gesehen. Die 1.-Mai-Demonstrationen wurden als Angriff auf die bürgerliche Ordnung wahrgenommen. Zeitweise wurden die Teilnehmenden gar ausspioniert: Sie wurden gefilmt, verfolgt oder sanktioniert, besonders während der Weltkriege. 

5. In über 80 Ländern ein gesetzlicher Feiertag

In über 80 Ländern gilt der Tag der Arbeit als offizieller Feiertag, zum Beispiel in Deutschland, Frankreich, Russland, Brasilien, Indien und China. Sogar in autoritär regierten Staaten wie Nordkorea wird er begangen – allerdings mit streng kontrollierten Paraden.

«Solidarität statt Hetze – gemeinsam stark!» Unter diesem Motto geht die Unia am diesjährigen Tag der Arbeit auf die Strasse. 2025 wird insbesondere gegen die ­Ausgrenzung von Menschen mit Migrationshintergrund, gegen die Sündenbockpolitik auf dem ­Rücken von Minderheiten und ­gegen den Sozialabbau und die Umverteilung nach oben gekämpft. Begleite uns und kämpfen mit uns! Hier erfährst du, was am 1. Mai wo läuft.

6. In China ist der Tag der Arbeit «golden»

In China heisst der Tag der Arbeit «Maifeiertag» oder «Goldene Woche des Mai». Millionen Chinesinnen und Chinesen reisen in dieser Zeit durchs Land, um Ferien zu machen oder Familie und Freunde zu besuchen. Denn frei sind hier gleich 3 Tage: Vom 1. bis zum 3. Mai sind Geschäfte, Regierungsbüros und Schulen geschlossen. Es gibt Paraden, Kundgebungen und andere Veranstaltungen von Gewerkschaften und Regierungsorganisationen. Das Ganze hat aber einen Haken: Damit die Arbeitnehmenden freimachen können, müssen sie – staatlich verordnet – den Sonntag davor und jenen danach durcharbeiten. 

7. Italien feiert mit einem Konzert

In Italien ist der Tag der Arbeit musikalisch: Das berühmte «Concerto del Primo Maggio» findet in Rom statt und zieht jeweils Hunderttausende Besucherinnen und Besucher an. Die grossen Gewerkschaften organisieren das Open-Air-Konzert, das im ganzen Land auch live im TV zu sehen ist. 

8. Ein bewusster Streiktag 

In vielen Ländern ist der Tag der Arbeit ein gesetzlicher Feiertag, an dem nicht gearbeitet wird. Das war aber nicht immer so. Bei der Einführung des 1. Mai 1890 war der Tag nicht als arbeitsfreier Tag angedacht worden. Im Gegenteil: Die Arbeit sollte bewusst niedergelegt werden, um ein Zeichen zu setzen, als Protest. Dass der 1. Mai heute ein Feiertag ist, ist das Ergebnis jahrzehntelanger Kämpfe.

9. Die Nazis instrumentalisierten den 1.Mai

In Deutschland haben die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten 1933 den 1. Mai zum «Tag der nationalen Arbeit» umbenannt und für Propaganda vereinnahmt. Sie feierten den Tag mit Pomp und Brimborium – und stellten nur einen Tag später ihre Doppelmoral unter Beweis: Am 2. Mai 1933 stürmten sie die Gewerkschaftshäuser, verhafteten Funktionäre und lösten die freien Gewerkschaften auf. 1945 organisierten überlebende Gewerkschafter, Sozialdemokratinnen und Kommunisten an Orten, die von den Alliierten schon befreit worden waren, bereits die ersten freien Maifeiern nach der Naziherrschaft – die Wehrmacht hatte da noch gar nicht offiziell kapituliert. Der Alliierte Kontrollrat bestätigte dann im April 1946 den 1. Mai als Feiertag.

10. Maiglöckchen in Frankreich 

Eine blumige Tradition gibt es in Frankreich: Da schenken sich die Französinnen und Franzosen am 1. Mai gegenseitig Maiglöckchen als Glücksbringer. Dieser Brauch ist älter als der Tag der Arbeit und verbreitete sich im 16. Jahrhundert, als König Karl IX. am Hof für alle sichtbar Maiglöckchen an Damen verschenkte – vorher hatte er das nur im Geheimen getan. Natürlich finden parallel dazu in Frankreich aber auch politische Demonstrationen statt. Viele Demonstrantinnen und Demonstranten tragen das Maiglöckchen im Knopfloch mit. 

Wer hat frei?

In der Schweiz ist der Tag der Arbeit nicht schweizweit ein gesetzlicher Feiertag, sondern nur in bestimmten Kantonen und Gemeinden. Als offizieller Feiertag und damit als arbeitsfrei gilt der 1. Mai in den Kantonen ­Zürich, Schaffhausen, Thurgau, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Neuenburg, Jura, Solothurn (ab 12 Uhr) und Tessin. In den Kantonen ­Luzern, Aargau und Bern ist der Tag nur in einzelnen ­Gemeinden und zum Teil nur für Verwaltungs­angestellte offiziell arbeitsfrei, so zum Beispiel in Aarau, in der Stadt Bern und in Biel. In einigen Gemeinden, zum Beispiel in Schüpfheim und Hildisrieden im Kanton Luzern und in der Gemeinde Muotathal im Kanton Schwyz, ist der 1. Mai ein Gedenktag für den lokalen Schutzpatron und deshalb ein gesetz­licher Feiertag.

Frei dank GAV

In den Kantonen, in denen der 1. Mai kein offizieller Feiertag ist, hängt es vom Arbeitgeber und vom individuellen ­Arbeitsvertrag ab, ob der Tag arbeitsfrei ist oder nicht. In einigen Branchen ist der Tag der Arbeit durch Gesamtarbeitsverträge (GAV) als arbeitsfreier Tag anerkannt, zum Beispiel im Baugewerbe, in der Gas­tronomie und in der In­dustrie. 






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