«Auszeichnung» für Knausrigkeit
Der geizigste Verband: Walliser Plattenlegerbosse halten die Löhne tief

Die Unia Wallis hat zum zweiten Mal in Folge den Verband der Walliser Plattenlegerchefs mit einer Raspel «ausgezeichnet». Der Preis ist kein Lob, sondern ein Mahnfinger für knausrige Arbeitgeber.

KEIN EHRENVOLLER PREIS: Die Unia Wallis vergibt die «Platin-Raspel». (Foto: Olivier Vogelsang / L’Evénement syndical)

Die «Goldene Raspel» ist ein Preis, den die Walliser Unia jedes Jahr vergibt. Sie ist nicht zu vergleichen mit dem Oscar. Unter Filmschaffenden wäre es eine Ehre, die Auszeichnung zwei Jahre in Folge zu gewinnen. Doch die «Goldene Raspel» ist kein ehrenwerter Preis. Und so erstaunt es nicht, dass der diesjährige Gewinner keine Lust hatte, die Auszeichnung abzuholen. 

Verluste für Büezerinnen und Büezer

Die «Goldene Raspel» geht nämlich jeweils an den Arbeitgeberverband im Kanton, der bei den Lohnverhandlungen am geizigsten war. Und das war, wie schon im Jahr zuvor, der Verband der Walliser Plattenlegerunternehmungen, kurz VWPU. Normalerweise hätte der Verband dafür die «Goldene Raspel» erhalten. Aber weil er dermassen knausrig ist, hat die Unia noch einen draufgelegt und dem VWPU die «Platin-Raspel» verliehen und – was für ein Service – auch gleich ins Haus gebracht. 

Der Verband der Plattenlegerbosse im Wallis ist der einzige, der seinen Büezerinnen und Büezern dieses Jahr gar keine Lohnerhöhung gewährt hat. Für die Plattenlegerinnen und Plattenleger ist das prekär. Die Walliser Unia schreibt in ihrer «Laudatio» zur Preisverleihung:

Zwei Jahre ohne Lohnerhöhung bedeutet, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter jetzt real 2,5 Prozent weniger Lohn haben.

Das schwarze Schaf im Wallis

Unter den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern aus der Baubranche im Wallis sticht der VWPU besonders hervor. Wie die Unia sagt, haben alle anderen Arbeitgeberverbände die Löhne heuer um mindestens zwei Prozent angehoben. Bei einer Inflationsrate von 0,7 Prozent bedeutet dies, dass den Büezerinnen und Büezern mehr Geld zum Leben übrigbleibt. Nur die Plattenlegerinnen und Plattenleger müssen untendurch.

Die Unia Wallis hält in ihrem Schreiben zur Preisverleihung fest:

Wir haben nicht nur eine Vollbeschäftigung, sondern sogar einen Personalmangel. Hinzu kommt ein allgemeiner Preisanstieg. Die Entscheidung, in einer solchen Lage die Löhne nicht zu erhöhen, ist schlicht nicht nachvollziehbar. Der Verband verdient es, dass wir nun mit dem Finger auf ihn zeigen.

*Dieser Artikel wurde zuerst in der französischsprachigen Unia-Zeitung «L’Evénement syndical» veröffentlicht und erscheint hier in einer leicht abgeänderten Version. 

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