Verhandlungen um den neuen Landesmantelvertrag beginnen
«Die Bauarbeiter werden keine Verschlechterungen akzeptieren»

Der Gesamtarbeitsvertrag für die 80 000 Bauleute ist einer der wichtigsten im Land. Nico Lutz, Leiter des Sektors Bau in der Unia, erklärt, was sich nun verändern muss.

UNIA-MANN NICO LUTZ: Er fordert im Namen der Bauleute mehr Schutz für die Gesundheit und familienfreundlichere Arbeitszeiten. (Foto: Manu Friederich)

Die Bauarbeiter sind stolz auf ihren Beruf. Sie sehen jeden Abend, was sie geleistet haben. Sie bauen die Schweiz. Sie machen aber eine harte und gefährliche Arbeit. Pro Jahr hat fast jeder sechste Bauarbeiter einen Unfall. Das Risiko ist dreimal höher als für alle Arbeitnehmenden in der Schweiz und zwanzigmal höher als bei Angestellten in Banken und Versicherungen.

Eines der Hauptrisiken auf Baustellen ist der steigende Druck. In den vergangenen zehn Jahren wurde mit weniger Bauarbeitern deutlich mehr gebaut. Der Umsatz im Bauhaupt­gewerbe nahm von 19,1 Milliarden Franken (2015) auf 23,4 Milliarden Franken (2024) zu. Das Baustellenperso­nal per Ende Juni nahm im gleichen Zeitraum von 77 063 Personen (2015) auf 75 927 Personen (2024) ab. Der verbaute Umsatz pro Person stieg um mehr als 20 Prozent an.

Reisezeit ist Arbeitszeit

Die Bauarbeiter bezahlen dafür einen hohen Preis. Sie haben lange Arbeitstage. Im Sommer beträgt schon die geplante Arbeitszeit meist neun Stunden pro Tag. Wir führten letztes Jahr eine breite Umfrage darüber durch, was die Bauarbeiter bezüglich Arbeitszeit ändern wollen. Mehr als 10 000 Bauarbeiter beteiligten sich. Die meisten gaben an, dass sie kürzere Arbeitstage wollen. Harte körperliche Arbeit und überlange Arbeitstage – das geht nicht. Darum fordern die Bauarbeiter: Acht Stunden sind genug! Und sie fordern, dass die Reisezeit zur Arbeitszeit zählen muss. Das ist auch verständlich: Die Bauarbeiter können nicht selbst entscheiden, wo ihre Baustelle ist. Wenn die Baufirma einen Bauauftrag annimmt, der am Morgen eine und am Abend wegen Stau zwei Stunden Wegzeit zur Folge hat, dann kann der Bauarbeiter nicht einfach kurz mal sein Familien­leben umorganisieren.

Mehr Geld für den Samstag

Die Bauarbeiter fordern zudem, dass die Pause am Morgen bezahlt ist. Die meisten Arbeitnehmenden in anderen Branchen machen am Morgen eine kurze Pause. Und die wenigsten müssen während dieser Zeit ausstempeln. Anders bei den Bauarbeitern. Sie arbeiten bei Wind und Wetter draussen, und die Viertelstunde Znünipause müssen sie dann noch nacharbeiten.

Eine weitere Forderung der Bauarbeiter ist, dass sie selbst darüber entscheiden können, ob sie geleistete Überstunden ausbezahlt erhalten oder zu einem späteren Zeitpunkt mit Freizeit kompensieren können. Die Bauarbeiter verlangen auch, dass Samstagsarbeit bewilligungspflichtig und mit ­einem höheren Lohnzuschlag belegt werden soll, damit sie effektiv eine Ausnahme bleibt. Wer fünf Tage hintereinander harte körperliche Arbeit auf der Baustelle geleistet hat, der braucht auch eine Pause von zwei Tagen.

Um die Gesundheit zu schützen, fordern die Bauarbeiter, dass bei extremer Hitze die Arbeit unter der prallen Sonne eingestellt wird. Wenn die Temperaturprogno­se 33 Grad übersteigt, dann sollen die Firmen schwere Arbeiten im Freien und an unbeschatteten Orten beenden.

Die Zahl der Hitzetage hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Es kann nicht sein, dass die Bauarbeiter, die bereits jetzt eine harte und gefährliche Arbeit machen, auch noch die Folgen der Klimaerwärmung ertragen müssen und ihre Gesundheit gefährden.

Mindestens die Teuerung

Eine wichtige Forderung der Bauarbeiter ist zudem, dass ihre Kaufkraft gesichert wird und sie eine Garantie erhalten, dass mindestens die Teuerung ausgeglichen wird. Zu oft haben die Baumeister in den letzten Jahren trotz bester Baukonjunktur eine Lohn­erhöhung für alle verweigert.

Die Vertragsverhandlungen 2025 werden alles andere als einfach. In der Vergangenheit forderte der Baumeisterverband immer wieder längere Arbeitstage, mehr Überstunden und tiefere Löhne für ältere Bauarbeiter – das Gegenteil von dem, was die Bauarbeiter brauchen. Die Bauarbeiter konnten in der Vergangenheit Verschlech­te­rungen im Vertrag verhindern und ­werden auch diesmal keine akzeptieren.

Für familienfreundliche ­Arbeitszeiten und mehr Respekt!

Alle an die grosse Bau-Demo nach Zürich!
Samstag, 17. Mai, 12 Uhr, beim Central

Die Infos gibt es unter diesem Link.

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