Frauenstreik- und Gewerkschaftspionierin Christiane Brunner (1947 – 2025)
Mutig, beharrlich, unüberhörbar

Sie war die erste Frau an der Spitze der Metallgewerkschaft SMUV und des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Und ohne ihren Mut und ihre Beharrlichkeit wäre es wohl nicht zum ersten Frauenstreik gekommen. Jetzt ist Christiane Brunner im Alter von 78 Jahren verstorben.

IKONE DES FEMINISMUS: Christiane Brunner. (Foto: Keystone)


Christiane Brunner hat sich stets für die Gleichstellung der Geschlechter stark gemacht. Sie hat die Stimme der Frauen in der Politik und in der Gesellschaft erhoben und sich für die Beseitigung von Diskriminierung und Ungleichheit eingesetzt. Ihr Engagement für feministische Themen war nicht nur eine persönliche Überzeugung, sondern auch ein zentraler Bestandteil ihrer politischen Agenda. Sie hat sich mit Herzblut dafür eingesetzt, die Frauen in der Arbeitswelt zu stärken.

Christiane Brunner wurde 1947 in Genf geboren. Sie wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Nach der Matura konnte sie dank eines Stipendiums Jura studieren. Schon früh zeigte sie ein starkes Interesse an gesellschaftlichen Themen und begann, sich aktiv in der Sozialdemokratischen Partei (SP) zu engagieren. Brunner präsidierte von 1982 bis 1989 den VPOD, von 1992 bis 2000 war sie die erste Frau an der Spitze der Metallgewerkschaft SMUV, einer Vorgängerorganisation der heutigen Unia. Von 1994 bis 1998 führte sie den SGB gemeinsam mit Vasco Pedrina als erste Frau. In ihrer langen politischen und gewerkschaftlichen Karriere war sie an vorderster Front an allen grossen sozialpolitischen Kämpfen beteiligt – für Gleichstellung, bessere Arbeitsbedingungen, kürzere Arbeitszeiten und eine soziale Schweiz. Sie unterstützte bewusst Frauen, und animierte sie in Politik und Gewerkschaften Verantwortung zu übernehmen.

Wenn Frau will, steht alles still

Gemeinsam mit der Uhrenarbeiterin Liliane Valceschini (1937 – 2019) initiierte Brunner 1991 den ersten Frauenstreik. Valceschini sagte im work : «Ich träumte vom Streik und stellte mir eine Schweiz vor, in der alle Frauen vereint die Arbeit ­niederlegen würden. Ein paar Tage später war ich in Bern mit Christiane Brunner vom Smuv verab­redet.» Die beiden Frauen sassen in einer Beiz und Valcescini sagte: «Hör mal, ich habe eine Idee, aber die ist etwas verrückt. Brunner wurde neugierig und wollte, dass ich Klartext spreche. Also liess ich die Katze aus dem Sack: Was hältst du davon, wenn wir Frauen am 14. Juni schweizweit in den Streik treten? Christiane war wie elektrisiert. Wie die mich angeschaut hat! Ihre Augen verrieten sofort: Sie war begeistert. Jetzt wusste ich, dass die Sache Fahrt aufnehmen wird.»

Der 3. März 1993

Zwei Jahre nach dem historischen Frauenstreik, am  3. März 1993, hätte Christiane Brunner in den Bundesrat gewählt werden sollen, doch sie wurde nicht gewählt. Stattdessen wurde Ruth Dreifuss SP-Bundesrätin. Im Interview mit RTS sagt Dreifuss heute:

Sie hätte das Amt mit Würde und Kompetenz ausgefüllt. Aber die bürgerlichen Parteien spielten ein perfides Spiel. Trotzdem kämpfte sie weiter – als Ständerätin und als Stimme der Frauenbewegung. Der Vorfall hat eine unglaubliche Kraft ausgelöst: Frauen aus dem ganzen Land solidarisierten sich. Und das bleibt.

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